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Roy Stuart - Glympstorys

Story:

Roy Stuart ist einer der Großen der Aktfotografie. Seine Bildbände sind gefragt, nicht selten wandern sie für horrende Beträge von mehreren hundert Dollar über die Ladentische. In der Kunstwelt höchst geschätzt und als Ikone angesehen, erregen seine freizügigen, expliziten und sich stets um einen unverkennbar sexuellen Kontext bewegenden Bildarbeiten abseits der heimischen Gefilde nicht selten harschen Ärger und extreme Reaktionen. Auch Glympstorys birgt das Potential anzustoßen, hat zudem jedoch unverkennbaren künstlerischen Wert.



Meinung:

Zeitweise waren Teile Stuarts Werkes gerichtlich verboten, er selbst sah sich bereits des Öfteren rechtlichen Schritten gegen seine Person und Arbeit ausgesetzt. Auch sein neuer Band, der nach fünf Jahren Abstinenz entstanden ist und von Fans lang erwartet wurde, beinhaltet äußerst explizite Fotografien, die bis hin zu Oralverkehr und Penetration reichen. In Glympstorys erzählt der Künstler mit seinen bzw. über seine Abbildungen Geschichten und Geschichtchen aus der Welt der Sexualität. Wie in seinem gesamten künstlerischen Schaffen zuvor, fokussiert der 1955 geborene Amerikaner auch in diesem neuen Werk vornehmlich weibliche Sexualität. Dabei arbeitet er grundsätzlich mit Models, deren Körper natürlich belassen und weitestgehend frei von den Gesetzmäßigkeiten populärer und verbreiteter Standards von Erotik- und Pornoindustrie sind. Er verfolgt den eignen Anspruch, trotz expliziter Abbildung sexueller Handlungen und fast ausschließlichem Fokus auf die aufgeführten Themenfelder, keine Pornografie zu schaffen. Stuart grenzt sich in Gesprächen und Interviews regelmäßig vehement und engagiert von Machenschaften und Produkten der Pornobranche ab. Diese Grenze sehen viele seiner Kritiker nicht. Für sie sind seine Werke nichts anderes als der Output dieser Industrie.

Bei allen Statements, diese sind auch im Klappentext dieses Bandes zu lesen, bleibt das letztendliche Urteil im Ermessensraum des jeweiligen Betrachters. Wer in Stuarts Werk Pornografie erkennen möchte, dem wird dies auch gelingen. Um eine klare Einordnung vornehmen zu können, ist die ohnehin schon verwischte Grenze von erotischem Akt, erotischen Medien im Allgemeinen und Pornografie in Stuarts Werk kaum erkennbar. Was Glympstorys allerdings nicht abzusprechen ist, ist seine Inhaltsebene. Zwischen allen Handlungen steckt tatsächlich eine erzählte Geschichte. Diese ist zwar häufig minimalistischer Natur, dennoch lassen sich Figuren, Handlungen, Motivationen und Emotionen erkennen. Damit gelingt den Künstlern schon mehr, als manch anderen Knipsern, die für sich die Schaffung von erotischem Akt beanspruchen, aber dann doch nur banale Tiefbefriedigung und erotische Kunst mit Befriedigung von Schaulust verwechseln. Eingestreute Zitate, Textteile und Statements erklären den künstlerischen Hintergrund und drehen sich um die Inhalte der Geschichten.

Als der britische Regisseur Michael Winterbottom 2004 seinen Kunstfilm 9 Songs auf die Leinwände brachte, durfte er sich in ähnlicher Weise Vorwürfe entgegen werfen lassen. Er habe einen als Kunstfilm verkappten Porno gedreht, ohne Sinn und Handlung. Was den Urhebern dieser Vorwürfe jedoch nicht aufgefallen ist, sind die feinen dedizierten Entwicklungen der beiden Figuren um deren Liebesbeziehung sich der Film dreht. Winterbottom zeigt ebenfalls explizite Bilder und erzählt mit der Intensität der sexuellen Handlungen den Zustand und Status beider Filmcharaktere. Das gelingt ihm vorzüglich, sind doch Leidenschaft, Gefühl, Lust und Trieb deutlich erkennbar, aber auch Vergänglichkeit, Schmerz, Verlust, ja sogar Einsamkeit und Depression sind in den Nuancen der Bilder sich windender Körper zu erkennen. Natürlich nur für den der hinguckt und nicht in jeder Abbildung nackten Menschen gleich sinnfreie und triebgesteuerte Pornografie sehen will.

Wie Winterbottom gelingt es Stuart, seinen Figuren Leben einzuhauchen und ihren Handlungen durchaus Tiefe und Motivation zu verleihen. In Glympstorys agieren Menschen, meist Frauen, aus Leidenschaft, aus Lust und Verlangen. Vor allem bei den komplexeren Bildserien ist die inhaltliche Ebene deutlich als solche auszumachen. Allerdings - und hier verlässt Stuart dieses Konzept - finden sich Strecken und Einzelabbildungen ohne diesen klar erkennbaren Unterbau. Provokation und das Spiel mit Tabus gehören ebenfalls mit zu Stuarts bewusst eingesetzten stilistischen Mitteln seiner Arbeit. Das war früher bereits so, weshalb seine Arbeiten ins Suchfeld von Gesetzeshüter und Moralaposteln gelangen, und auch in Glympstorys ist einiges abwegiges Material, deren erzählerischer Wert, wenn er denn überhaupt vorhanden ist, mit der Lupe gesucht werden muss. Das macht den Band natürlich nicht schlecht, dennoch darf die Frage gestellt werden, weshalb eben jene explizite Darstellungsweise gewählt wird. Auch hier spielt immer der Ermessensspielraum eines jeden einzelnen mit ein. Es ist jedoch verständlich, weshalb Diskussionen aufkommen. Unterm Strich ist es gut zu wissen, dass in unserer heutigen Welt, die so sehr geprägt ist von allgegenwärtiger Erotik und Pornografie, immer wieder und vor allem harsch über Kunst diskutiert wird, die spielt, ausreizt, provoziert und vielleicht auch die ein oder andere Grenze überschreitet. So ein Diskurs ist wichtig und lohnenswert. Man muss Stuart und/oder Glympstorys nicht "gut" finden, aber ihn/es als wichtigen künstlerischen Beitrag akzeptieren und ernst nehmen.

Dem Buch liegt eine DVD bei, die im Band enthaltene Fotostrecken als Bewegtbildversionen zeigt. Zusätzlich finden sich Ausschnitte zu Stuarts früheren filmischen Schaffen. Einen Blick zu riskieren ist durchaus sinnvoll, da sich der künstlerische Ansatz sowohl in den Fotografien, als auch in der Filmversion erkennen lässt. Jedes Medium funktioniert auf seine Weise. Stil und Ästhetik der Videos folgen den im Fototeil gesetzten Standards.



Fazit:

Glympstorys ist Roy Stuarts erster erotischer Fotoband seit fünf Jahren. Abermals beschäftigt sich die amerikanische Akt-Ikone mit diversen Themenfeldern der vornehmend weiblichen Sexualität. Er zeigt Lust, Emotion und Körperlichkeit mit dem ihm eigenen Ästhetik-Mix aus Gestaltung, Ausdruck und Inhalt. Er bewegt sich abseits moderner Standards auf körperlicher Seite, grenzt sich mit der Fokussierung von Natürlichkeit im Körperlichen wie Inhaltlichem von anderweitigen Darstellungsformen von Sexualität ab. Dennoch wird Glympstorys erneut die Gemüter erregen. Das ist verständlich und nachvollziehbar, zeigt Stuart doch durchaus provokantes Material. Dies ist keineswegs frei von Inhalten, aber oft auch jenseits von Grenzen. Im Allgemeinen verfolgen Künstler und Band ein klares Statement, nach dessen Regeln das Werk durchaus funktioniert. Dies wird nicht jeder lieben, aber durchaus akzeptieren können.



Roy Stuart - Glympstorys - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Roy Stuart
Roy Stuart - Glympstorys
Originalsprache: englisch/französisch/deutsch
Erscheinungsjahr: 31. Januar 2014



Autor der Besprechung:
Marcus Offermanns

Verlag:
Edition Skylight

Preis:
€ 39,95

ISBN:
978-3037666517

320 Seiten
Positiv aufgefallen
  • DVD mit zusätzlichem Video-Material
  • Treue zum künstlerischen Ansatz
  • Ästhetik und Thema adequat umgesetzt
Negativ aufgefallen
  • Teils wenig "Inhalte"
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Rezension vom: 14.02.2015
Kategorie: Rezensionen
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