Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert

Was ist der Unterschied zwischen Sozialismus und Kommunismus? Wie wird Europa regiert? Kann Deutschland pleitegehen?

Selbst wenn man tagtäglich die Medien verfolgt, kommt man doch ins Schwimmen, wenn es darum geht, gewisse Aspekte zu erklären, wie beispielsweise was der Unterschied zwischen einer parlamentarischen und repräsentativen Monarchie ist. Um diesen Überblick zu gewährleisten hat Marietta Slomka "Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert" geschrieben. Man kennt die Autorin unter anderem als Sprecherin des Heute Journals und als Schriftstellerin unter anderem von Mein afrikanisches Tagebuch.

Als einfacher Mensch schimpft man ja gerne über "Die, da oben". Man verurteilt, wenn einige Parteien ihre Wahlversprechen brechen, oder meckert über die starke Bürokratie. Man wünscht sich beispielsweise auch, dass Subventionen abgebaut werden. Oder man beachtet die EU mit Desinteresse. Frau Slomka versucht mit ihrem Buch dagegen zu steuern. Sie liefert für all diese Aspekte Erläuterungen ab, wieso etwas ist, wie es eben ist.

Und das ist die Stärke des Buches. Frau Slomka setzt nicht voraus, dass man etwas weiß. Im Gegenteil: Je unwissender man ist, desto mehr kann man ihre Arbeit würdigen. Weil sie eben versucht, alles zu erklären, was den Aspekt der Politik in Deutschland, Europa und der ganzen Welt angeht.

Dabei gesteht sie selber, dass sie auf einige Aspekte, wie beispielsweise das Gesundheitswesen, längst nicht so ausführlich eingehen kann, wie sie es gerne hätte. Aber dann, so ihre Aussage, wäre das Buch um ein vielfaches länger geworden, als es ohnehin schon ist. Daran merkt man, dass sie mit ihren Lesern offen und ehrlich umgeht. Sie verkauft ihn nicht für dumm, sondern behandelt ihn wie einen normalen Menschen. Außerdem gesteht sie, dass in Nachrichtensendungen und Zeitungsartikeln manchmal ein gewisser Wissensstand vorausgesetzt wird, der aber nicht immer gegeben ist.

Dabei leistet sie gute Arbeit! Sie schafft es, selbst die komplexesten Zusammenhänge so darzustellen, dass man sie problemlos nachvollziehen kann. Dabei achtet sie auch darauf, beide Seiten der Medaille darzustellen. So nennt sie beispielsweise bei der Türkei sowohl Gründe, die für aber auch gegen einen Beitritt in die EU sprechen, als auch dagegen. Die Argumente, die sie dabei verwendet, sind einleuchtend. Zu welcher Seite man sich selbst zählt, bleibt einem dabei persönlich überlassen.

Und man bekommt beim Lesen schon fast Mitleid mit den Politikern. Sie üben einen der härtesten Berufe der Welt aus, und müssen schier Übermenschliches leisten. Einerseits dürfen sie nicht realitätsfremd wirken, andererseits wird über sie hergezogen, wenn sie Dinge tun, die im Auge der Öffentlichkeit nicht gut ankommen, wie beispielsweise die Bonusmeilen-Affäre um Cem Özdemir.

Der Tonfall, den Frau Slomka für ihr Werk wählt, ist dabei gleichzeitig locker aber auch eben unabhängig. Ganz so, wie man es von ihr gewohnt ist. Allerdings gibt es zu Beginn einige Passagen, in denen sie etwas zu arrogant wirkt. Etwa, wenn sie europäische Kunst mit der der Ureinwohner von Südamerika vergleicht. Das irritiert, wobei dies Ausrutscher sind, die sie sich im weiteren Verlauf ihres Buches nicht mehr leistet.

Doch hallt diese Arroganz förmlich nach. Gerade dieser Aspekt verhindert, dass das Buch wirklich die Top-Auszeichnung von Splashbooks erhält. Es ist immer noch ein "Klassiker", aber eben leider einer mit Schönheitsfehler.

Mit "Kanzler, Krise, Kapital - Wie Politik funktioniert" schreibt Frau Marietta Slomka ein Sachbuch, welches sich jeder Mensch kaufen sollte. Sie beschreibt auf eine verständliche Art und Weise die verschiedensten Aspekte der Politik, sowohl in Deutschland, als auch in der EU und Weltweit. Dabei ist der Tonfall locker, und der Inhalt neutral. Sie gibt selbst bei den umstrittensten Punkten sowohl die Pro- als auch die Contra-Argumente an. Schade nur, dass sie zu Beginn etwas arrogant schreibt, was doch etwas irritiert.