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Heimweg mit Hindernissen

Es gibt kein Bier auf Hawai, und keinen Fahrstuhl auf A1. Und im ernsthafteren Ton, mit einer Straßenbahn sollte man sich nicht anlegen.

Aber der Reihe nach. Heute morgen war ich wie gewohnt mit dem Auto zum Parkhaus Rebstock gefahren und von dort mit dem Pendelbus zur Buchmesse. Vorhin wollte ich den Weg in umgekehrter Richtung machen. Bis zum Parkhaus hat das auch wunderbar geklappt.

Dort stellte sich allerdings die Frage, wo ist jetzt mein Auto? Ich hatte mir nicht ganz genau gemerkt, wo ich es abgestellt hatte, war aber der Überzeugung, es wäre einer der untersten Ebenen im Block A gewesen. Wer das Rebstock-Parkhaus nicht kennt: Wenn man mit dem Shuttlebus dort ankommt, geht es durch eine Halle hinauf auf Ebene A2, wo man auch hinüber zu den Blocks B und C kommt. Auf A2 standen auch diverse Autos, aber nicht meines. Vielleicht doch A3? Auch reichlich Fahrzeuge, aber nicht das gewünschte dabei. A4? Nein. Probieren wir Block B. B1 - nein. B2 - nein. B3 - nein. Im Block C hatte ich auch kein Glück. Sollte mir tatsächlich jemand das Auto aus dem Parkhaus geklaut haben, oder hatten mich vier Tage Buchmesse bereits so geschafft, dass ich nicht mehr in der Lage war, es zu finden?

Also habe ich nochmal auf allen Ebenen ganz genau geschaut. Dabei ist mir aufgefallen, dass es scheinbar kein A1 gab. In den Aufzügen fehlte der entsprechende Knopf, und auf A2 gab es (im Gegensatz zu B2 und C2) keine Rolltreppe nach unten. Naja, in diesem Stockwerk war vermutlich die Technik untergebracht, oder irgendwelche anderen internen Bereiche, in denen Otto-Normal-Parker nichts verloren hat.

Nachdem sich mein Auto immer noch nicht eingefunden hatte, habe ich das Parkhauspersonal um Hilfe gebeten. Und ich erfuhr, dass ich damit längst nicht der einzige war: Schätzungsweise zehn Mal am Tag findet jemand sein Auto nicht wieder. Der nette Herr bat mich, zu warten, es würde nicht lange dauern.

Es dauerte dann doch etwas länger, denn auch mein freundlicher Helfer fand mein Auto zunächst nicht. So langsam begann in mir die Ahnung aufzusteigen, dass ich es mit einer Premiere zu tun haben könnte. Denn wie der Parkhausangestellte sagte, wäre ich der erste, dem man das Auto tatsächlich gestohlen hätte. Aber es war nun einmal nicht mehr da - oder?

Der nette Herr begab sich nochmals auf die Suche und spannte diesmal auch seine Kollegen mit ein. Und einer dieser Kollegen entdeckte mein Auto dann tatsächlich, wie es ganz friedlich auf mich wartete. Wo es war? Manche werden es schon ahnen, auf der Ebene A1. Die gibt es nämlich sehr wohl. Allerdings kommt man dort weder mit dem Fahrstuhl noch mit den Rolltreppen hin, im Gegensatz zu allen anderen Ebenen von Block A bis Block C. Auf A1 gelangt man nur über das doch etwas versteckte Treppenhaus. An diese Ebene (die man eigentlich auch A 9 3/4 nennen könnte) hatte der Herr, der mir zunächst geholfen hatte, zuerst auch nicht gedacht. Und ich selbst war am morgen offenbar so unaufmerksam der Herde hinterhergetrottet, dass ich mir nicht gemerkt hatte, dass ich eine "gewöhnliche" Treppe und keine Rolltreppe hinaufgekommen war.

Nachdem mir die halben hessischen Mittelgebirge vom Herzen gefallen waren und ich meinen Rettern meinen Dank abgestattet hatte, habe ich mich auf die Heimfahrt begeben. Dabei gab es nochmal eine kleine Schrecksekunde, diesmal mit vermutlich ernsterem Hintergrund als ein verschlamptes Auto - aber glücklicherweise nicht für mich selbst.

Denn auf der Fahrt durch Frankfurt in Richtung Autobahn wurden weiter vorne plötzlich viele Blaulichter sichtbar. Was ist da bloß los? Genau hinter mir machten zwei weitere Polizeifahrzeuge, ebenfalls mit Blaulicht, die Kreuzung dicht, die ich eben überfahren hatte. War ich in eine Absperrung beispielsweise für einen Schwertransport geraten und würde hier jetzt die nächsten Stunden stehen? Stückchen für Stückchen ging es dann doch vorwärts, und nach einiger Zeit war auch zu sehen, womit sich die Polizei und die ebenfalls anwesende Feuerwehr befassen mussten. Eine Straßenbahn stand mit eingeschalteten Warnblinkern (wieder was gelernt, sowas haben Straßenbahnen also auch) kurz vor einer Haltstelle. Etwa auf Höhe der Haltstelle stand ein Auto quer auf den Schienen und hatte offenbar die Abgrenzung zwischen (Auto-)Fahrbahn und Straßenbahnschienen mitgerissen.

Das ist ein Anblick, bei dem man schon mehr als einmal schlucken muss. Und wenn die Polizei mit geschätzt einem halben Dutzend Fahrzeugen plus mindestens zwei Fahrzeuge der Feuerwehr vor Ort ist, dann ist da auch mehr zu tun als "nur" das Auto von den Schienen zu schaffen. Wenn man wie ich zu Hause in Darmstadt schon (glücklicherweise ebenfalls nur als Vorbeifahrer) feststellen musste, dass in den halben Meter Raum zwischen Straßenbahn und Oberleitungsmast ein komplettes Auto inklusive Insassen passt, hat man bei diesem Anblick keine guten Ahnungen.

Aber bisher finde ich keine Bestätigung, dass tatsächlich mehr als nur ersetzbares Blech zu Schaden gekommen wäre. Wollen wir also hoffen, dass für die Beteiligten an diesem aufregenden Freitagabend auch alles zu einem so harmlosen Ende gekommen ist wie bei meiner kleinen Auto-Odysee.



Daten dieses Berichts
Bericht vom: 12.10.2012 - 21:46
Kategorie: Tagebuch
Autor dieses Berichts: Henning Kockerbeck
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