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Der Preisträger 2008: Jean-Marie Gustave Le Clézio
JMGLeClezio_Gallimard
Bild: www.elisabethgrate.se /
Jacques Sassier © Editions Gallimard
Der Nobelpreis für Literatur geht in diesem Jahr an den französischen Schriftsteller Jean-Marie Gustave Le Clézio. Die Schwedische Akademie würdigt damit den Autor als "den Verfasser des Aufbruchs, des poetischen Abenteuers und der sinnlichen Ekstase, dem Erforscher einer Menschlichkeit außerhalb und unterhalb der herrschenden Zivilisation". Nach Frankreich ging der Nobelpreis für Literatur zuletzt vor fast einem Vierteljahrhundert, als 1985 Claude Simon geehrt wurde. Im Jahr 2000 wurde der in Frankreich lebende Exilchinese Gao Xingjian ausgezeichnet.

Jean-Marie Gustave Le Clézio wurde am 13. April 1940 in Nizza geboren. Seine Mutter war Französin, sein Vater ein Mediziner aus Mauritius. Dessen Vorfahren waren im 18. Jahrhundert aus der Bretagne auf die Insel im Indischen Ozean ausgewandert, die damals eine britische Kolonie war. Der Junge Le Clézio wuchs zweisprachig, französisch und englisch auf. Einige Jahre seiner Kindheit verbrachte er in Nigeria, wo sein Vater während der Krieges als Arzt gearbeitet hatte. Ab 1950 lebte Le Clézio wieder in Nizza. Nach dem Schulabschluß studierte er Literatur und Philosphie, unter anderem in seiner Heimatstadt, London und Bristol. 1983 erwarb er an der Universität Perpignan seinen Doktortitel mit einer Arbeit über die Frühgeschichte Mexikos. Bereits 1961 hatte Le Clézio seine Frau Rosalie geheiratet, mit der er eine Tochter hat.

Nach dem Studium lehrte der Autor an Hochschulen auf mehreren Kontinenten, darunter in Bangkok, Mexiko City und Boston. Außerdem arbeitete er als Lektor in Großbritannien und Frankreich. Bald jedoch konzentrierte er sich hauptsächlich auf sein eigenes Schreiben. 1963 veröffentlichte Le Clézio sein erstes Buch, "Procès-verbal" (deutsch "Das Protokoll"), für das er für den Prix Goncourt nominiert wurde und den Prix Renaudot erhielt. Bereits damals befasste er sich mit einem Thema, das in seinen Werken immer wieder eine Rolle spielen sollte: Eine Ekstase der Sinne, die aus außergewöhnlichen Geisteszuständen hervorgeht und auch im Wahnsinn enden kann. Ein zweites wichtiges Thema seiner Bücher ist die die Zivilisationskritik. Aus seiner Sicht ist die westliche Kultur zu monolithisch geworden, wie er einmal in einem Interview sagte. "Sie legt die größtmögliche Betonung auf ihre urbane und technische Seite und verhindert damit die Entwicklung anderer Ausdrucksformen, Religiosität und Gefühle, beispielsweise. Der Teil des menschlichen Wesens, der nicht zu verstehen ist, wird im Namen des Rationalismus aus dem Fokus genommen. Diese Erkenntnis hat mich dazu gebracht, mich mit anderen Kulturen zu beschäftigen."

Den Durchbruch in der breiten Öffentlichkeit schaffte Le Clézio 1980 mit dem Roman "Désert", der erst neun Jahre später in Deutschland unter dem Titel "Wüste" veröffentlicht wurde. Insgesamt schrieb Le Clézio über 40 Bücher, darunter auch einige Kinderbücher. Zuletzt in Deutschland erschienen ist "Der Afrikaner", in dem der Autor seine Erinnerung an seinen Vater und seine Zeit in Afrika schildert. In Frankreich ist bereits ein weiteres Buch, "Ritournelle de la faim" angekündigt. Nachdem Le Clézio jetzt mit dem Etikett "Nobelpreisträger" beworben werden kann, dürfte sich auch ohne Probleme ein deutscher Verlag dafür finden.


Special vom: 09.10.2008
Autor dieses Specials: Henning Kockerbeck
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Minen, Dynamit und der Nobelpreis: Die Geschichte
Von 1901 bis 2005: Frühere Preisträger
Der Preisträger 2006: Orhan Pamuk
Die Preisträgerin 2007: Doris Lessing
Fakten rund um den Nobelpreis für Literatur
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