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Selbstheilung mit Eckart von Hirschhausen
Ein heiteres Highlight auf der Buchmesse war das Interview mit Dr. med. Eckart von Hirschhausen und seine einige Stunden später stattfindende Lesung von „Glück kommt selten allein“.
Im Interview sprach Herr von Hirschhausen von einer Erkenntnis, die er im Gesundheitsmagazin des HR hatte: Er predigt dort immer genau die gleichen Sachen: Nicht rauchen, Bewegen, Gemüse essen – aber letztenendes sehen genau die Leute, die solche Ratschläge wirklich nötig hatten, sich das Gesundheitsmagazin nicht an. Da er also über diese Sendung nicht das richtige Zielpublikum erreicht, versucht er es über das Kabarett, Deutschland gesünder, bzw. glücklicher zu machen.

Um also glücklich zu werden, ist es nötig, das Glück überhaupt wahrzunehmen und den Blick dafür zu schärfen. Wenn man aber nun festgestellt haben sollte, dass man durch den Verzehr von Schokolade glücklich wird, ist es auf Dauer wichtig, „kontrastieren“ zu können, mit anderen Worten: Ein Stück statt eine Tafel Schokolade essen. Da man sich schnell an Glück gewöhnt, sollte man also ab und zu, wie Hirschhausen sagt, „das Glück auf Null pegeln“, das Glück also kultivieren und genießen.
Allerdings gibt es laut Hirschhausen zwei Ausnahmen, die man immer ohne Eingrenzung genießen sollte: Nämlich Freunde und soziale Kontakte sowie Musik. Deshalb plädiert er auch dafür, das Singen in Gruppen wieder viel mehr zu praktizieren. Beispielsweise, führt er an, war er einmal in einem Hotel in Nepal, wo der Strom ausgefallen ist. Weiterhin war dort eine Gruppe von deutschen Physiotherapeuten, und schließlich haben dann alle zusammen „Der Mond ist aufgegangen“ gesungen – und alle waren enttäuscht, als der Strom plötzlich wiederkam! Singen und Tanzen, so Hirschhausen, sind der direkte Weg ins Glück!
Ein weiterer entscheidender Glücksfaktor ist die persönliche Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit: Sieht man sich als Opfer, oder erkennt man die Aussicht auf neue Impulse? Als Übung soll man sich jeden Morgen überlegen, wofür man an diesem Tag aufsteht… Hirschhausens Tipp: Wenn man keinen Grund zum Aufstehen findet, sollte man am besten direkt liegen bleiben!

In der Lesung, später am Tag, stellte sich heraus, dass Eckart von Hirschhausen eigentlich keine Lust hatte, einfach nur vorzulesen, und viel lieber frei über Sachen sprach, die Leute unglücklich machen. Als konkretes Beispiel führte er die Situation auf der Buchmesse an: Man sieht keinen Himmel, bekommt keine frische Luft, hat wenig soziale Kontakte, hat einen überfüllten internen Kurzzeitspeicher und läuft mit Scheuklappen durch die Gegend… Und überhaupt, erregte sich Herr von Hirschhausen, warum ist es eigentlich so laut in der Umgebung einer kleinen Lesung, die mitten in einer vollen Messehalle stattfindet? Spontan kletterte er auf einen Sessel, reckte sich an den Kunststoff-Trennwänden hoch und brüllte ins Mikrophon: „Ey seid mal ruhig, ich lese hier!!“ Alle haben sich köstlich amüsiert – der Geräuschpegel hat sich allerdings trotzdem nicht geändert.
Überhaupt fragt er sich, warum die Deutschen so unglücklich sind. Auf der Liste mit dem höchsten Lebensstandart stehe Deutschland auf Platz 4, aber auf der „Glücklichkeitsliste“ nur auf Platz 35. In Deutschland, führt Hirschhausen aus, gelte es als ein Zeichen für Intellekt, wenn man an einer Sache etwas zu kritisieren finden würde, während es in Amerika genau umgekehrt sei. Auch letztere Einstellung sei zwar falsch, aber trotzdem, als abschließenden Gedanken bekamen wir Zuschauer die Parabel mit auf den Weg: „Wenn man Scheiße immer nur umrührt, wird kein Gold draus.“ Mit anderen Worten: Man ist, womit man sich beschäftigt. Wenn man sich permanent mit negativen Gedanken beschäftigt, macht einen das auch nicht glücklich.

War beim morgendlichen Interview die Abschlussfrage ungeklärt geblieben, ob nun drei Vierkornbrötchen oder vier Dreikornbrötchen gesunder sind, so könnte es zumindest einfacher sein, Hirschhausens Rat am Ende der Lesung zu beherzigen: Wünschen Sie sich nicht, wie die Anderen zu sein – Andere gibt es schon genug!

Daten dieses Berichts
Bericht vom: 17.10.2009 - 23:11
Kategorie: Tagebuch
Autor dieses Berichts: Skrollan Kannengießer
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