Die Zuflucht
Story:
Zwei und ihre Freunde sind in der Zuflucht angekommen. Sie leben jetzt auf der Oberfläche. Doch längst nicht alles ist perfekt. Und die Freaks geben ebenfalls keine Ruhe.
Meinung:
Mit "Die Zuflucht" liegt jetzt die Fortsetzung zu Die Enklave vor. Zwei Jahre sind seit dem Erscheinen des ersten Teils der Trilogie aus der Feder von Ann Aguirre vergangen. Und während in den USA der dritte Teil seit September 2013 draußen ist, ist hierzulande immer noch unklar, ob und wann jener auch in Deutschland herauskommen wird.
Zwei, Pirscher, Bleich und Tegan sind Überlebende. Einst kamen sie aus der Unterwelt, um aus vielerlei Gründen nach anderen auf der Oberfläche zu suchen. Sie haben diese jetzt gefunden, doch es ist nicht alles besser geworden.
Denn Erlösung, wie die Zuflucht heißt, in der sie jetzt leben, hat vollkommen andere Regeln und gesellschaftliche Konventionen, als sie bislang gewohnt sind. So dürfen Frauen nicht jagen oder kämpfen. Was für Zwei, die in der Unterwelt Jägerin und Kämpferin war, nur schwer zu akzeptieren ist. Noch schlimmer ist, dass man sie nicht als Erwachsene ansieht, sondern als Jugendliche, eine Göre, die noch viel zu lernen hat. Verzweifelt versucht sie sich zu beweisen und nutzt jede Gelegenheit, eben dies zu tun. Doch nicht jeder in der Zuflucht ist ihr wohl gesonnen. Noch schlimmer ist, dass ihre einstigen Freunde sich von ihr distanzieren. Und die Freaks werden immer schlauer und schlauer.
"Die Enklave" war ein starkes Buch. Und "Die Zuflucht"? Nicht ganz so gelungen. Wieso dem so ist, wird am Ende dieser Rezension verraten.
Mit dem Nachfolgewerk ist der Autorin ein Kunststück gelungen. Sie hat im letzten Teil ihre Hauptfiguren sozusagen ins Paradies geführt. Nur, dass sich jetzt herausstellt, dass eben dieses nicht ganz so wundervoll ist, wie man es ursprünglich dachte.
Auf einmal müssen sich die Protagonisten in einer Welt zu Recht finden, in der all das, was bislang ihr Leben prägte, eine andere Gültigkeit besitzt. Besonders Zwei trifft dies besonders hart. Zuvor galt sie als Erwachsene und trug Verantwortung. Jetzt gilt sie als Heranwachsende und ihr wird ein Leben vorgeführt, was ihr so gar nicht schmeckt. Glaubwürdig bringt Ann Aguirre rüber, wie sehr ihre Protagonistin in dieser neuen Realität leidet. Man spürt deutlich, wie sehr es sie quält, dass ihre alten Freunde sich von ihr distanzieren.
Nur Pirscher bleibt bei ihr. Gemeinsam trainieren sie heimlich, weil es in der Zuflucht im Prinzip verboten ist, Frauen das Kämpfen beizubringen. Und Ann Aguirre nutzt dies, um die Beziehung zwischen den beiden weiter fortzuentwickeln.
Es war zu erwarten, dass früher oder später etwas Romantik in die Handlung hineinfließen würde. Doch die Autorin begeht nicht den Fehler, die Beziehung zwischen Zwei und Pirscher mit dem Holzhammer fortzuentwickeln. Die Liebe zwischen den beiden ist nicht auf einmal da, sondern entwickelt sich langsam und behutsam aus kleineren Andeutungen. Und das wirkt glaubwürdig und nachvollziehbar.
Sehr schön ist auch die Gegensätzlichkeit der Kulturen. Da Zwei, die nicht bereit ist, sich der neuen Gesellschaft bedingungslos anzupassen. Und auf der anderen Seite Caroline, ein Mädchen aus Erlösung, die wegen Zweis Andersartigkeit einen Hass auf sie entwickelt. Beide Seiten werden sehr gut dargestellt.
Interessant ist auch die Bedrohung durch die Freaks. Ann Aguirre vergisst diese nie, auch wenn sie sich zunächst auf die Umstände in "Erlösung" konzentriert. Denn schon sehr bald macht sie klar, wie gefährlich diese Gegenspieler sind! Eine Bedrohung, die nicht zu unterschätzen ist, was vor allem daran liegt, dass sich die Freaks weiterentwickeln, gefährlicher und intelligenter agieren.
Was allerdings dem Roman die Topwertung verwehrt ist das Ende. Die Spannung, die in den vorherigen Teilen aufgebaut wurde, ist hier auf einmal nicht vorhanden. Im Gegenteil: Der Roman liest sich auf einmal langweilig und zäh, was doch sehr verwundert.
So ist "Die Zuflucht" zwar ein gutes Buch, aber nur zum "Reinschauen" zu empfehlen.
Fazit:
Mit "Die Zuflucht" liegt jetzt die Fortsetzung zu Ann Aguirres "Die Enklave" vor. Der Roman entwickelt seine Protagonisten sehr gut weiter. Vor allem Zwei muss sich mit veränderten Umständen auseinandersetzen, da sie auf Grund ihrer Fähigkeiten und Vergangenheit von anderen geschnitten wird. Die Autorin nutzt dies, um die Beziehung zwischen ihr und Pirscher weiterzuentwickeln, so dass daraus schon bald eine Liebesbeziehung entsteht. Die verschiedenen Seiten in "Erlösung", so der Name des Ortes, an dem sich die Handlungsträger befinden, werden anschaulich dargestellt. Und die Freaks werden nicht vergessen, sondern bleiben eine ständige Bedrohung. Nur schade, dass das Ende langweilig und zäh wirkt.
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