Der Monstrumologe und die Insel des Blutes
Story:
Will Henry ist alleine. Er wurde von Dr. Warthrop gegen seinen Willen in New York zurückgelassen. Und jetzt soll der Doktor tot sein? Das kann nicht sein.
Meinung:
"Der Monstrumologe und die Insele des Todes" ist der dritte Band von Rick Yanceys "Der Monstromuloge"-Reihe. Ein vierter Band wird unter dem Titel "Der Monstrumologe und das Drachen-Ei" am 15. Januar erscheinen.
Es gibt so etwas wie einen heiligen Gral der Monstrumologen. Eine Kreatur, die so flüchtig ist, dass sie dem Reich der Gerüchte zugewiesen werden könnte. Wenn es da nicht wenige, aber deutliche Hinweise auf ihre Existenz geben würde. Und schon bald taucht ein weiterer bei Dr. Warthrop auf. Für ihn ist es ein weiterer Anlass, auf Monsterjagd zu gehen.
Doch für seinen Assistenten Will sind die Dinge dieses Mal anders. Dieses Mal wird er zurückgelassen und der Doktor nimmt einen neuen Assistenten mit. Einem, den Will nicht vertraut. Und tatsächlich scheinen sich seine Befürchtungen zu bewahrheiten, als der neue Assistent alleine zurückkommt und vom Tod Dr. Warthrops berichtet. Will will dies nicht wahrhaben und beginnt, nach seinem Mentor zu suchen.
Wie kann man die Beziehung zwischen Dr. Warthrop und Will bezeichnen? Es ist die von Meister und Schüler? Oder die von zwei Abhängigen, die ohne einander nicht existieren können?
Zumindest war in den letzten Bänden klar, dass ohne Will Dr. Warthrop schon längst an seinen Gemütsschwankungen eingegangen wäre. Doch als Leser hat man die letzten Bände auch die Passivität von Will bemängeln müssen. Widerstandslos hat er die Marotten seines Mentors ertragen und ihn auch auf seinen Jagden begleitet. Die ihn nicht unbeschädigt zurückließen, wie seine körperlichen und seelischen Narben bewiesen.
Doch was wäre, wenn Will eine Chance auf ein normales Leben erhält? Und der Doktor so etwas wie ein Gewissen entdeckt? Das sind zwei zentrale Fragen, auf die der Roman eingeht.
Und tatsächlich geht Rick Yancey auf die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten ein. Auch die Passivität von Will aus dem letzten Roman kommt zur Sprache. Und man beginnt zu ahnen, dass Will für Dr. Warthrop eine wichtige Rolle spielt. Denn nach und nach erkennt er, wieviel ihm sein Assistent bedeutet. Es ist eine väterliche Zuneigung, die er wohl verspürt. Und die ihn, als er einen anderen Assistenten findet, der für ein Unternehmen dass er vorhat geeigneter erscheint, dazu bewegt, Will sozusagen zu verraten. Indirekt sorgt er dafür, dass Will aus der Monstrumologie rausgeworfen wird und die Chance auf ein normales Leben erhält.
Bis dahin ist die Charakterarbeit wirklich hervorragend. Rick Yancey arbeitet die Gefühle und Motivationen der Figuren sehr gut heraus. Und auch die üblichen Horror-Elemente tragen mit dazu bei, dass Warthrops Motivation glaubwürdig rüberkommt.
Bis dahin liest sich das Buch spannend. Denn das neue Monster, der heilige Gral, wird unheimlich in seinen Auswirkungen dargestellt. Spannung macht sich breit und für einen Moment hat man das Gefühl, dass dies ein hochklassiger Roman sein wird.
Doch dann landet Will in der realen Welt und die Stimmung im Keller. Denn was Rick Yancey da schreibt, ist nichts neues. Vielmehr wird der Plot zu vorhersehbar und es wird langweilig.
Denn natürlich ist Will nicht mehr fähig, in einer normalen Gesellschaft existieren zu können. Natürlich sind viele gesellschaftliche Konventionen fremd für ihn. Und natürlich ahnt man, dass er alles daran setzen wird, seinen Mentor zurückzuholen.
Noch schlimmer ist die Charakterisierung der normalen Leute. Denn natürlich verliebt sich Will in die Tochter seiner neuen Familie, was natürlich nicht gut ausgeht. Und natürlich existiert da ein jüngerer Bruder, der ihn nach Strich und Faden quält. Das alles sind Aspekte, die kennt man zur Genüge und sie bringen auch nichts neues. Sie langweilen.
Und so ist auch dieser Teile nur "Für Zwischendurch" etwas.
Fazit:
Rick Yancey überzeugt mit "Der Monstrumologe und die Insel des Todes" in der Charakterarbeit mehr als noch beim Vorgänger. Er geht auf die Passivität Wills aus dem letzten Roman und arbeitet außerdem die Beziehung zwischen diesem und Dr. Warthrop heraus. Die Geschichte liest sich überwiegend spannend, doch dann baut sie ab. Als nämlich Will in eine normale Familie gesteckt wird, beginnt das Buch zu langweilen. Die Ereignisse sind vorhersehbar, die Charaktere blasse, flache und wandelnde Klischees. Enttäuschend.
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