Sterbensstille
Story:
Auf Gotland wird der PR-Vertreter Michael Nordborg grausam ermordet. Er arbeitete für eine Firma, die mit Umweltaktivisten im Streit über den Abbau von Kalkstein liegt. Zunächst liegt die Vermutung für Hauptkommissar Frederik Broman und sein Team nahe, dass Umweltaktivisten das Gesicht der Firma umgebracht haben. Dann aber tauchen weitere Leichen auf. Alle waren miteinander bekannt. Um den Fall aufzuklären muss Broman rausfinden, was die Leute verbindet und wer der nächste sein könnte, bevor der Mörder seine Liste abgearbeitet hat.
Meinung:
Der Krimitautor Hakan Ostlundh lebt mit seiner Familie in Stockholm und verbringt die Sommer auf der Insel Gotland, auf welcher die Romane spielen. Dadurch kommt er seinem Hauptcharakter sehr nahe, welcher aus Stockholm nach Gotland gezogen ist und im Laufe dieses Buches wieder zurückzieht.
"Sterbensstille" ist der dritte Roman über den Kommissar Frederik Broman der auf Deutsch erscheint. Insgesamt gibt es aber mindestens vier weitere Bücher über ihn. Dadurch fehlen einige wichtige Details der Vorgeschichte, zum Beispiel warum Broman überhaupt aus Stockholm nach Gotland gezogen ist. Außerdem sind auch einige zwischenmenschlichen Beziehungen der Hauptfiguren mit Schatten der Vergangenheit behaftet. Dadurch ist der Einstieg in das Buch nicht zufriedenstellend für den Leser. Sobald die Handlung aber an Fahrt aufnimmt, sind diese Punkte eher unbedeutend.
Dennoch ist der Roman äußerst spannend und das Netz, welches sich durch die Ermittlungen um den Täter legt, nicht unbedingt geradlinig, sondern mit einigen Fallstricken versehen. Dadurch lässt sich das Buch auch ohne Vorkenntnisse als Einzelwerk gut und flüssig lesen.
Die Erwartungen an einen guten nordischen Krimi, düster, ein Hauptkommissar mit seelischer Belastung, eine schweigende Gemeinde mit dunklen Geheimnissen und ein grausamer Mord werden in diesem Krimi erfüllt, ohne es zu übertreiben.
Broman ist ein Charakter mit Geschichte. Demnächst wird er die Insel verlassen, um seiner Frau und seinem Vater zuliebe zurück nach Stockholm zu ziehen. Die Ehe zu seiner Frau scheint belastet zu sein und Östlundh schafft es super durch die verschieden Erzählperspektiven zu zeigen, dass sowohl Broman als auch seine Frau Ninni vorsichtig aber liebevoll miteinander umgehen. Hinzu kommt die obligatorische psychische Belastung in Form eines "Liedes", welches der Hautpkommissar in Stresssituationen in seinem Kopf hört. Außerdem kommt sein Vater im Laufe des Buches ins Krankenhaus und es bleibt unsicher ob er dies auch lebend wieder verlässt.
Die Figuren, die in dem Zusammenhang mit dem Mord stehen, haben natürlich ein Geheimnis welches sie verbindet. Als Personen wirken sie aber beinahe unecht. Es fällt einem nicht leicht sich die Personen vorzustellen. Sie wirken beinahe etwas hölzern und es fehlt eine gewisse Tiefe welche die Grautöne in den Persönlichkeiten unterstreicht.
Dies alles wirkt so, obwohl der Autor eine sehr bildhafte Sprache benutzt, durch welche sich der Leser in das Geschehen hinein versetzt fühlt. So beschreibt er den Geruch der ersten Leiche als "säuerlich, ungefähr wie eine Packung Schinken, die man hinten im Kühlschrank vergessen, aber gerade noch entdeckt hat, bevor die richtig seltsamen Dinge passieren" (S.29). Die Sprache ist, obwohl ein bisschen eklig, durchaus interessant und ungewöhnlich.
Zum Schluss bleibt festzustellen, dass zumindest die Nebenhandlung um Bromans Kollegin Sara ein zufriedenstellendes Ende findet. Die Geschichte, wie sich mit einem Mann einlässt, der glaubt er könne sie besitzen und vor den sie sich versteckt, ist gut beschrieben und spannend bis zum Schluss.
Fazit:
Ein spannender nordischer Krimi, der auch ohne große persönliche Probleme des Hauptkommissars eine düstere Atmosphäre schafft. Dennoch hätte etwas weniger stringente Polizeiarbeit und etwas mehr Abenteuer dem Buch einen packenderen Inhalt verliehen.
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