Der Psychiater
Story:
Bislang konnte Timothy Warner, genannt Moth, auf seinen Onkel Ed setzen, um seinen Alkoholismus unter Kontrolle zu halten. Doch als dieser ermordet wird, bricht für ihn eine Welt zusammen. Und er beschließt den Mörder zu jagen.
Meinung:
Wenn die Protagonisten eines Buches kaputt sind, kann das durchaus vergnüglich sein. Auch die Hauptfiguren von John Katzenbachs Thriller "Der Psychiater", haben ihre Probleme. Wie er das in den Roman einbaut, wird man in den folgenden Zeilen erfahren.
Der Autor wurde 1950 in Princeton, New Jersey geboren. Sein Vater war der Generalstaatsanwalt Nicholas Katzenbach. John arbeitete eine Zeitlang als Gerichtsreporter für den Miami Herald und die Miami News. Doch dann entschloss er sich, als Autor von Psychothrillern selbstständig zu machen. Was ein voller Erfolg war. Er ist mit der Journalistin Madeleine Blais verheiratet und lebt mit ihr in Massachusetts.
Timothy Warner ist 24 Jahre alt. Eigentlich ist er Student an der University of Miami. Doch er hat ein Problem. Er ist Alkoholiker. Doch immerhin ist er seit einiger Zeit trocken. Das liegt unter anderem an seinem Onkel Ed, ein prominenter Psychiater. Doch dann wird dieser tot aufgefunden. Die Polizei geht von einem Selbstmord aus. Doch Timothy glaubt das nicht. Er meint, dass sein Onkel ermordet wurde.
Und so begibt er sich auf die Suche nach dem Mörder. Es wird schnell für ihn zu einer Ersatzdroge. Und er ist nicht alleine. Seine ehemalige Flamme Andrea "Andy Candy", die auf Grund einer Abtreibung depressiv ist und die Staatsanwältin Susan Terry, die ihre Drogensucht gerade überwunden hat, unterstützen ihn. Doch ob dies ausreicht, um den intelligenten und gerissenen Mörder zu stellen?
Das besondere ans John Katzenbachs "Der Psychiater" ist, dass der Autor alle wichtigen, handlungstragenden Figuren mit Menschen besetzt, die psychisch angeschlagen sind. Jede der Figuren hat ihre eigenen, seelischen Probleme. Es geht ihnen nicht gut. Sie haben zwar ihre Dämonen überwiegend bewältigt. Doch die Dämonen ihrer Vergangenheit lassen sie nicht los. Was man auch besonders an "Andy Candy" sieht, die bei ihrem Erstauftritt eine schwere depressive Phase durchmacht.
Und besonders an ihr bemerkt man, wie sehr die Jagd nach dem Mörder, nach dem Student Nummer 5, wie er ständig genannt wird, zu einer Ersatzdroge wird. Es wird zu ihrem neuen Lebenssinn, zu ihrem neuen Lebensmittelpunkt. Und das wird erstaunlich glaubwürdig dargestellt.
Gleichzeitig werden die Charaktere aber auch unterschiedlich dargestellt. Denn ihre einzige Gemeinsamkeit ist, dass sie psychische Probleme haben. Doch wie sie agieren, wie sie sich geben, ist sehr unterschiedlich. So ist Susan Terry zunächst äußerst skeptisch und mischt sich auch später nicht direkt in die Jagd nach den Mörder ein. Und trotzdem ist sie für den Fortlauf der Handlung besonders wichtig.
Doch am besten wirkt der Gegenspieler. Dass er keinen Namen hat, ist Sinn des Autoren. Es ist Teil seiner Persönlichkeit, die sich eben durch diese Namenslosigkeit definiert. Und gleichzeitig nutzt er das aus, um viele verschiedene Leben für sich zu erschaffen. Dabei sind diese nur Hüllen, Klamotten, in die er schlüpft, um sein Ziel, seine Rache zu erlangen. Das liest sich faszinierend.
"Der Psychiater" ist ein Page-Turner. Ein Buch, das man so schnell nicht vergessen wird. Und deshalb erhält es die "Klassiker"-Wertung mit einem "Splashhit" obendrein.
Fazit:
Mit "Der Psychiater" ist ein spannend geschriebener Psycho-Thriller von John Katzenbach. Die Protagonisten des Buches sind kaputt, und man hat daran Spaß. Jede Figur hat ihre eigenen Probleme und werden unterschiedlich dargestellt. Ihre einzige Gemeinsamkeit ist der Wunsch, den Mörder zur Strecke zu bringen. Wobei dieser wunderbar gerissen und überlegen dargestellt wird.
|