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Das Kartell

Story:
Einst hat DEA-Ermittler Art Keller den mächtigsten Drogenboss Mexikos, Adán Barrera, hinter Gitter gebracht. Doch dann gelingt Barrera die Flucht. Er ist zurück im Spiel und untermauert schnell seinen Anspruch, die alte Stärke zurück zu erlangen - und noch viel mehr! Das gelingt auf beachtliche Weise. Mit unvergleichlicher Härte und Brutalität positioniert er sein neues Kartell an der Spitze. Kein Weg geht um Barrera herum. Rasch versteht er es, sowohl den anderen Drogenbosse, seinen Gegnern aus den eigenen Reihen und den sich in langwierigen Recherchen und mühevollen verfangenden Ermittlern, stets einen Schritt voraus zu sein. Um Barrera endgültig dingfest zu machen und seinem Kartell die alles entscheidende Niederlage beizubringen, geht Keller über alle Grenzen hinweg und setzt den Kampf gegen seinen Erzfeind fort, den er einst gewonnen glaubte. Doch Keller erkennt schnell, dass die Grenze zwischen Freund und Feind verschwimmt. Nicht jeder ist der, der er zu sein scheint. Ein erbitterter Kampf zwischen den Seiten entsteht, der Barrera und Keller für immer verändern wird.

Meinung:

Der Krieg gegen die Drogen, der unvermittelt heftig zwischen US-Behörden und mexikanischen Drogenkartellen tobt, zieht sich als thematischer "Roter Faden" durch Winslows literarisches Werk. Immer wieder kommt der ehemalige Privatdetektiv zum erbitterten Kampf um Rauschmittel und Unmengen Geld zurück. Neben dem bisher größten Erfolg Tage der Toten, der mit Das Kartell seine Fortsetzung findet, sind Zeit des Zorns (der unter dem englischen Originaltitel Savages 2012 von Oliver Stone verfilmt wurde) und dessen Prequel Kings of Cool zu nennen. Andere Werke Winslows handeln von Terrorismus, Detektiven oder Mord. Winslow ist der Meister des Thrillers.

In Interviews zu seinem neuen Roman, mit dem er die Geschichte um Adán Barrera und Art Keller weiter erzählt, hat Winslow viel über seine langwierigen Recherchen und Verbindungen gesprochen. Zudem hat der Autor mehrfach Artikel über das Themenfeld geschrieben, die auch in Deutschland von diversen Magazinen veröffentlicht wurden. Das sich Winslow thematisch mehr als auskennt, ist dem Roman von der ersten Seite an anzumerken. Die Geschichte um die Hauptfiguren, die sich gar nicht so unähnlich sind und vor unendlich lang erscheinender Zeit sogar befreundet waren, ist mit derart viel Hintergrund und Tiefe erzählt und über zahlreiche Figuren auf mehrere Handlungsebenen und -stränge verteilt, dass zu jedem Zeitpunkt klar ist: Das Geschriebene geht weit über Fiktion hinaus. Einerseits spielt Winslow sein Können als Thrillerautor perfekt aus, auf der anderen Seite ist die Geschichte derart authentisch erzählt, dass es dem Leser einen kalten Schauer über den Rücken jagt.

Zu Beginn des Romans sitzt Barrera hinter Gittern. Eingebuchtet von Art Keller, den die Fahndung nach dem Drogenboss mental wie physisch erschöpft hat. Zurückgezogen lebt er ein stilles Dasein in der Ruhe eines Klosters. Bis… ja bis sein Erzfeind zeigt, dass er auch im Knast alle Zügel in der Hand hält und durch einen Coup auf freien Fuß gerät. Die Vorgeschichte ist nachzulesen in Tage der Toten, einem modernen Klassiker, einem Paradestück der Spannungsliteratur. Das Kartell setzt die Geschichte fort und begleitet Keller auf dessen abermaligen Kreuzzug gegen Barrera und dessen mächtiges Kartell.

Doch Winslow reduziert nicht auf seine beiden Protagonisten, die einst eine innige Freundschaft verband, die in unsäglichen Hass umschlug, der den vehementen Willen in beiden begründete, den jeweils anderen unter die Erde zu bringen. In Das Kartell lernt der Leser eine Vielzahl an Figuren kennen, anhand derer das große Drama des Drogenkrieges erzählt wird. Da gibt es Geliebte, Vertraute, Verräter Ermittler - es zeugt von großer Klasse, wie Winslow die Personen das Karussell der Ereignisse befahren lässt. Der Autor seziert die Strukturen bei beiden Seiten, erklärt mit den vielen kleinen Lichtern und großen Fischen, wie Kartelle organisiert und strukturiert, wie sie ihre Macht erlangen, behaupten und ausbauen. Er gibt diesen Personen Namen, weshalb das Buch niemals dokumentarisch kühl wirkt. Stets handelt es sich um Menschen, von denen jeder seine Motivation, Gefühle, Ideen oder Ziele versucht umzusetzen. Jeder hat eine kleine Geschichte, das lässt einen nicht kalt. Es geht um Überläufer, Versessene, Brutalos, zwielichtige Gestalten und das knallharte Geschäft.

Ein weiterer Kunstgriff Winslows ist, ambivalente Figuren zu zeichnen. Keine holzschnittartigen Schablonen. Dabei bedient er sich bekannter Muster des Crime und Noir-Jargon: Selten zeichnet Winslow schwarzweiß. Oft kann eine Einteilung in "gut" oder "böse", Cop oder Krimineller nicht ganz so einfach geschehen, wie es die Ausgangsposition anzubieten scheint: Kartell auf der einen,. Ermittler auf der anderen Seite. Im Grunde genommen, ist das einfach, dennoch macht Winslow eine komplexe Angelegenheit daraus, weil der seine Figuren füllt. Mit Leben, Emotionen und Absichten - jeder strebt nach irgendetwas. Und davon lebt die Geschichte. Winslow erzählt von Schicksalen. Und davon, wie man diese selbst in die Hand nehmen kann, um sich besser zu stellen.

Der ewige Krieg fordert Opfer auf beiden Seiten, das andauernde Gerangel um Vormachtstellung, Herrschaft, Geld und Bedeutung ringt beidseitig Verluste ab. Winslow macht auch daraus ein spannendes Unterfangen: Wie geben sich die Personen, wem vertrauen sie und wann machen sie welchen Fehler, der vielleicht fatal werden könnte? Der Autor bringt den Leser ständig dazu, alles zu hinterfragen: Die Figuren, die Geschichte, gar die eigenen Hypothesen. Das macht das Leseerlebnis so stark. Und die Tatsache, dass es sich zwar um einen nahezu perfekt arrangierten Roman handelt, der jedoch - und daran lässt Don Winslow keinen Zweifel - in dieser Form gerade jetzt so passieren könnte, wie Winslow auf den 832 Seiten erzählt…



Fazit:

Das Kartell lässt dem Leser kaum Zeit zum Luft holen. Der Autor erzählt eine rasante Geschichte aus den USA und Mexiko, in der Drogenkartell gegen Ermittler, Drogenboss gegen Cop kämpfen. Mit der Fortsetzung seines Erfolgsromans Tage der Toten gelingt Don Winslow abermals ein großer Schlag. Meisterlich verwebt er Recherche-Ergebnisse und Fiktion, versteht es wie kaum ein zweiter, den Drogenkrieg spannend und jederzeit authentisch darzustellen. Der große Kniff, sind die Figuren, anhand derer er vom Großen ins Kleine vordringt, Kartelle und deren Angehörige sowie Funktionalitäten seziert. Aber auch die Ermittler entgehen dieser besonderen Lupe nicht. Auch auf Seiten der Ermittler durchleuchtet Winslow Strukturen. Das Kartell ist ein spannender, fesselnder und betrübender Roman. Wenn man sich klar macht, wie viel Wahrheit auf den Buchseiten niedergeschrieben steht, verschlägt es einem die Sprache.



Das Kartell - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Don Winslow
Das Kartell
The Cartel

Übersetzer: Chris Hirte
Erscheinungsjahr: 1. Juni 2015



Autor der Besprechung:
Marcus Offermanns

Verlag:
Droemer

Preis:
€ 16,99

ISBN:
978-3426304297

832 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Meisterhafter Thriller
  • Authentische Erzählung
Negativ aufgefallen
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Rezension vom: 25.12.2015
Kategorie: Thriller
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