Hörbuch: Eisfieber
Story:
In einem Hochsicherheitslabor in Schottland kommt es zu einem Zwischenfall. Ein Wissenschaftler infiziert sich mit einem tödlichen Virus, als er einen Hasen retten will. Danach befindet sich die gesamte Sicherheitsmannschaft in Alarmbereitschaft. Und doch können sie nichts gegen einen Diebstahl ausrichten, der mitten in einem Schneesturm passiert, denn der Dieb ist ausgerechnet der frühere Sicherheitschef und Sohn des Besitzers des Labors. Gestohlen wird ein hochgefährlicher Virus mit der Bezeichnung Madoba-2. In einem Wettlauf gegen die Zeit versucht die jetzige Sicherheitschefin Toni Gallo den Täter zu stellen, der sogar bereit ist seine eigene Familie in Gefahr zu bringen. Und dann gibt es ja auch noch zahlreiche Liebesgeschichten, die mit reinspielen…
Meinung:
Ken Follet ist bekannt dafür, dass er gerne das Nützliche mit dem Angenehmen verbindet. Kaum einer seiner Romane kommt ohne eine Liebesgeschichte aus, die tragisch zu enden droht und so ist es kein Wunder, dass er neben dem Motiv des Bioterrorismus auch das eines ausgewachsenen Familiendramas aufbaut, das viele einzelne Facetten hat. Toni Gallo verliebt sich in ihren Chef, hat nebenher noch mit ihrem Ex-Mann Frank zu tun, der ein Polizist ist und die Vorfälle bei Oxenford Medichal untersuchen soll, muss ihre Mutter zu Weihnachten betreuen und jagt den Verbrechern hinterher. Zu Beginn stellt sich der Leser – oder in diesem Fall der Zuhörer schon einmal die Frage, ob alleine diese Handlungsebene nicht schon den Autoren zu überfordern droht. Hinzu kommen aber noch einige weitere Familiendramen, rund um die Oxenfords, bei denen eine Affäre zwischen einer Schwester und dessen Schwager herauskommt und ein Cousin sich in seine Cousine verknallt. Das alles wird in einen Zeitraum von etwa einem Tag hinein gepresst.
Doch Ken Follet, wäre nicht Ken Follet, wenn er es nicht fertig bringen würde diesen Zwitter aus Familiendrama und Thriller zu einem erfolgreichen Ende führen zu können. Alle losen Fäden fügen sich schlussendlich sehr genial zusammen und bilden ein wirkungsvolles Ganzes. Zwar gibt es ein, zwei Situationen, die der Leser schon vorher vermuten kann, aber Follet zündet des Öfteren auch den Überraschungsturbo und kann über jeden Zweifel erhaben bleiben, dass er vielleicht schon zu viele Romane geschrieben haben mag.
Der Thriller plätschert anfangs noch etwas dahin, aber spätestens im zweiten Teil wird ganz offensichtlich ein weiteres Antriebsaggregat gezündet. Follet versteht es Höchstspannung zu erzeugen und es gelingt ihm auch in diesem Buch wieder auf herausragende Art und Weise. Der Leser oder auch der Zuhörer kann gar nicht anders, als dabei zu bleiben. Und so vergehen auch fast 8 Stunden Vorlesemarathon recht schnell.
Nun ist Franziska Pigulla sicher keine Unbekannte mehr. Die Sprecherin hat vor allem Agent Scully in der Erfolgsserie „Akte X“ über Jahre hinweg ihre Stimme geliehen. Aber auch ansonsten ist sie ständig präsent, betreut zum Beispiel auch viele Kurzfilme aus der Galileo-Redaktion auf Pro Sieben. Ihre Stimme ist unverkennbar und vor allem wundervoll anzuhören. So ist es also kein Wunder, dass auch dieses Hörbuch auf einem hohen Niveau rangiert, was die Qualität der Wiedergabe anbelangt. Pigulla kann durch ihre Erfahrung bei der Synchronisation einige Situationen auch herrlich schauspielerisch darstellen und wechselt fließend zwischen einer zickigen, einer ruhigen und einer männlichen Stimme hin und her.
Allerdings gibt es nicht nur Licht zu verzeichnen. Ab und zu entsteht der Eindruck einer etwas hektisch aufgenommenen Session. Manchmal fällt Franziska Pigulla aus ihrer Rolle heraus, manchmal wird ein Absatz nicht schauspielerisch aufgewertet, sondern einfach nur gelesen. Und es gibt ein zwei Anschlussfehler, bei denen eine deutlich andere Tonhöhe zeigt, dass hier die Aufnahme fortgesetzt wurde. Das kann aber eher ein Bearbeitungsfehler sein, denn es gibt technische Mittel und Wege, wie solche Fehler behoben werden können. Ob hier zu wenig Studiozeit zur Verfügung stand? Dies trübt insgesamt die Gesamtbewertung etwas.
Fazit:
Eisfieber ist spannend und ein interessanter Zwitter aus Familiendrama und Thriller. Franziska Pigulla ließt das Buch sehr gut und hörenswert.
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Ken Follet
Hörbuch: Eisfieber
Whiteout
Übersetzer: Till R. Lohmeyer, Christel Rost
Erscheinungsjahr: 2005
Autor der Besprechung:
Bernd Glasstetter
Verlag:
Lübbe Audio
Preis: € 20,95 |