Die Wasserstoffsonate
Story:
Ein Botschafter der Gzilt wird von einem fremden Raumschiff getötet. Anscheinend sollte damit die Auflösung eines uralten Geheimnisses verhindert werden. Worum ging es und wer war der Täter?
Meinung:
Mit "Bedenke Phlebas" brachte der Heyne-Verlag dieses Jahr den Auftaktroman zu Ian Banks "Kultur"-Reihe heraus. Und jetzt erscheint mit "Die Wasserstoffsonate" sowohl der letzte Roman des Autors als auch der Serie, durch die er bekannt geworden ist. Und wie üblich darf man sich auf einen komplexen Roman freuen.
Die Gzilt stehen kurz davor, zu subliminieren. Sie entwickeln sich weiter und verlassen die aktuelle Realität. Ein Ereignis, das im Grunde reibungslos über die Bühne gehen sollte. Doch dann wird ein Botschafter von ihnen ausgelöscht. Und es scheint so, dass dies geschehen ist, um die Enthüllung eines uralten Geheimnisses zu verhindern.
Die KULTUR, die mit den Gzilt auf gutem Fuß steht, unterstützt die Ermittlung in diesem Fall. Das Schiff "Glaubt bloß nicht …" soll gemeinsam mit der Ermittlerin Vyr Cossont agieren. Und schon bald stoßen die zwei auf ein unglaubliches Geheimnis. Eins, das viele Ereignisse in einem vollkommen neuen Licht dastehen lässt und die Sublimination eventuell sogar verhindern könnte.
Vergleicht man "Bedenke Phlebas" mit "Die Wasserstoffsonate" fällt ein himmelsweiter Unterschied auf. Schon allein der Tonfall ist ein anderer. Da hat man eine ernste Geschichte, in der auf den ersten Seiten viele Leben vergehen und der Humor, wenn überhaupt, schwarz und schon fast zynisch ist. Hier hingegen sterben zwar auch Wesen. Doch dem gegenüber steht eine leichtfüßig erzählte Geschichte, die mir geradezu absurden Momenten aufweist.
Ein Highlight sind schon alleine die verschiedenen Namen der KULTUR-Schiffe. "Glaubt bloß nicht …", "Nur die Waschanleitung für des Lebens pralle Gewebe" oder "Das nennst du sauber?" sind wahrlich keine typischen Eigennamen. Doch das verstärkt einen Eindruck der Absurdität, den man erhält, wenn man das Buch liest.
Das wird auch durch die Dialoge zwischen den Schiffen verstärkt. Die Art und Weise wie sie reden, wie sie sich geben, ist einfach anders. Und das macht den Charme der Story aus, weil man es einfach kaum erwarten kann, die nächste Unterhaltung zu lesen.
Dabei scheut sich Ian Banks auch nicht davor zurück mit dem Layout zu spielen. Verschiedene Schriftgrößen oder Schriftarten tauchen im Text auf und signalisieren so, dass hier zum Beispiel zwei Schiffe sich unterhalten. Das macht das Lesen abwechslungsreicher, weil es so den Augen des Lesers ständig etwas Neues bietet.
Doch während die KULTUR hauptsächlich für den Humor verantwortlich ist, ist Vyr Cossont für die Ernsthaftigkeit zuständig. Eine gewisse Melancholie umgibt die Figur, die weiß, dass ihre Rasse schon bald das Universum verlassen wird. Und sie setzt sich damit selber unter Druck, da sie noch unbedingt ihre Lebensaufgabe erfüllen will, nämlich die titelgebende "Wasserstoffsonate" endlich zu spielen.
Sie ist es, die hauptsächlich den Hauptplot am Laufen hält. Von Beginn an ist sie dem Leser sympathisch. Und man merkt, wieviel Spaß die Interaktion zwischen ihr und der "Glaubt bloß nicht …" Ian Banks beim Schreiben machte. Denn das sind wahre Higlights in einer an dieser ohnehin nicht gerade armen Story.
Auch merkt man, wieviel Gedanken sich Ian Banks über die Hintergründe seiner Story machte. Die Sublimination ist nicht einfach irgendein Ereignis! Es ist ein großes Geschehen, mit Auswirkungen auf das gesamte Geflecht an verschiedenen Völkern. Er vergisst dabei nichts, weder was mit der zurückgebliebenen Technik passiert, noch ob wirklich alle Mitglieder der Gzilt aufsteigen.
Und all das macht diesen Roman so unnachahmlich! Es ist ein Highlight, diesen Band zu lesen. Es ist ein "Klassiker" und verdient zu Recht den "Splashhit".
Fazit:
"Die Wasserstoffsonate" ist Ian Banks letzter Roman, da der Autor danach verstorben ist. Doch er hinterließ der Nachwelt ein Buch, das seine ganzen Qualitäten aufweist. Die Geschichte hat einen leichteren und lustigeren Unterton als "Bedenke Phlebas". Schon allein die kuriosen Namen der KULTUR-Schiffe tragen dazu bei. Auch gestaltet Ian Banks das Layout des Bandes unterschiedlich, in dem er zum Beispiel die Dialoge zwischen den KULTUR-Schiffen verschiedenartig gestaltet. Vyr Cossont sorgt dafür hingegen für Ernsthaftigkeit und wird hervorragend dargestellt. Und man merkt der Story an, dass der Autor sich richtige Gedanken über den Aufbau der Hintergrunddetails gemacht hat.
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