Schnitt!: Die ganze Geschichte der Chirurgie erzählt in 28 Operationen
Story:
Königin Caroline von England wurde durch das stümperhafte Verhalten eines Chirurgen getötet. Dessen Belohnung: Die Erhebung in den Adelsstand. Königin Viktoria wurde bei den Geburten unter Narkose gesetzt. Diese und noch weitere interessante Details erwarten einen in "Schnitt".
Meinung:
Chirurgen verstehen sich als Handwerker. Sie sind es, die den menschlichen Körper öffnen und versuchen, ihn zu heilen. Und die Geschichte ihrer Zunft ist eine interessante, wie Arnold van de Laar in seinem Buch "Schnitt! Die ganze Geschichte der Chirurgie erzählt in 28 Operationen".
Der Autor weiß, wovon er schreibt, denn er ist selber praktizierender Chirurg. Aktuell ist er Chefarzt in Amsterdam, nach Stationen in Heidelberg und Sint Maarten. Er hat viele chirurggeschichtliche Artikel verfasst, die in der renommierten Zeitschrift "Nederlands Tijdschrift voor Heelkunde" veröffentlicht wurden.
28 Fälle plus einem Epilog erwarten den Leser in diesem Buch. Wer sich jetzt darüber Sorgen macht, dass der Autor zu viele Fachbegriffe verwendet oder über die Köpfe des Lesers hinweg schreibt, der kann beruhigt sein. Der Band ist verständlich geschrieben worden. Zwar werden Fachtermini verwendet, doch werden diese bei ihrer Erstverwendung ausführlich erläutert, so dass keine Fragen offen bleiben.
Die Fälle, die er schildert, sind dabei alle abwechslungsreich. Und man mag gar nicht glauben, zu was ihn diese Fälle inspirieren. So nutzt er zum Beispiel das Skelett von Lucy als Anlass, um über die Schwierigkeiten zu schreiben, die der aufrechte Gang mit sich bringt. Es ist interessant, wenn man liest, wie sehr sich dieser auf den Körper auswirkt. Das sind alles Fakten, die man so bislang noch nie zuvor erfahren hatte.
Man merkt ihm die Lust am Erzählen und Erklären an. Gleichzeitig weiß er aber auch, wie er den Leser bei der Stange hält. Die Fälle mögen an und für sich abgeschlossen sein. Doch ebenso baut er auch Querverbindungen ein, verweist auf spätere Fälle oder Ereignisse, die er zuvor nur kurz anreißt. Ein Beispiel dafür ist die Tatsache, dass JFK und sein Mörder Lee Harvey Oswald von ein und demselben Chirurgen operiert wurden. Auch die Hintergründe dieser OPs werden erwähnt.
Die Fälle, die er beschreibt, entstammen überwiegend aus den letzten 600 Jahren. Es werden aber auch Operationen aus der Antike genannt und erklärt. Zum Beispiel wenn es um den ausgekugelten Fuß des persischen Königs Darius geht. Auch hier geht er detailliert auf den Krankheitsverlauf ein und erzählt, was damals gemacht wurde und was sich daraus entwickelt hat.
Außerdem erklärt er in jedem Kapitel bestimmte chirurgische Instrumente oder medizinische Begriffe. Sei es Kiemen, Klammern oder der Blutkreislauf: Alles wird auf einer Seite erläutert und das auf die übliche, verständliche Art und Weise.
Das Buch bietet jede Menge Aha-Erlebnisse. Man erlebt dabei oft genug die andere Seite der Geschichte: Eine, die in der allgemeinen Darstellung untergeht. Und umso glücklicher ist man, diesen Band in den Händen zu halten. Denn die Fülle an Details und Infos ist unglaublich.
Deshalb wird dieser Band auch zum "Klassiker" erklärt, der den "Splashhit" verdient hat.
Fazit:
Arnold Van De Laar präsentiert mit "Schnitt!: Die ganze Geschichte der Chirurgie erzählt in 28 Operationen". Dabei präsentiert er dem Leser jede Menge interessante Infos, die so verpackt sind, dass sie verständlich sind, da jegliches Fachvokabular sofort erklärt wird. Der Autor hat merkliche Luste am Erzählen und Erklären und er weiß, wie er den Leser sozusagen bei Stange hält. Die Fälle sind alle vielfältig und aus verschiedenen historischen Epochen und Orten. Die Fülle an Details und Infos ist unglaublich.
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