Die Feinde des Imperators
Story:
Rom, am Ende der Republik. Nach dem gewonnenen Bürgerkrieg gegen Pompeius ist Cäsar Diktator. Jetzt wendet er sich anderen Projekten zu, beispielsweise dem Kalender. Denn der ist längst aus den Fugen geraten, zwischen den kalendarischen und den tatsächlichen Jahreszeiten liegen fast drei Monate. Um den neuen Kalender zu entwickeln, holt Cäsar einige berühmte griechische und orientalische Gelehrte nach Rom.
Decius Caecilius Metellus soll ihnen assistieren und vor allem dem Volk das neue System schmackhaft machen. Denn darin sind einige höchst ungewöhnliche Ideen enthalten. Wie kann es beispielsweise sein, dass nicht jeder Monat im Jahr gleich viele Tage hat? Und was ist mit den drei Monaten, die kurzerhand gestrichen werden sollen, damit der Januar auch wieder im Winter stattfindet? Und überhaupt, kann sich das römische Volk von Ausländern seinen Kalender vorschreiben lassen?
Die Volksseele kocht, und Decius hat alle Hände zu tun, die Menschen vom neuen Kalender zu überzeugen. Als einer der Gelehrten ermordet wird, wird Decius' Ausgabe nicht einfacher. Cäsar betrachtet den Tod des Philosophen, der in seinem Auftrag arbeitete, als Angriff auf sich selbst. Decius sollte die Sache besser schnell aufklären...
Meinung:
Dieser dreizehnte Band aus John Maddox Roberts' SPQR-Reihe ist in einer Hinsicht etwas ganz besonderes: Die Originalausgabe ist erst nach der Übersetzung erschienen. Während Goldmann die deutsche Ausgabe im Frühjahr 2009 herausbrachte, kam "The Year of Confusion" in den USA erst im Februar 2010 heraus.
Inhaltlich ist der Roman hingegen ein typischer Vertreter seiner Reihe, der ähnliche Qualitäten aufweist wie viele seiner Vorgänger: Eingewoben in eine spannende Geschichte erfährt der Leser einiges über die Atmosphäre im Rom dieser Tage und die damalige Politik. Dabei fällt dieses "versteckte Lehrbuch" nie unangenehm auf. Gleichzeitig bietet "Die Feinde des Imperators" einen soliden Kriminalfall, der auch in anderen Epochen funktionieren würde. Dabei ist die große Politik zwar immer ein Thema, aber hinter allem steckt nicht wie speziell in den ersten SPQR-Bänden häufig eine Intrige mächtiger Römer gegen andere mächtige Römer. Der Band ist also tatsächlich ein "Krimi aus dem alten Rom" und nicht ein verkappter Politthriller oder Abenteurroman.
Sex und Gewalt kommen zwar vor, aber nicht in zu großem Ausmaß. Man kann den Roman also auch jüngeren Lesern in die Hand geben, solange diese die Vorstellung von einer Frau, deren schiere Anwesenheit die Männer völlig aus dem Konzept bringt, verkraften können. Und auch wenn es schon der dreizehnte Band der Reihe ist, lässt sich "Die Feinde des Imperators" im Zweifel auch ohne Vorkenntnisse lesen. Mehr Spaß macht es allerdings sicher, wenn man die restliche Serie ebenfalls kennt.
"Die Feinde des Imperators" liest sich in gewisser Weise wie ein Neustart der Serie. Die letzten Worte des Vorgängerbandes, "Das Orakel des Todes", hätten einen guten Abschluß bilden können. Auch inhaltlich brechen mit diesem Band, der als erstes nicht mehr in der Republik, sondern unter Cäsars Diktatur spielt, gewissermaßen neue Zeiten an. Decius Caecilius Metellus ermittelt aber auch in der neuen Ära wie gewohnt. Nach Medienberichten arbeitet der Autor bereits am vierzehnten Band. Wenn der die Reihe in dieser Qualität fortsetzt, hat der Leser kaum etwas dagegen einzuwenden.
Fazit:
Einerseits ein Neustart von SPQR, der andererseits viele der Qualitäten der Serie in sich vereint.
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John Maddox Roberts
Die Feinde des Imperators
The Year of Confusion
Übersetzer: Bärbel und Velten Arnold
Erscheinungsjahr: 2009
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Goldmann Verlag
Preis: € 7,95
ISBN: 978-3442456864
352 Seiten
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