Der alte Mann und das Netz: Mein Vater entdeckt das Internet
Story:
Was für eine Katastrophe. Christians Vater hat sich im Internet angemeldet. Und sein Sohnemann soll ihm dabei helfen, sich zu Recht zu finden. Das kann nur eine Katastrophe werden.
Meinung:
Jede Person, deren Eltern weit über die 60 oder 70 Jahre sind, kennt die Probleme, die auftreten, wenn sich jene zum ersten Mal in die Welt der Computer und des Internets begeben. Was für einen selbst so einfach ist, wie Atmen, stellt sie vor große Herausforderungen. Auch Christian Humberg weiß darüber zu berichten. Was er auch in seinem Roman "Der alte Mann und das Netz" tut. Der Autor ist übrigens auch für die "Lebensratgeber" bekannt, die er gemeinsam mit Andrea Bottinger geschrieben hatte, wie zum Beispiel "Sorge dich nicht, beame!".
Christian ist freier Autor und Redakteur. Sein Leben könnte ruhig und friedlich sein, wenn da nicht sein Vater wäre. Und der hat eine neue, fixe Idee. Er will ins Internet. Und sein Sohn soll ihm dabei helfen.
Doch ob dies so eine gute Idee ist? Schließlich ist der alte Mann nicht gerade dafür bekannt, besonders technikaffin zu sein. Und was Fehler angeht, so sind immer die anderen Schuld. Er selbst zeigt sich dabei wiederholt erstaunlich beratungsresistent. Und so folgt für den Sohnemann eine Zeit des Leidens.
Die Ausgangssituation des Romans dürfte vielen Leuten bekannt vorkommen. Ihre Eltern, in Würde gealtert, beginnen sich für die weite Welt des Internets zu begeistern. Nach dem man ihnen mit mühevoller Kleinarbeit die Arbeit am PC beigebracht hatte, fängt man damit an, sich vor dem zu fürchten, was als nächstes kommt.
Und in der Tat bestätigt der Autor die schlimmsten Klischees, die sich daraus ergeben. Was aber auch daran liegt, dass er mit seinem Vater eine geeignete Figur eingebaut hat, die eben dies ermöglicht. Christian Humberg stellt seinen Erzeuger als einen besserwisserischen engstirnigen alten Mann dar, der immer seine eigene Meinung hat und die der anderen nicht gelten lässt.
Und trotzdem spürt man zwischen den Zeilen die Liebe des Schriftstellers zu seinem Erzeuger. Wobei natürlich nicht ganz klar ist, wo die Realität aufhört und die Fiktion anfängt. Was ist Wahrheit, was erfunden? Natürlich kann man davon ausgehen, dass ein Großteil der Handlung so nicht stattgefunden hat. Zu übertrieben wirkt die Darstellung. Doch es müssen gewisse Grundereignisse stattgefunden haben, um den Autoren zu diesem Roman inspiriert zu haben.
Über weite Teilen der Handlung ist der Humor des Buches auch sehr gut. Immer wieder wird man schmunzeln und sich über die Eskapaden des Vater-Sohn-Gespanns amüsieren. Vor allem die Rückblenden in die Vergangenheit, als Christian Humberg selbst erste Schritte mit dem Internet unternahm sind gelungen.
Doch irgendwann überdreht der Autor. Der Humor wirkt nicht mehr lustig, sondern forciert. Was sich vor allem am Ende bemerkbar macht, dass einfach nicht mehr überzeugend gestaltet ist. Die Schlusspointe zündet nicht, sie versackt!
Und deshalb wird der Roman auch zum "Reinschauen" empfohlen.
Fazit:
Mit "Der alte Mann und das Netz" beschäftigt sich Christian Humberg mit Thema Alte Menschen und Internet. Er tut dies auf eine sehr humorige Art und Weise. Er scheint die schlimmsten Klischees zu beschäftigen, tut dies aber auch nur dank seinem übertrieben dargestellten Vater. Man spürt zwischen den Zeilen die Liebe des Autors zu seinem Erzeuger, was ihn allerdings nicht davon abhält, diesen kräftig durch den Kakao zu ziehen. Schade nur, dass der Humor gegen Ende überdreht und forciert wirkt.
|