Notruf 112: Dramatisches und Kurioses aus der Rettungsleitstelle
Story:
Welche Nummer wählt man, wenn man meint, ein UFO gesehen zu haben? Oder wenn man gerade überfallen wird? Oder wenn eine Ente anscheinend festgefroren ist? Die 112.
Meinung:
Es gibt viele Bücher, die aus dem Alltag von Berufen wie Kassiererinnen, Rettungswagenfahrern oder Polizisten erzählen. Besonders bekannt sind natürlich die Geschichten von Cid Jonas Gutenrath, der aus seiner Zeit bei der Berliner Telefonzentrale berichtet. Ebenfalls um das Thema Notruf geht Christian Seiferts "Notruf 112: Dramatisches und Kurioses aus der Rettungsleitstelle".
Der Autor ist Brandamtmann. Er ist seit über 22 Jahren bei der Berufsfeuerwehr München tätigt und arbeitet seit 14 Jahren in der Integrierten Leitstelle. Er ist ausgebildeter Lehrrettungsassistent, verheiratet und Vater zweier Kinder. Über seine Co-Autorin Dorita Plange ist leider nichts bekannt.
Man merkt es schon in der Kurzbiographie des Autoren. München ist der Haupthandlungsort vieler Geschichten, die Christian Seifert erzählt. Oft kommt das Oktoberfest in den verschiedensten Formen vor.
Und genau wie sein Kollege von der Berliner Polizei, weiß auch Christian Seifert viel und unglaubliches zu berichten. Da steckt ein Mann in einem Kamin fest. Oder ein Paar stürzt durch ein Dach. Oder sein vierjähriger Junge ruft an, weil seine Mutter es ihm so beigebracht hat, wenn sie Krämpfe hat. Es sind Schicksale, die einem zu Herzen gehen.
Und die Christian Seifert auch gelungen wiedergibt. Dabei erhält man auch einen kleinen Eindruck in die technische Ausrüstung der Zentrale. Oft wird eine Handyortung durchgenommen. Oder man erfährt, was passiert, wenn die Rechner ausfallen. Es sind vor allem diese Eindrücke, die den Band lesenswert machen.
Christian Seifert weiß jedoch nicht nur von seiner Arbeit hinterm Telefon zu berichten. Auch Einsätze vor Ort werden vorgestellt. Doch sind diese längst nicht in der Mehrheit, was durchaus verständlich ist. Schließlich heißt das Buch ja auch "Dramatisches und Kurioses aus der Rettungsleitstelle", wodurch automatisch klar ist, dass eben diese auch im Zentrum des Geschehens steht.
Natürlich gibt es auch einige komische Stellen. Sogar ein Extra-Kapitel gibt es dafür. Doch in diesem Fall will der Funke nicht recht überspringen.
Und es ist natürlich unfair, das Buch mit "110" zu vergleichen. Schließlich haben die jeweiligen Autoren vollkommen andere Lebensläufe. Doch stellenweise merkt man die verhältnismäßig "brave" Vergangenheit des Autors dem Band an. Dann fehlt einigen Stellen die Lebhaftigkeit, die das Geschilderte intensiver wirken lassen. Sie lesen sich zwar nicht schlecht. Doch unterm Strich mangelt es dann Emotion.
Trotzdem ist der Band gut geworden. Zwar nicht Spitzenklasse, doch zum "Reinschauen" lohnt es sich noch.
Fazit:
Andere Notrufnummer, anderer Ort. In "Notruf 112: Dramatisches und Kurioses aus der Rettungsleitstelle" erzählt Christian Seifert von Ereignissen ring um München herum. Die Geschichten sind abwechslungsreich. Gleichzeitig erhält man einen Eindruck was hinter den Kulissen des Notrufes passiert. Es geht dabei nicht nur um Telefonanrufe, sondern auch um Einsätze vor Ort. Doch diese sind selten. Ernst und Komisch wechseln sich ab, wenn auch letztere Fälle nicht immer überzeugen können. Und es fehlt an einigen Stellen an Lebhaftigkeit.
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