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Die Totenleserin

Story:
Im Jahre 1171 wird eine Kinderleiche in Cambridge gefunden, weitere Kinder sind entführt worden. Schnell ist für die Bevölkerung klar, dass die Juden für den Tod des kleinen Jungen verantwortlich sind. Schließlich weiß ein jeder christlicher Bürger in Cambridge, dass die Juden Kinder bei heidnischen Riten opfern. Als es zu Unruhen kommt, ruft Heinrich II, König von England, einen Spezialisten, um das Verbrechen unauffällig aufzuklären. Doch der König ahnt nicht, dass die berühmte Hochschule von Salerno eine Frau schicken wird. Adelia, Pflegetochter eines jüdischen Arztes und eine der besten Absolventinnen der medizinischen Hochschule von Salerno, hat sich auf die Untersuchung von Toten spezialisiert. Doch im rückständigen England kann sie ihrem Beruf nicht offen nachgehen. Und so müssen sie und ihre Begleiter heimlich in einem Umfeld ermitteln, dass von Vorurteilen, religiösen Machtkämpfen, Aberglaube und politischen Intrigen geprägt ist.



Meinung:
Mit der mittelalterlichen Pathologin Adelia schuf die Autorin Adriana Franklin eine selbstständige, intelligente Frau, die nicht in das Rollenklischee ihrer Zeit passt. Auch wenn dies ein häufig genutzter Charakter für historische Romane ist, so ist die "Totenleserin" keine abgenutzte Figur. Die junge Medizinerin, die in einem relativ aufgeschlossenen und toleranten Umfeld studiert und praktiziert hat, wird durch den Auftrag, Spuren in der Cambridger Mordserie zu finden, mit einer Gesellschaft konfrontiert, die ihr fremd und einengend erscheint.

Kurz nach der Hinrichtung Thomas Beckets hat die Kirche mehr Macht über politische Entscheidungen - und somit auch über den König -, als je zuvor in der Amtszeit Heinrichs II. So ist auch jede Person, die sich anders benimmt als aus kirchlicher Sicht angemessen ist, und jede Frau, die mehr Wissen zeigt, als natürlich zu sein scheint (selbst wenn sie im Auftrag des Königs unterwegs ist), der Gefahr ausgesetzt, der Hexerei beschuldigt zu werden. Ein Risiko, dessen sich Adelia erst nach und nach bewusst wird.

In Adelias Begleitung befinden sich der jüdische Simon aus Neapel, der normalerweise als Mann für alle Fälle für seinen sizilianischen König schwierige Missionen unternimmt, und der Sarazene Mansur, welcher als Angestellter von Adelias Vater für die Sicherheit der jungen Frau verantwortlich ist. Simon ist gezwungen, seine Religion zu verbergen, denn bei der Stimmung, die in Cambridge herrscht, würde er schon Gefahr laufen, getötet zu werden, nur weil er Jude ist. Mansur hingegen kann seine Fremdheit nicht verbergen. Gegen sein Volk zogen die Kreuzfahrer – und noch sind die Kreuzzüge nicht vorbei.

Mit dieser für die Verhältnisse im historischen England höchst brisant zusammengestellten Gruppe schafft Ariana Franklin eine hervorragende Grundlage für einen mittelalterlichen Krimi. In ihrem Buch verbindet sie die Ereignisse der Zeit, die politische Stimmung und auch den Alltag der Menschen und verwebt sie zu einer spannenden und stimmigen Geschichte. Der Leser hat nicht nur das Gefühl, dass es zu dieser Zeit genauso in Cambridge gewesen sein muss, auch die Charaktere sind liebevoll, detailliert und überzeugend dargestellt. Sogar Adelia, die so gar nicht in ihre Zeit zu passen scheint, gewinnt durch einen Hintergrund, der an die berühmte Trotula von Salerno erinnert, an Glaubwürdigkeit.

Allerdings nimmt sich die Autorin auch ein paar historische Freiheiten. So verändert sie die Landschaft rund um Chambridge ein wenig zugunsten des Kriminalfalls und verwendet moderne Ausdrücke, um einen flüssigeren Lesegenuss zu ermöglichen. Aber all das fällt beim Lesen des Romans nicht negativ ins Gewicht. Die Sprache ist nicht so modern geraten, dass sie fehl am Platz wirkt. Und nur wenigen Menschen sollte auffallen, dass die englische Landschaft nicht hundertprozentig so aussieht wie geschildert.

Sehr schön ist die Darstellung der unterschiedlichen Lebensweisen in Salerno, Sizilien und England des 12. Jahrhunderts. Auch die Auswirkungen der Kreuzzüge, sowohl auf die Völker, in deren Länder die christlichen Kreuzfahrer einfielen, als auch auf diejenigen unter den Kreuzrittern, die mit offenen Augen auf eine ihnen fremde Kultur stießen, werden überzeugend geschildert. Dabei verschweigt die Autorin weder die Barbareien, die im Namen der christlichen Kirche begangen wurden, noch vergisst sie die positiven Neuerungen zu erwähnen, die durch die Kreuzfahrer nach Europa gebracht wurden.



Fazit:
Mit "Die Totenleserin" ist Ariana Franklin eine überzeugende Mischung aus historischem Roman und Kriminalfall gelungen. Sowohl die geschichtlichen Darstellungen als auch die Mordserie sind stimmig und glaubhaft dargestellt. Auch wenn der Schwerpunkt mehr auf dem historischen Teil des Romans liegt, kommt die Spannung in diesem Buch bei Weitem nicht zu kurz.



Die Totenleserin - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Ariana Franklin
Die Totenleserin
Mistress of the Art of Death

Übersetzer: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Erscheinungsjahr: 2007



Autor der Besprechung:
Konstanze Tants

Verlag:
Droemer

Preis:
€ 19,90

ISBN:
978-3-426-19739-4

478 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Spannender Kriminalfall
  • Überzeugende Darstellung eines historischen Englands
  • Komplexe und interessante Charaktere
Negativ aufgefallen
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Rezension vom: 03.10.2007
Kategorie: Historisches
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