Mittendurch statt drüber weg
Story:
Peer Bergholter und Jochen Müller sind beide Mitte 30 und haben den Alltagstrott satt. Sie wollen etwas anderes. Etwas Unglaubliches. Sie wagen eine Weltreise!
Meinung:
Literatur von Weltreisenden gibt es zu Hauf. Und moderne Weltreisende berichten über ihre Erlebnisse in einem Blog. So auch Peer Bergholter und Jochen Müller, die über ihre Erlebnisse in einem Blog für die Zeitschrift "GEO" berichteten. Ihr Erlebnisse haben sie jetzt in "Mittendurch statt drüber weg" zusammengefasst.
Dabei gibt es zwei Besonderheiten, die ihr Buch hervorheben. Das eine ist, dass sie beide Mitte 30 sind. Das ist ein für ein solches Unternehmen gewagtes Alter, vor allem, da sie wirklich reisen und nicht zwischendurch arbeiten. Das andere ist ihr Vorhaben, während ihres Unterfangens kein Flugzeug zu nutzen. Ob ihnen dies überhaupt möglich ist, wird man in dem Buch erfahren.
Beide erzählen abwechselnd von ihren Erlebnissen. Den Anfang macht Peer Bergholter, der in einer Werbeagentur arbeitet. Er wechselt sich mit Jochen Müller ab, einem Wissenschaftler an der Berliner Charité, mit dem er seit Jahren befreundet ist.
Ihre Route führt von Europa nach Asien, von dort nach Australien und schließlich über Südamerika zurück nach Europa. Dabei versuchen sie so viele verschiedene Verkehrsmittel zu nehmen, wie es ihnen möglich ist. Nur eben halt keine Flugzeuge, so ihr festes Vorhaben.
Dabei zeigen beide ein Gespür dafür, wie sie kurz und knapp Land und Leute vorstellen können. Denn trotz eines Umfangs von 336 Seiten bleibt nicht viel Zeit, um wirklich jedes Reisegebiet ausführlich vorzustellen. Es gibt natürlich Ausnahmen: Australien zum Beispiel wird auf Grund bestimmter Umstände ausführlich beschrieben und dargestellt.
Doch so kurz der Einblick in die fremden Länder auch ist: Er ist interessant. Eben weil man trotz der Kürze eine Ahnung darüber erhält, wie es sich da leben lässt. Überwiegend werden die Bewohner, vor allem die Asiaten als freundlich beschrieben.
Und man merkt den Autoren an, dass sie ihre Reise genießen. Wiederholt probieren sie ständig neue Sachen aus oder wagen sich in Gebiete vor, die nicht so sehr touristisch erschlossen sind. Auch wenn sie dabei ständig auf Hindernisse stoßen, mit denen sie nicht gerechnet haben.
Wobei diese Hindernisse vor allem bürokratischer Natur sind. Es handelt sich fast um einen Running Gag, dass sie wiederholt Probleme mit ihren Visums haben, entweder weil sie mit den Gepflogenheiten ihres aktuellen Landes sich nicht auskennen oder weil sie sich in der Zeit geirrt haben. Das macht alles Spaß zu lesen.
Interessant sind auch die ganzen Tipps, die sie jeweils am Ende eines Kapitels ihrem Leser geben. Diese sind meistens kontextbezogen, heißt sie greifen Erfahrungswerte auf, die die beiden Autoren in ihren Kapiteln schildern. Und diese Tipps sind auch durchaus interessant und lesenswert, da sie das zuvor Gelesene erweitern.
Allerdings hat das Buch zwei Nachteile. Zum einen fällt es schwer mit den Autoren warm zu werden. Man erfährt zwar in gekünstelt klingenden Dialogen, dass sie sich schon länger kennen. Doch über ihr Privatleben erfährt man bis auf ein paar Andeutungen nichts.
Auch die Tatsache, dass sie dann doch einen Teil der Strecke mit dem Flugzeug fliegen, ist enttäuschend. Vor allem, weil es dann einfach so geschieht. Sie brechen ihr Vorhaben, indem sie zwar vorher alles Mögliche versuchen auch ohne es weiterzukommen, und am Ende ist einfach geschehen und ohne Bedeutung. Dafür, dass so groß mit diesem Vorhaben geworben wird, hätte man da mehr erwarten dürfen.
Deshalb ist das Buch am Ende auch zum "Reinschauen" zu empfehlen.
Fazit:
Das Vorhaben von Peer Bergholter und Jochen Müller ist wagemutig. In 15 Monaten umreisten sie die Welt und haben darüber in "Mittendurch statt drüber weg" berichtet. Sie haben ein Gespür entwickelt, wie sie kurz und knapp auf die fremden Länder und Kulturen eingehen können, ohne dass es zu wenig ist. Es ist interessant, was sie berichten und merkt ihnen an, dass sie die Reise genossen haben. Wenn Hindernisse auftauchen, dann sind diese überwiegend bürokratischer Natur, was schon fast ein Running Gag ist. Am Ende eines jeden Kapitels geben sie hilfreiche Tipps. Schade ist nur, dass es schwer fällt, mit den Autoren warm zu werden. Und die Angabe, dass sie kein Flugzeug nutzen, erweist sich als Mogelpackung.
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