Akzeptanz: Buch 3 der Southern-Reach-Trilogie
Story:
Area X hat sich ausgedehnt. Und John, Ghostbird und Grace sind in diesem Gebiet drinnen. Sie suchen nach Antworten und fürchten sich doch vor diesen.
Meinung:
Bislang hat die "Southern-Reach-Trilogie" überzeugen können. Die beiden Vorgänger-Romane "Auslöschung" und "Autorität" waren spannend zu lesen und warfen jede Menge Fragen auf. Auf die Jeff Vandermeer mit "Akzeptanz" hoffentlich Antworten liefert.
Vor langer Zeit existierte an der Küste, in der bald Area X entstehen würde, ein Leuchtturm. Der Leuchtturmwärter lebt sein Leben, bis etwas passiert, was ihn verändert. Saul, so sein Name, beginnt sich zu verändern. Genauso wie die Umgebung, in der er lebt. Und ein kleines Mädchen, dass er ins Herz geschlossen hat, kriegt diese Ereignisse aus der Entfernung mit und beschließt, den Ursachen nachzuforschen.
Jahre sind seitdem vergangen und inzwischen ist sie Direktorin von Southern Reach geworden. Und während sie versucht mehr über Area X zu erfahren ist sie gleichzeitig einen Machtkampf hinter den Kulissen der Organisation verstrickt.
In der Handlungsgegenwart hat sich Area X ausgedehnt und das ehemalige Gelände von Southern Reach geschluckt. John, Grace, die Geliebte der Direktorin und ihre Stellvertreterin sowie Ghostbird, der von Area X erschaffene Klon der Biologin, sind in dem Gebiet unterwegs. Und sie versuchen, den Mysterien auf den Grund zu gehen.
Mystery-Serien haben das Problem, dass sie einen Spagat eingehen müssen. Einerseits müssen sie die Atmosphäre des Geheimnisvollen bewahren und sich, was Antworten angeht, bedeckt halten. Andererseits müssen sie auch irgendwann Aufklärung bieten. Und diese muss auch noch überzeugend ausfallen, aber andererseits eben nicht so ganz. Serien wie "Akte X" sind damit gescheitert. Und Jeff Vandermeers "Southern-Reach-Trilogie"?
Zumindest der Anfang ist vielversprechend. Der Autor geht in die Vergangenheit zurück und schildert die Erlebnisse eines Leuchtturmwärters. Zunächst ist man verwundert, was das soll. Doch nach und nach werden die Verbindungen zur Handlungsgegenwart deutlich und man merkt, dass man hier den Ursprung von Area X liest. Beziehungsweise, wie dieses Gebiet überhaupt entstanden ist.
Es ist faszinierend zu lesen, wie aus den kleinen Dingen viele Elemente entstanden sind, die man aus den vorherigen Büchern kennt. Man wird oft überrascht werden, besonders am Ende, wenn sich alles zuspitzt. Doch es ist eine gute Überraschung, da hier wirklich eine logische Erklärung für den Ursprung von Area X auf der Erde gegeben wird.
Und gleichzeitig wird eine meisterhafte Charakterisierung geschafft. Da die Handlung zwischen dem Leuchtturmwärter Saul, dem Lebenslauf der Direktorin und Ghostbirds Erlebnissen regelmäßig abwechselt, hat der Autor im Prinzip nur ein Drittel des Bandes Zeit, um allen Charakteren die nötige Tiefe zu geben. Was ihm bei Saul hervorragend gelingt, da er einem schnell ans Herz wächst.
Bei der Direktorin konzentriert sich Jeff Vandermeer mehr auf die Entstehung von Southern Reach und was hinter den Kulissen stattfindet. Dabei wird sie als jemand dargestellt, der von einem Wissensdurst getrieben wird. Viele Dinge, wie zum Beispiel die mysteriöse Pflanze mit der toten Maus oder das Handy, erfahren hier ihren Ursprung. Auch hier kann die Charakterisierung überzeugen und gleichzeitig werden viele Lücken geschlossen.
Und das alles wird in der parallel laufenden Gegenwartsebene zusammengeführt. Zum ersten Mal seit Band 1 wird Area X richtig erforscht und dem Leser vorgestellt. Und auch hier können die Charakterisierungen überzeugen. Jedenfalls fast alle.
Ausgerechnet bei John, dem Protagonisten des Vorgängeromans, hat man das Gefühl, das hier etwas fehlt. In der Wildnis von Area X und mit dem Wissen über seine Vergangenheit und Funktion ist im Prinzip seine Charakterentwicklung abgeschlossen. Es gibt fast nichts mehr über ihn zu schreiben, was sich auch auf die Gruppendynamik auswirkt, wo er wie ein Klotz am Bein wirkt.
Noch schlimmer ist das Ende. Es wirkt halbherzig, was der Autor hier wagt. Einerseits versucht er Antworten zu geben. Andererseits bleiben noch jede Menge Fragen offen. Und so schön es auch ist, Andeutungen über den wahren Ursprung von Area X zu finden, wirkt die Aufklärung dann doch geradezu banal und langweilig.
Deshalb ist der Roman auch nur etwas "Für Zwischendurch".
Fazit:
"Akzeptanz" bildet den Abschluss von Jeff Vandermeers "Southern Reach"-Trilogie. Dabei präsentiert der Autor viele Erklärungen und schafft es sogar, dass der neue Charakter Saul trotz weniger Platz einem ans Herz wächst. Es wird dabei so manche narrative Lücke geschlossen. Doch leider enttäuscht John und das Ende, da letzteres banal und langweilig wirkt.
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