Feuerwogen

Dylan Hunter ist der Bruder von Caleb. Und im Gegensatz zu seinem Bruder hat er sich für die See entschieden. Bis er eines Tages Regina Barrone kennenlernt. Und obwohl er sich vorgenommen hatte, sich nicht zu verlieben, geschieht es. Und die Probleme fangen damit erst an.

Ist das eine neue Veröffentlichungsmethode von Knaur? Denn der Nachfolger von "Wellentraum", "Feuerwogen" erscheint zeitgleich mit dem dritten Band "Meereskuss" im Ebook-Format. Allerdings ist noch unklar, ob die weiteren Teile auch noch hierzulande herausgebracht werden. Angekündigt ist bislang nichts. Doch man sollte sich überraschen lassen.

Unter dem Meer existiert ein Königreich. Selkies heißen die Bewohner. Unsterbliche Wesen, die Menschenform annehmen können, wenn sie ihr Fell ablegen. Und sie haben einen fragilen Frieden mit den Dämonen. Doch diese sind ständig darauf aus, ihn zu brechen.

Dylan Hunter ist ebenfalls ein Selkie. Eigentlich wollte er nur ein kurzes Vergnügen, als er mit der Mitarbeiterin eines Inselrestaurants, die alleinerziehende Mutter Regina Barrone Sex hat. Doch dann stellt sich heraus, dass sie schwanger ist. Und das Kind ist Teil einer Prophezeiung, weshalb die Dämonen besonders interessiert daran sind, es schon vor der Geburt umzubringen. Und Dylan, der mit Menschen keinerlei dauerhafte Bindung haben wollte, ist plötzlich Teil des Konflikts.

Der Konflikt Dämonen gegen Selkies geht in die nächste runde. Und dabei ist das schöne, dass Frau Kantra diesen weiterentwickelt. Denn in "Feuerwogen" baut sie mehr Hintergrundinformationen ein, anhand derer man endlich versteht, worum es den jeweiligen Parteien geht. Die Mythologie der Reihe wird dadurch weiter ausgebaut, was ihr nur gut tut.

Und natürlich beeinflusst das auch den Roman an sich. Denn Frau Kantra benutzt diesen Hintergrund, um den Konflikt in "Feuerwogen" persönlicher werden zu lassen. Und sie baut mit Dylan einen Hauptcharakter ein, der einem zu Beginn überhaupt nicht sympathisch ist.

Denn Dylan ist zu Beginn jemand, der nicht wirklich als ein Held wirkt. Er sieht sich mehr als Selkie als ein Mensch und mag es überhaupt nicht, unter ihnen zu wandeln. Für ihn sind vor allem die Frauen nur nette One-Night-Stands. Bis er aus Versehen Regina Barrone schwängert, und sie dadurch zum Teil einer Prophezeiung und damit zum Ziel der Dämonen macht. Eher widerwillig bemüht er sich darum, sie zu retten.

Dabei ist Regina alles andere als eine Damsel in Distress. Die Autorin bemüht sich, sie als selbstständig darzustellen. Sie ist eine alleinerziehende Mutter, die sich um ihren zehnjährigen Sohn rührend kümmert und gleichzeitig arbeitet. Und als sie entführt wird, kann sie sich alleine befreien. Als Protagonistin braucht sie im Grunde genommen keinen Mann. Und wenn, dann soll er nicht auch noch wie der Vater ihres Sohnes sie im Stich lassen. Weshalb sie Dylan auch gegenüber ablehnend ist, da sie von ihm vermutet, dass er nur auf schnellen Sex aus ist. Eine Vermutung, die sich nach dem One-Night-Stand zu bestätigten scheint.

Doch was zwischen den beiden dann passiert, verläuft nach Schema F. Wie die Beziehung sich zwischen den beiden fortentwickelt, ist vorhersagbar und deshalb auch entsprechend langweilig. Frau Kantra folgt zu sehr den ausgetretenen Pfaden des Genres, ohne sich auch nur die Mühe zu machen, sie zu variieren.

Deshalb kann der Roman nicht wirklich überzeugen. Deshalb sollte man "Reinschauen".

"Feuerwogen" ist die Fortsetzung von Virginia Kantras "Wellentraum". Die Autorin baut in diesem Roman die Mythologie ihrer Reihe aus und nutzt sie gleich dazu, um den Konflikt in dem Buch persönlicher wirken zu lassen. Ihr Dylan ist zu Beginn alles andere als ein Held und die Protagonistin Regina garantiert keine Damsel in Distress. Schade nur, dass ansonsten das Ebook den üblichen Genre-Pfaden folgt, ohne sie wirklich zu variieren.