The Secret History of Marvel Comics
Story:
Heutzutage ist Marvel Comics ein Unterhaltungsgigant. Doch seine Ursprünge liegen weit zurück. Und sind längst nicht so brilliant, wie man es meinen würde.
Meinung:
Es gibt, glaube ich, kaum jemanden, der nicht Spider-Man Captain America oder andere Marvel Comics Heroen kennt. Und die meisten Fans meinen, dass der Verlag seine Ursprünge erst kurz vorm zweiten Weltkrieg hatte. Dabei sind diese wesentlich älter. Und auch etwas problematisch, wie die Autoren Blake Bell und Dr. Michael J. Vassallo in ihrem Buch "The Secret History of Marvel Comics" feststellen.
Blake Bell ist ein Experte, was Steve Ditko angeht. Er lebt in Toronto und hat unter anderem die offizielle Webseite des publikumsscheuen Künstlers verwaltet. Des Weiteren hat er die Vorworte zwei der Ditko-Omnibusse des Marvel Verlags geschrieben.
Dr. Michael J. Vassalo ist der Inhaber des Timely-Atlas-Comicblogs, auf dem er umfangreiche Artikel über alles, was die Frühzeit des Verlages angeht, veröffentlicht. Ein Besuch lohnt sich.
Das Besondere an diesem Buch ist wirklich, dass er sich der Frühzeit von Timely Atlas widmet. Und damit sind nicht die Jahre gemeint, in denen die ersten Comics herauskamen. Vielmehr existierte der Verlag schon viel früher. Und er brauchte während der Zeit hauptsächlich Zeitschriften und Pulpmagazine heraus.
Die beiden Autoren jede Menge interessante Daten und Fakten. Und sie zeigen das Bild von einem Verlagschef, der nur auf das schnelle Geld aus war. Und der auf seine Mitarbeiter, vor allem auf seine Künstler wenig Wert legte. Ja, er setze ihre Leistung geradezu herab.
Martin Goodman ist in diesem Band quasi das Äquivalent eines Schurken. Einer Person, die nichts Gutes im Schilde führt. Und die Biographie dieses Mannes scheint dies zu bestätigen. So hat er einige Male einen Verlag gegen die Wand gefahren, konnte jedoch seinen Kopf aus der Schlinge ziehen und mit einem anderen einfach weitermachen. Die Rechnung mussten dabei fast immer seine Mitarbeiter bezahlt.
Immer wieder werden außerdem kleinere Einschübe eingebaut, in denen bestimmte Begriffe oder Trends näher erklärt werden. Auch diese tragen mit dazu bei, dass dieser Band so informativ ist. Denn die dortigen Infos sind zwar kurz, aber dennoch interessant zu lesen.
Gleichzeitig wird aber auch jede Menge Material aus jener Zeit abgedruckt. Anzeigen, Artikel oder Cover sind zu sehen, ohne einen Qualitätsverlust. Daran merkt man, dass es den beiden Autoren darum ging, wirklich erstklassige Arbeit abzuliefern.
Wobei sie das so oder so tun, denn in Sachen Informationen braucht man ihnen nichts vorzumachen. Und so begnügen sie sich nicht mit einer bloßen Schilderung der Schandtaten Martin Goodmans und seiner Manier, immer aktuellen Trends nachzuhetzen und nachzuahmen. Das nimmt rund ein Drittel des Buches ein.
Die beiden anderen Drittel werden durch Kurzbiographien der für Martin Goodman arbeitenden Künstler eingenommen. Hier stehen vor allem die Werke im Vordergrund, die keines Falls etwas mit Comics zu tun haben. So wirkt es ungewöhnlich, wenn man bei dem Abschnitt über Jack Kirby Abbildungen aus Pulp Fictions vorfindet. Doch so wird das Bild, das man über den Künstler hat, stark erweitert.
Der einzige Abstrich bei der Qualität sind die Kommentare gegenüber dem aktuellen Marvel Comics. Es wird dem Verlag vorgeworfen, die Tradition von Martin Goodman weiterzuführen und einfach nur Trends nachzuäffen. Die Kritik wird harsch geäußert und wirkt übertrieben und ist, meiner Meinung nach, nicht gerechtfertigt.
Deshalb sollte man in dieses Buch "Reinschauen".
Fazit:
"The Secret
History of Marvel Comics" ist ein sehr gutes Sachbuch. Die Autoren Blake
Bell und Dr. Michael J. Vassallo haben informative jede Menge wissenswerter Fakten
zu den Ursprüngen des Marvel Comics-Verlags herausgearbeitet. Dabei ist für sie
Martin Goodman quasi der Schurke der Story, was, angesichts seiner
dargestellten Taten, durchaus gerechtfertigt ist. Neben vielen Infos wird man
aber auch Kurzbiografien von berühmten Künstlern finden, wie zum Beispiel Jack
Kirby. Dabei bestechen diese vor allem dadurch, dass sie die Prä-Comicwerke
vorstellen. Ein sehr gutes Buch, dessen einziges Manko die unnötige und
übertriebene Kritik an den modernen Marvel Comics ist.
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