Dunkelheit

Dunkelheit

Dunkelheit

Story:
Wir schreiben das Jahr 2060. Zeitreisen sind seit 40 Jahren zur Normalität geworden. Historiker reisen zu den unterschiedlichsten Events der Vergangenheit, um die Reaktionen und Gewohnheiten der Bevölkerungen zu studieren und Helden zu beobachten. Zentrale der Zeitreisen ist Oxford. Doch das Ganze ist nicht so einfach, wie es aussieht. Die Zeitreisenden müssen mit einem zeitlichen und örtlichen Versatz ihrer Ankunft in der Vergangenheit rechnen. Sollten die Zeitreisenden an einen Brennpunkt reisen wollen, so geht dies nicht. An einem Brennpunkt in der Zeit passiert derart viel, dass kleinste Änderungen im Ablauf katastrophale Auswirkungen auf die weiteren Ereignisse haben könnten. Gerade so, wie wenn eine Libelle in Asien einen Regenschauer in London auslösen würden...

Meinung:
Zeitreisen. Wer wird wohl nicht einen der Klassiker der Zeitreisen schlechthin kennen: Züruck in die Zukunft. Während dort die Änderungen in der Zeitlinie minimal waren, hatten sie doch oft erhebliche Auswirkungen. Connie Willis beugt dementsprechend von vorne herein vor, dass es bestimmte Gesetze gibt, die ein Zeitreisender einfach nicht beugen kann. Denn wenn er dazu in der Lage sein sollte, wird er entweder nicht zur gewünschten Zeit oder am gewünschten Ort durchgelassen. Das beruhigt zwar in gewisser Weise, sorgt aber im Laufe des Buches immer wieder für die bange Frage: Was wäre denn, wenn diese Gesetze doch gebrochen werden könnten?

Der Leser wird zunächst einmal in die Zukunft geleitet. Dort wird klar gemacht, welche Probleme Zeitreisende so haben können. Sei es in der richtigen Kleidung am gewünschten Ort einzutreffen oder aber viele andere Kleinigkeiten, wie passendes Geld oder die passende Ausbildung (Fahrstunden zum Beispiel) zu haben. Und vor allem begegnet man dabei den drei Hauptprotagonisten, zwei jungen Historikerinnen und einem Historiker, die zu verschiedenen Zeitpunkten rund um den Beginn des zweiten Weltkriegs reisen. Im Februar 1940 ist da zunächst einmal Eileen, die als Bedienstete in einem hochherrschaftlichen Anwesen die evakuierten Kinder aus London betreut und dort auf etliche Hindernisse trifft, die ihre Mission um Monate in die Länge ziehen.

Polly wird in den September 1940 zum Blitzkrieg nach London geschickt, wo sie mit den Bombardierungen klar kommen muss und die Menschen unter diesem Stress beobachtet. Und Mike kommt im Mai 1940 an, als von Dover aus die Evakuierung der britischen Armee aus Dünkirchen erfolgt. Besonders Mike wird erheblichen Problemen unterworfen, da er viele Meilen von Dover aus in Saltram-on-Sea ankommt und nicht nur zeitlich, sondern auch örtlich versetzt in der Vergangenheit zurecht kommen muss. Und dabei gerät er in erhebliche Schwierigkeiten.

Dunkelheit beginnt quasi als Episodenfilm, bei dem wir zeitlich versetzt verschiedene Personen begleiten. Das ist oft verwirrend und manchmal frustrierend, da Connie Willis geschickt mit Cliffhangern spielt. Immer wieder geschieht etwas und dann erfolgt der Schnitt zum weiteren Charakter. Das ist anfangs durchaus nicht einfach durchzustehen und erfordert Geduld, das es einem oft so vorkommt, dass irgendwie kein Weiterkommen zu verzeichnen ist. Das Buch nimmt aber irgendwann richtig Fahrt auf und es fällt dem Leser äußerst schwer eben jenes aus der Hand zu legen, um dann doch mal ein paar Stunden zu schlafen.

Daneben ist es faszinierend zu beobachten, wie detailreich Willis in die damalige Zeit eintaucht und man kann richtig schön nachvollziehen, wie schwer das Leben während des Krieges war und welche Hindernisse auftraten und wie viel Geduld und Durchhaltevermögen die Menschen damals haben mussten.

Ohne zu viel vorweg zu nehmen, muss doch gesagt werden, dass die Spannung besonders zum Schluss ins Unermessliche getrieben wurde. Denn hatten die Zeitreisen doch Auswirkungen auf die Vergangenheit? Connie Willis spielt denn auch zum Ende des Bandes sehr geschickt mit einem Cliffhanger. Und es ist sehr gut, dass Band 2 bereits in Kürze bei Cross Cult erscheint. Denn diese Spannung ist kaum auszuhalten.

Ja, Connie Willis Roman hat ein paar Längen. Ja, man muss sich erst einmal etwas reinfinden. Aber man wird belohnt.

Fazit:
Zeitreisen und deren vielleicht vorhandene Konsequenzen. Connie Willis spielt gekonnt mit Spannung und Cliffhangern. Wer kann sollte mit der Lektüre aber warten, bis Band 2 Mitte Februar erscheint, um dann die Geschichte in einem Stück lesen zu können.