Die Ameisenzählung
Story:
Daniel Glattauer schreibt für die Tageszeitung "Der Standard" regelmäßig Kolumnen über die unfreiwillige Komik des Lebens. 219 davon sind hier versammelt. Darin reflektiert er zum Beispiel über den Tourismus - "Das gute an der Halbpension ist jene Hälfte, die man sich spart" - oder nimmt sich aktuelle Probleme wie der "Maul und Clownseuche" an. Er erklärt uns den gastronomischen Konjunktiv, "Was hätten S' denn wollen?", und den Unterschied zwischen "heiter" und "wolkenlos".
Kurzum, Glattauer gibt Antworten auf Fragen, die wir uns ohne ihn nie gestellt hätten.
Meinung:
Daniel Glattauer schrieb 20 Jahre lang für die österreichische Tageszeitung "Der Standard". In seinen Kolumnen auf der ersten Seite, im sogenannten "Einserkastl", traf der erfolgreiche Autor oftmals die Seele der Bürgerinnen und Bürger. Nach dieser langen Zeit als Redakteur entschied man sich nun also, die besten Kolumnen in Buchform zu veröffentlichen.
Kein Thema bleibt dabei von Glattauer's scharfsinnigen und spitzzüngigen Kommentaren verschont. Ein Beispiel dafür ist die österreichische Gastlichkeit. Wenn die Lieblingsnachbarn der Alpenrepublikaner, ja das sind die Deutschen, in den Urlaub fahren und eine Unterkunft suchen, wird man oft mit der Aussage "Hamma net" ("Haben wir nicht") konfrontiert. Dicht gefolgt von "Is' heut schon aus".
Gerade die zwischenmenschlichen Beziehungen haben es dem Wiener angetan. So werden in "Weiche Männer" genau diese Gattung von Männern näher beleuchtet. Egal ob "Schwitzer", "Warmduscher" oder "Lulu" - am Ende dieser drei Seiten ist der Leser Profi im Bezug auf das vermeintlich starke Geschlecht.
Tipps für die nächste bevorstehende Sonnenfinsternis finden sich ebenfalls in dem 220 Seiten starken Buch, wenngleich bezweifelt werden darf, dass man bis 2081 alle Hinweise im Kopf behält.
Auch Fußballfans kommen voll auf ihre Kosten, werden doch die verschiedenen Hymnen von teilnehmenden WM-Ländern genau unter die Lupe genommen. Dann gibt es noch die Diskussion über die Benennung von urtypischen Speisen der österreichischen Küche. Dort findet man oftmals immer noch Köstlichkeiten wie das "Zigeunerschnitzel" oder die "serbische Bohnensuppe". Die dreiteilige "Schmiergeld"-Kolumne gibt hingegen Aufschluss über die angeblich ausgeprägte Korruption in Mozarts Heimatland.
Während diese Beispiele unabhängig von Zeit und Vorwissen zu genießen sind, gibt es natürlich auch einige Seiten, die speziell auf Persönlichkeiten und Ereignisse aus Österreich bis spätestens in das Jahr 2001 abzielen. Nach 14 Jahren fehlt vielleicht daher manchmal das notwendige Vorwissen.
Nachdem die Kolumnen immer eine einzelne Seite lang sind, wechseln natürlich die Themen recht sprunghaft. Daher ist "Die Ameisenzählung" kein Buch zum In-einem-Ruck lesen.
Fazit:
Der Wiener Autor Daniel Glattauer lässt in der Kolumnensammlung "Die Ameisenzählung" tief in die österreichische Seele blicken. Jedoch ohne dabei boshaft zu sein, sondern immer mit einem zwinkernden Auge. "Schauen" oder eben "gucken" Sie rein!
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