Diskobushaltestellenhierarchie
Story:
Hannes will aus seinem Dorf Lüttstedt raus und zieht nach Berlin. Dort kennt er bald jeden Club, verspürt jedoch irgendwann eine große Einsamkeit. Und beim Bemühen, diese zu füllen, gerät er ins Schleudern.
Meinung:
Für jemanden, der auf dem Land groß geworden ist, übt die Großstadt eine enorme Anziehung aus. Man will dorthin, in dem Bestreben, sein Leben zu ändern. Das nimmt Erik Brandt-Häge zum Anlass, um darauf sein Debütroman "Diskobushaltestellenhierarchie" zu schreiben.
Der Autor wurde 1982 im ländlichen Achim geboren. Er studierte in Berlin Anglistik/Amerikanistik und in Potsdam Germanistik. Seit 2005 arbeitet er als freier Autor und schreibt über Musik, Film und Literatur. Seine Texte erscheinen unter anderem im Rolling Stone oder auf Zeit Online. Seit 2013 lebt er in Hannover.
Hannes ist das Leben im kleinen Dorf Lüttstedt satt. Seine Heimat ist für ihn zu klein geworden, und er sehnt sich nach Abwechslung, nach Freiheit. Und da scheint Berlin genau das richtige zu sein.
Als er eine Unterkunft in der Stadt findet, zieht er natürlich sofort dahin. Zunächst leistet er seinen Zivildienst als Koch im Kindergarten ab. Doch gleichzeitig zieht ihn auch die lebendige Clubszene seiner neuen Heimat geradezu magisch an. Schon bald kennt er jeden Club in Berlin. Doch etwas stimmt nicht. Er fühlt sich schon bald alleine. Und versucht alles, um diese Lücke in seinem Leben zu schließen.
Es ist schon fast klischeehaft, dass wenn man im Dorf aufwuchs, einem irgendwann die Heimat zu klein wurde und man sich deswegen nach der großen Stadt sehnte. Viele Geschichten benutzen das als Grundlage für den Plot. Und auch Erik Brandt-Höge fängt klein an.
Dabei wirkt das Ausgangsszenario gut geschrieben. Die Motivation von Hannes wird glaubwürdig dem Leser nähergebracht. Man kann verstehen, wieso er weg will. Und sogar über die titelgebende "Diskobushaltestellenhierarchie" schmunzeln. Hier wirkt das Buch noch in Ordnung, hier liest es sich noch unterhaltsam.
Doch dann baut es schnell ab. Ein Problem ist dabei unter anderem der Sprachstil, den Brandt-Höge für sein Werk wählt. Er orientiert sich dabei vor allem an dem von Sven Regener. Sehr viele Wortwiederholungen und das Bemühen, das alles rhythmisch klingt, kennzeichnen den Roman. Und sorgen mit dafür, dass man ihn nur eingeschränkt genießen kann.
Zwar ist das nicht so penetrant, wie bei Regener. Aber die Passagen sind doch so häufig, dass sie sich auf Lesevergnügen deutlich auswirken. Denn man fällt wiederholt aus dem Lesefluss heraus, wenn man über eine langwierige Beschreibung zum Beispiel der Haltestellenhierarchie stolpert.
Hinzu kommt auch noch, dass die Charakterisierungen und Darstellungen oberflächlich sind. Man hat nie das Gefühl, dass sich Erik Brandt-Höge, wirklich für seine Protagonisten und ihre Handlungsweisen interessiert. Stattdessen wirkt der Plot lieblos abgehandelt, so als ob es ihm nur darum geht, mit der Sprache zu experimentieren, seinem Vorbild nachzueifern. Womit er auf ganzer Linie scheitert.
Deshalb ist der Roman auch "Nur Für Fans" etwas.
Fazit:
"Diskobushaltestellenhierarchie" hat ein gutes
Ausgangsszenario. Was aber auch leider das einzig positive an diesem Roman ist.
Erik Brandt-Höge versucht ansonsten vom Sprachstil her sich an Sven Regener zu
orientieren, ohne auch nur ansatzweise diesen zu erreichen. Gleichzeitig wirken
die Charakterisierungen und die Darstellung von Berlin nur oberflächlich und
können deshalb nicht überzeugen.
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