Lange Zähne
Story:
Tommy Flood ist aus der Provinz nach San Francisco gekommen, um Abenteuer zu erleben. Aber er hätte wohl kaum gedacht, dass sein neues Leben gleich so abenteuerlich werden würde. Eine hübsche Rothaarige engagiert ihn, für sie Behördengänge, Einkäufe und so weiter zu erledigen – alles, was tagsüber getan werden muss.
Denn Jody ist ein Vampir. Ein anderer Untoter hat sie sich vor einigen Tagen buchstäblich von der Straße weg geschnappt und zu seiner ewigen Gefährtin der Nacht gemacht. Nur dass Jody so gar kein Interesse an einem Leben als blutsaugendes Monster hat. Aber ihr „Vater“ hat so seine Methoden, sie zu überzeugen, unter anderem Leichen, die er wie die Katze gefangene Vögel auf Jodys Türschwelle hinterlässt. Das macht natürlich auch die Polizei auf Jody und Tommy aufmerksam. Als dann noch die Packer aus Tommys Nachtschicht im Supermarkt und der Kaiser von San Francisco mitmischen, ist das Chaos komplett.
Meinung:
Nach Dämonen, Dschinns oder Crow-Göttern widmet sich Christopher Moore in diesem Roman einem Thema, das spätestens seit Anne Rice und Stephenie Meyer furchtbar "in" ist: Vampire. Aber diese Variante können auch alle unbesorgt lesen, denen die ewig gutaussehenden, von pubertären Mädchen angeschmachteten Untoten auf die Nerven gehen. Die pubertären Mädchen natürlich auch.
Moore zeigt in "Lange Zähne" wieder einmal sein Talent für Absurdität und Komik. Vampirin Jody beim Frust-Shoppen, ihre mangels regelmäßigem Anruf zu Hause beleidigte Mutter zu Besuch, Tommy und die Partnerschaftstests aus der Frauenzeitschrift oder die Experimente, was ein Vampir denn nun alles kann oder nicht kann. Wenn man tagsüber de facto tot ist und man die Körperwärme der Menschen sehen kann, bekommt "Du verstehst mich einfach nicht!" im Beziehungskrach eine ganz neue Dimension. Der Roman sprüht geradezu vor Ideen. Dass dabei mal der eine oder andere Gag mehr um seiner selbst willen da steht als im Dienst der Geschichte, sei verziehen.
Dabei gehen die Witze, wie bei Moore gewöhnt, grundsätzlich nicht auf Kosten der Charaktere. Apropos Charaktere, dieser Roman wirkt ein Stück "persönlicher" als die meisten anderen des Autors. Man bangt noch etwas mehr mit, wenn Jody und Tommy sich mit den Widrigkeiten des Lebens und des Nicht-Mehr-Lebens auseinandersetzen müssen. Und spannend ist die Geschichte durchaus, wenn beispielsweise der unvermeidliche Polizist Rivera in stärkerer Gefahr schwebt als ihm bewußt ist, oder Jody in letzter Sekunde vor dem Sonnenaufgang gerettet wird.
Der Leser hat auch irgendwie den Eindruck, dass die beiden Protagonisten hier dem Autor einen Tick mehr am Herzen liegen als in seinen anderen Büchern. Ein Hinweis darauf mag sein, dass "Lange Zähne" das zweite Szenario ist, das Christopher Moore neben dem Küstenkaff Pine Cove in mehreren Romanen verfolgt. Wer Gefallen gefunden hat, kann Jody und Tommy in "Liebe auf den ersten Biss" wieder treffen.
Fazit:
Vampire, Geflügel-Bowling und Beziehungszoff. Christopher Moore zieht alle Register und liefert einen absurd-komischen Roman der Extraklasse ab.
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Christopher Moore
Lange Zähne
Bloodsucking Fiends
Übersetzer: Ute Thiemann
Erscheinungsjahr: 2007
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Heyne Verlag
Preis: € 8,95
ISBN: 978-3-442-46386-2
384 Seiten
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