Die neun Leben des Herrn F.
Story:
Neun Leben hat Herbert Feuerstein bislang gelebt. Jedes anders und unterschiedlich als das vorherige. Und jetzt berichtet er darüber.
Meinung:
Der Name Herbert Feuerstein dürfte unterschiedliche Erinnerungen wachrufen. Für die einen war er der Partner von Harald Schmidt, damals in den 80ern. Für die anderen war er der Chefredakteur der deutschen Ausgabe des "Mad"-Magazin. Dabei sind dies nur zwei Phasen seines Lebens, über das er in "Die neun Leben des Herrn F." schreibt.
Vorab sei gewarnt: wer von diesem Buch eine humorige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit Feuersteins erwartet, der wird enttäuscht sein. Stattdessen setzt er sich ernst mit seinem Leben auseinander. Damit hätte man sicher nicht gerechnet.
Dabei ist es nicht so, dass das Buch komplett humorfrei ist. Immer wieder streut Herbert Feuerstein Passagen ein, in denen etwas Ironie durchschimmert. Allerdings sind diese Stellen spärlich gesät. Was ihre Wirkung jedoch nicht mindert. Im Gegenteil: eben dadurch, dass sie so selten auftauchen, wirken sie besonders gut. Und sie übertönen nicht den nüchternen Gesamtton der Autobiografie.
Und das die Lebenserinnerung von Herbert Feuerstein wirklich. Vor allem seine Kindheit wird klar dargestellt. Dinge, wie ein Vater, der Kriegsgefangener war und mit dem er nach dessen Rückkehr nicht richtig geredet hat oder eine Schwester, mit der nicht klarkam, bleiben einem im Gedächtnis hängen. Angesichts dieser bedrückenden Kindheit ist es umso erstaunlicher, was aus dem Autoren geworden ist.
Es ist die Schonungslosigkeit, mit der er mit sich selber ins Gericht geht, die das Buch lesenswert machen. Hier hat man jemanden, der eben nicht mit seinem Leben rundum zufrieden ist. Hier ist jemand, der äußerst selbstkritisch ist, etwa wenn er meint, dass er seinen Vater nie gefragt hat, was dieser im Krieg erlebt hat. Hier hat man jemanden, der offen und ehrlich zu seinen Fehlern steht. Und gleichzeitig nie ins pathetische oder das Schicksal beklagende abrutscht.
Und doch merkt man dem Buch an, das Herr Feuerstein auf einige Aspekte seines Lebens stolz ist. So zum Beispiel die Phase, in der er zum "Mad"-Magazin kommt. Das war eine Entwicklung, die überraschend kam, wieso vieles andere auch. Man merkt dem Autoren an, wieviel Spaß er dabei hatte, den deutschen Ablegern zu einem der erfolgreichsten aller zu entwickeln. Detailliert gibt er dabei Einsicht, was für Arbeit er dabei leistete. Wodurch der Respekt ihm und seinem Werk gegenüber gehörig anwächst.
Doch der größte Respekt entsteht durch die Gesamtheit des Lebens von Herbert Feuersteins. Denn keine einzige Phase glich der vorherigen. Und so war mal Auslandskorrespondent oder gar Entertainer im Fernsehen. Es sind viele verschiedene Leben, die er hatte. Und in denen er sich selbst treu blieb. Denn der Feuerstein, den man zu Beginn des Buches kennenlernte ist auch derselbe, der am Ende die letzten Wörter zu Papier bringt.
Deshalb ist die Lebenserinnerung auch so gelungen. Es ist ein "Klassiker" und verdient den "Splashhit".
Fazit:
"Die neun Leben des Herrn F." ist Herbert Feuersteins überraschend nüchterne Beschreibung seines gesamten Lebens. Nur selten blitzt die Ironie auf, die den Entertainer auszeichnet. Stattdessen wird offen und ehrlich geschrieben, was beeindruckt. Ebenso wie die Tatsache, dass er zu seinen Fehlern steht. Dabei wird klar, wie abwechslungsreich die diversen Leben des Autoren waren.
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