HALO - Frisches Blut
Story:
Matt Forbeck ist ein Profi, wenn es darum geht etwas zu schreiben, dass auch nur entfernt mit Spielen zu tun hat. Magic: The Gathering, die MARVEL-Enzyklopädoe, Skripte für Atari, Ubisoft, Angry Robo und Wizards of the Coast, sowie circa 30 Romane sind nur ein Teil seines umfangreichen Portfolios. Der in Wisconsin lebende Autor legt mit dem Roman "Frisches Blut" einen weiteren Roman in seinem Kerngebiet vor, steht doch für das Universum dahinter eine von Microsofts erfolgreichsten Marken Pate: HALO.
In den bisher erschienen HALO-Romanen war noch der gigantische Krieg zwischen den Menschen und der Allianz (ein Bündnis vieler nicht menschlicher Völker) das zentrale Thema. Forbeck siedelt seine Geschichte danach an. Die Menschheit und insbesondere das kriegsentscheidende Spartanercorps haben herbe Verluste erlitten und noch immer ist das Universum nicht befriedet. Nun, da die äußere Bedrohung durch die Allianz weg fällt, regt sich Widerstand im Inneren des menschlichen Imperiums und viele Kolonien fordern mit Macht Selbstständigkeit. Darüber hinaus sorgen die Kriegerkasten der Allianzvölker nach wie vor für Unruhen, auch wenn eine einheitliche Führung fehlt. Alles gute Gründe eine neue Generation von Spartanern ins Leben zu rufen. So gerät der UNSC an die Hauptfigur Edward Buck (Spielern vielleicht aus HALO 3 ODST bekannt), der bisher ein Team der sogenannten „Höllenspringer“ anführte. Orbitale-Absprung-Schock-Truppen (OAST) sind schon die härtesten Knochen unter den „gewöhnlichen“ Soldaten. Doch als man Buck anbietet, zum Spartaner gemacht zu werden, bedeutet dass selbst für den Veteran eine besondere Auszeichnung. Gerade Buck und die von ihm angeführte Einheit Alpha 9 haben wahre Wunder bei der Verteidigung der Erde gegen Angriffe der Allianz vollbracht und so wurde man auf ihn aufmerksam.
Die gesamte Handlung wird aus der Sicht von Gunnery Sergeant Edward Buck erzählt. Im Verlauf der Geschichte springt dieser munter zwischen verschiedenen Einsätzen hin und her, um zu erzählen, wie seine Einheit in Neu-Mombasa nur knapp dem Tod durch die Allianz entronnen ist, wie ein Höllenspringer es schafft eine Beziehung zu einer hochrangigen Agentin des militärischen Geheimdienstes (MND) zu haben und last but not least wie er schließlich allen Vorurteilen zum Trotz, doch noch zu einem Spartaner wurde und ausgerechnet in dieser Einheit zum ersten Mal verraten wurde. Spartaner sind jene übermenschlich starken, großen und schnellen Kampfmaschinen die in die Fußstapfen des sagenhaften Master Chiefs zu treten versuchen (bekannt aus den HALO-Spielen). Bucks Bericht soll zeigen, wie es dazu kommen konnte, dass es selbst in den Reihen der Besten Verräter zu geben scheint.
Meinung:
Die sprunghafte Erzählweise passt gut zu dem Gunnery Sergeant, der seinem Vorgesetzten direkt nach dem Einsatz versucht, die Ereignisse aus seiner Sicht darzulegen. Immer wieder streut der Soldat Informationen zum Beispiel zur Panzerung oder zu den Vorteilen der Ausbildung eines Spartaners ein. Zentral ist für den Helden auch der Zusammenhalt seiner Einheit. Alpha 9 wurde für den Mann, dessen Heimatwelt von den Allianzhorden überrannt und „verglast“ wurde, eine Ersatzfamilie. Alle haben sich gegenseitig unzählige Male das Leben gerettet und man funktioniert gemeinsam wie eine gut geölte Maschine.
Neben den offensichtlich spannenden Schilderungen der verschiedenen brenzligen Situationen in die Alpha 9 im Laufe der Zeit geraten ist und dem Aufstieg eines 18-Jährigen Rekruten zu einem Sergeant der gefürchteten Höllenspringer und schließlich zu einem Spartaner, schildert der Sergeant allerdings auch innere Konflikte. Nach dem Wegfall eines klaren Feindbild in Form der Allianz-Streitkräfte, gibt es an verschiedenen Punkten der Galaxie zwar noch kleinere Konflikte mit den kriegerischen Grunts oder Schakalen. Aber immer häufiger setzt das Oberkommando seine Soldaten auch gegen menschliche Gegner auf Seiten des Widerstands ein. Manch ein Soldat kann damit nicht umgehen. Die Grenzen zwischen Gut und Böse beginnen zu verschwimmen. Ein gut dargestellter Konflikt, dessen Wahrnehmung sich durch die gewählte Erzählperspektive allerdings im Wesentlichen auf die Person des Gunnery Sergeant beschränkt. Zwar beobachtet dieser seine engsten Mitstreiter genau, aber einen wirklichen Einblick in deren Beweggründe erhält der Leser nicht.
Auch die sprunghafte Erzählweise des Protagonisten hat Gutes und Schlechtes zur Folge. So ist der Blick auf das Kampfgeschehen unverstellt, da der Gunny erzählt, wie ihm die Ereignisse gerade in den Sinn kommen. Aber zum anderen verliert man als Leser sehr schnell den Faden und braucht dann einige Seiten, um wieder zuzuordnen wo, wann und mit wem Buck nun gerade unterwegs ist.
Innerhalb der einzelnen Einsätze schafft es der Autor schnell Spannung und das Gefühl zu erzeugen, was Millionen von Spielern an Halo schätzen: schnelle, kompromisslose Action mit ein wenig Heldenverehrung. Wer die Spiele alle kennt, wird auch noch den einen oder anderen bekannten Namen finden, aber alles in allem ist der Roman auch für HALO-Neulinge verständlich. Obwohl theoretisch für Erklärungen zum Setting Platz gewesen wäre, denn das Buch umfasst gerade einmal 260 Seiten voll großer Schrift und großzügiger Ränder.
Fazit:
HALO – Frisches Blut ist kein Genre-Meilenstein und wird im Kanon kommender Spiele, vermutlich eher eine untergeordnete Rolle spielen, aber für einige Stunden kann man dem Bericht von Edward Buck schon folgen und Spaß daran haben.
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