Die vergessene Kammer
Story:
Jonathan Forrest ist ein berühmter Baumeister. Er hat einen wagemutigen Plan, nämlich eine spiralförmige Straße bauen. Dafür erntet er von allen Seiten nur Hohn und Spott. Und auch sein Lehrling Zac hält wenig von dem Vorhaben seines Meisters. Und beginnt mit dessen Feinden zusammenzuarbeiten.
Meinung:
Der Blanvalet-Verlag sortiert Catherine Fishers "Die Vergessene Kammer" als Fantasy-Roman ein. Eine Sortierung, die, wenn man das Buch liest, nicht so ganz stimmt. Vielmehr wirkt es wie eine Jugendgeschichte, bei der einige Elemente phantastische Anklänge haben, es aber am Ende nicht wirklich sind.
Die Autorin wurde in Newport, Wales geboren. Sie machte ihren Abschluss in Englisch an der Universität von Wales. Danach arbeitete sie als Erzieherin, in der Archäologie und lehrt aktuell Kreatives Schreiben an der Universität von Glamorgan. Sie ist eine bekannte Poetin und Autorin und viele ihrer Werke sind bereits in Deutschland erschienen.
Für Sulis beginnt ein neues Leben, mal wieder. Dieses Mal hofft sie, dass alles gut verlaufen wird. Doch das hatte sie bereits schon früher gehofft. Doch dann freundet sie sich mit Josh, was für sie zunächst die Hoffnung auf eine bessere Zukunft ist. Allerdings sieht sie dann wieder ihn und hat das Gefühl, dass sie entdeckt wurde.
Jonathan Forrest war ein berühmter Architekt. Allerdings war einer Anhänger der Mysterien der Druiden. Und er wollte sie unbedingt in ein mächtiges Bauwerk umsetzen. Nämlich einer Straße, die sich spiralförmig in den Himmel schraubt. Sein Plan stößt allerdings nicht auf Gegenliebe. Er hat viele Gegner, darunter auch seinen Lehrling Zac. Abgestoßen von dem, was in seinen Augen falsch und unrecht ist, beginnt dieser mit den Feinden seines Meisters zusammenzuarbeiten. Mit fatalen Konsequenzen.
Das besondere an "Die Vergessene Kammer" ist, dass das Buch drei verschiedene Handlungsebenen hat. Drei verschiedene Plots, die jeder in ihrer eigenen Zeit stattfindet. Anfangen tut der Roman mit den Erinnerungen von Bladud, die in uralten Zeiten stattfinden. Danach wechselt die Geschichte zu Sulis, die in der Gegenwart lebt. Und zuletzt lernt man Zac und dem Plan von seinem Meister Jonathan Forrest kennen.
Es ist interessant, wie gut es der Autorin gelingt, diese verschiedenen Handlungs- und Zeitebenen zu einem harmonischen Ganzen zu verknüpfen. Und dabei es gleichzeitig schafft, jeder einzelnen ihren eigenen Charme, ihr eigenes Merkmal zu geben. Denn jede von diesen wird auf unterschiedliche Art und Weise erzählt.
Die Story von Bladud wird aus der Ich-Perspektive erzählt und wirkt mystisch, wie aus einem Märchen. Sulis Handlung wird hingegen aus der dritten Person-Perspektive geschrieben, wohingegen Zac erneut als Ich-Erzähler die Geschichte forttreibt. Dieser Mischmasch aus verschiedenen Charakteren und Erzählperspektiven funktioniert dabei erstaunlich gut.
Doch auch die verschiedenen Handlungsebenen sind gut geworden. Bladuds Geschichte wirkt mystisch überhöht, wie aus einer Legend. Und doch fühlt man mit diesem König, der eine schwere Krankheit hatte, und diese durch eine Heilquelle heilen konnte.
Und auch Suli und ihre Ängste nehmen einen gefangen. Man fühlt ihre Erleichterung, als ausnahmsweise alles glatt zu gehen scheint. Als sie ihr altes Leben zurückzulassen scheint. Nur um dann doch Hinweise zu erhalten, dass dem doch nicht der Fall ist. Und man fragt sich, ob die Paranoia ist oder real.
Doch ausgerechnet Zacs Leben stößt einen ab. Dabei dreht es sich in dieser Handlungsebene und die titelgebende "Kammer". Jedoch stellt Frau Fisher den Protagonisten dieses Plots als ein Arschloch dar. Er interessiert sich nicht für das Leben seines Meisters, sondern wirkt arrogant und überheblich. Das ändert sich erst gegen Ende des Plots, was jedoch viel zu spät ist.
Deshalb wird der Roman auch nur zum "Reinschauen" empfohlen.
Fazit:
Catherine Fishers "Die Vergessene Kammer" ist kein wirklicher Fantasyroman. Vielmehr erinnert die Geschichte an ein gelungenes Jugendbuch. Die Autorin schafft es problemlos, die drei so verschiedenen Handlungs- und Zeitebenen miteinander zu verbinden. Das ist umso bemerkenswerter, als das jede von diesen sich stilistisch von den anderen unterscheidet. Der Plot um Bladud wirkt dabei am mystichsten, derweil die Erlebnisse von Suli schon fast Thrillerhaft wirken. Schade nur, dass die Handlung um Zac enttäuschend ausfällt.
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