Stadt der Finsternis 03: Duell der Schatten
Story:
Die Midnight Games sind ein geheimnisumwobenes Turnier in Atlanta. Als ein Freund von Kate Daniels in der Nähe des Austragungsorts halbtot aufgefunden wird, ermittelt die Söldnerin. Dabei kommt sie einer Verschwörung auf die Spur, die sie unweigerlich in eine Spirale aus Tod und Verzweiflung hineinzieht.
Meinung:
Nach "Die Dunkle Flut" erscheint jetzt der dritte Band von Illona Andrews "Stadt der Finsternis"-Reihe. Ein vierter Teil wird im Januar 2011 hier herauskommen, und weitere Bücher sind bereits geplant. Man darf sich also auf noch mehr Erzählungen des Ehepaares freuen, welches sich dieses Pseudonyms bedient.
Dieses Mal hat Kate Daniels es geschafft und sich richtig in Schwierigkeiten gebracht. Zufälligerweise kriegt sie mit, wie Jim, ihr Arbeitskollege und gleichzeitig Sicherheitschef beim Rudel, der Vereinigung aller Gestaltwandler in Atlanta, versucht, den Mord an einem fremden Werwesen zu vertuschen. Dies ist insofern ein Problem, als das er eigentlich Curran, dem absoluten Alphatier aller Wechselwesen, Rede und Antwort zu stehen hat. Und dieser erfährt erst durch eine unbedachte Äußerung der Söldnerin von dieser Sache. Doch es kommt noch schlimmer: Sie erfährt, dass Jim hinter dem Rücken seines Anführers insgeheim an einem Kampfturnier teilnimmt, was sein Alpha eigentlich all seinen Untergebenen bei Strafe verboten hat. Und auch sie selbst kann nicht lange neutral bleiben, als Derek, ein junger Werwolf und gleichzeitig ein weiterer guter Bekannter von ihr, bald halbtot nahe des Austragungsorts des brutalen Wettkampfes aufgefunden wird. Daraufhin nimmt Kate an den Gladiatoren-Kämpfen teil und stößt bald auf eine ungeheure Verschwörung, die zum Teil mit ihrer Vergangenheit zu tun hat.
Im Vergleich zu seinen Vorgänger-Bänden ist "Duell der Schatten" sehr blutig und brutal geraten. Detailliert kriegt man geschildert, wie in einem Kampf Mann gegen Mann ein Gegner im wahrsten Sinne des Wortes zu Muß geprügelt wird. Dies ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack, trägt jedoch deutlich zu einer Atmosphäre bei, bei der man als Leser das Gefühl hat, das wirklich alles passieren kann.
Beeindruckend ist aber auch der stetig wachsende Cast des Romans, bei dem man merkt, wie sehr sich inzwischen einige Figuren überraschend weiterentwickelt haben. Dies trifft vor allem auf Derek zu, der dem Leser inzwischen sehr ans Herz gewachsen ist. War er anfangs noch ein pubertierender Jüngling, der sich, um sich vor anderen zu beweisen, mit der Falschen anlegte, ist er jetzt ein Mensch, der das Wohl von anderen über das seine setzt. Diese Veränderung ist nicht plötzlich passiert, sondern hat sich im Laufe der letzten Bände aufgebaut. Je mehr man über ihn, seine schreckliche Vergangenheit - er ist der einzige Überlebende seiner Familie - und seine Heldenverehrung für Curran, der ihm das Leben rettete, erfuhr, desto glaubwürdiger und nachvollziehbarer wurde die Figur.
Jede Person, die im Roman vorkommt, gibt viele kleine und große Geheimnisse preis, die ans Tageslicht kommen, und so manches Rätsel aufklärt. Zum Beispiel, wieso Doctor Doolittle, benannt nach dem berühmten Roman-Figur von Hugh Lofting, für das Rudel arbeitet, obwohl er doch augenscheinlich eher ein Mensch ist. Die Antwort ist, dass der Leser sich hier ein wenig geirrt hat, denn der Arzt ist ein Werwesen, wenn auch seine animalische Seite nicht so offensichtlich ist, wie die einiger seiner anderen Gestaltwechsler.
Doch auch über Kate Daniels' Vergangenheit erfährt der Leser endlich einiges mehr. Bislang hat man in dieser Hinsicht nur Andeutungen erfahren, doch dieses Mal kriegt man die ganze Wahrheit präsentiert. Und die ist, gelinde gesagt, schockierend und erklärt einiges, unter anderem, wieso die Heldin des Romans immer darauf bedacht ist, kein Blutstropfen von sich selbst zu hinterlassen. Dies liegt daran, dass sie von ihrem Vater, einem mächtigen Wesen, nicht gefunden werden möchte.
Doch über die Spannung und die Überraschungen vergisst Ilona Andrews nicht, auch die anderen Aspekte zu berücksichtigen, die ihre "Stadt der Finsternis"-Reihe so hervorstechend macht. Auch der so für die Serie so typische Humor kommt dieses Mal nicht zu kurz. Wenn beispielsweise eine Frau sich in einen Tiger verwandelt, für die ersten Momente nach dem Wechsel ihr Kurzzeitgedächtnis verliert und daher nicht mehr weiß, wie sie in diese Gestalt gekommen ist, kann man sich zumindest ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Ebenso bemüht sich die Autorin um die Beziehung zwischen Kate und Curran. Wie üblich knistert es gehörig zwischen den beiden, was die Autorin dieses Mal sogar ein wenig mehr auf die Spitze treibt, ohne jedoch einen der beiden endlich dazu zu bringen, ihre offensichtlichen Gefühle füreinander offen auszusprechen. Es stellt sich also weiterhin die Frage, ob und wann die beiden sich endlich kriegen.
Fazit:
Ilona Andrews "Stadt der Finsternis 03: Duell der Schatten" ist im Vergleich zu den Vorgänger-Romanen wesentlich dramatischer und brutaler, was sicherlich nicht jedermanns Geschmack ist. Der Cast der Roman-Reihe wächst weiterhin, und mehrere Geheimnisse kommen ans Tageslicht, die für die eine oder andere Überraschung sorgen. Dabei kommt der typische Humor der Serie nicht zu kurz, und ebenso vergisst die Autorin nicht, die knisternde Beziehung zwischen Curran und Kate Daniels weiter auszubauen.
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