Neue Vahr Süd
Story:
Frank Lehmann hat ein Problem. Er hat vergessen, den Wehrdienst zu verweigern. Und so muss er in die Kaserne, während gleichzeitig seine Freunde die Weltrevolution proben.
Meinung:
"Neue Vahr Süd" ist der zweite Teil einer Trilogie an Romanen. Der Vorgänger, der innerhalb der Reihe den Abschlussband darstellt, ist "Herr Lehmann". Der Nachfolger "Der kleine Bruder" ist das Mittelstück der Reihe. Alle Bücher wurden von Sven Regener geschrieben.
Der Autor ist besser bekannt als Mitglied der Musikgruppe Elements of Crime. Er wurde 1961 in Bremen geboren. Er fing ein Studium der Musikwissenschaften an, brach das aber nach einiger Zeit ab, um sich gänzlich auf das Musikmachen konzentrieren zu können. Sein Debütroman "Herr Lehmann" war ein voller Erfolg und wurde von Leander Haußmann verfilmt. Sven Regener verfasste dazu das Drehbuch.
Frank Lehmann wuchs in Bremener Neubauviertel Neue Vahr Süd auf. Und zum ersten Mal in seinem Leben steht er vor einem Problem. Er muss zum Bund, weil er vergessen hatte, den Dienst zu verweigern. Eigentlich möchte er nicht dorthin, doch er muss.
Also zieht er von zu Hause aus und in eine WG ein. Die ist voller Chaoten, die jeweils ihre eigenen Probleme haben. So wird beispielsweise der Versuch, die Wohnung zu renovieren, zu einem Fehlschlag. Hinzu kommt auch noch, dass sich Frank Lehmann in Sibille verliebt hat. Und so zieht er den Entschluss, noch nachträglich die Verweigerung einzureichen. Doch er wäre nicht er selbst, wenn es nicht zu Problemen kommen würde.
Merkt man dem Buch an, dass es sich hierbei um den zweiten Teil einer Trilogie handelt? Nein. Da die Handlung zeitlich vor dem ersten Teil angesiedelt ist, sind die Figuren in ihrer charakterlichen Entwicklung naturgemäß auf einem komplett anderen Stand. Vorwissen wird daher nicht benötigt. Und falls man doch "Herr Lehmann" gelesen haben sollte, wird man vielleicht einige Ansätze für bestimmte Figureneigenschaften erkennen. Mehr aber auch nicht.
Und so kann man sich als Neuleser perfekt auf das Buch konzentrieren. Sven Regener schreibt nämlich mit "Neue Vahr Süd" eine humoristische Psychoanalyse von jemanden, der das ganze Leben über passiv geblieben ist, bis ihn das sozusagen in den Hintern beißt. Die Komik entsteht aus der Abstrusität der Ereignisse, wie beispielsweise die Versuche des Protagonisten, vom Bund freizukommen. Was er sich dabei einfallen lässt, und wie er am Ende sein Ziel erreicht, ist lesenswert.
Doch das setzt voraus, dass man so lange durchhält. Denn die Schreibweise von Herrn Regener ist sehr sperrig. Viele seiner Sätze sind zirkulär aufgebaut und gehen über mehrere Zeilen hinweg, in denen dann alles möglich vorkommt, was gerade so zur Situation passt. Hier muss man sich förmlich durchbeißen, um weiterzukommen. Und das ist einfach nicht jedermanns Sache.
Auch neigt der Autor zu starken Wortwiederholungen. Wiederholt schreibt er "dachte er", was spätestens au der zehnten Seite auf die Nerven geht. Es mag sein, dass dies ein gewolltes Stilelement ist. Doch genauso wie die überlangen, sperrigen Sätze sorgen sie eher dafür, dass man genervt das Buch zuklappt, weil dadurch kein Lesefluss aufkommt.
Ein weiteres Problem sind die flachen und blassen Charaktere. Selbst die Hauptfigur Frank Lehmann schafft es einfach nicht, Anteilnahme beim Leser zu erwecken. Sie existieren einfach nur und werden im Laufe der Zeit nicht wirklich weiterentwickelt. Sie stagnieren, was, wie die anderen Mankos auch, nervt.
Das Buch ist ein ziemlicher Reinfall. Und deshalb wird es auch mit einem "Nur Für Fans" bewertet.
Fazit:
Das gute ist: Sven Regeners "Neue Vahr Süd" ist offen für Neuleser. Man muss nicht den Vorgänger gelesen haben, um den Roman verstehen zu können. Das schlechte ist: Die Schreibweise des Autors ist sehr sperrig. Es gibt viele Wortwiederholungen und die Charaktere sind zu flach, um überzeugen zu können.
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