Kleiner Phönix: Eine Kindheit unter Mao
Story:
Zhao Jies Leben ist von Mao geprägt. Ihre Eltern dienten als Schauspieler in seiner Armee und sie selbst opfert ihre Kindheit seinen Idealen. Etwas, was ihr erst später klar wird.
Meinung:
China ist heute eine Weltmacht, die sich anstellt, die USA als bedeutendste Nation der Welt zu überholen. Doch weiß man nur wenig darüber, wie es den einzelnen Bewohnern dieses Landes geht. Nur selten dringt etwas nach außen vor, und wenn, sind es immer nur Bruchstücke, und nie etwas Ganzes. "Kleiner Phönix: Eine Kindheit unter Mao" ist Zhao Jies Versuch, das zu verändern.
Sie wurde 1957 in Nanjing geboren. Als neunjährige erlebte sie die Kulturrevolution mit und wurde glühende Anhängern Maos. Mit 18 nahm sie freiwillig an einem Arbeitseinsatz in einem chinesischen Bergdorf teil. Seit 1984 lebt sie in Berlin, und arbeitet dort als Übersetzerin und Dolmetscherin.
"Kleiner Phoenix" ist ihre Autobiographie. Ein Buch, in dem sie über ihre Kindheit erzählt. Und das tut sie auf eine Art und Weise, die den Lesern in den Bann zieht.
Das Besondere an dem Buch ist wahrscheinlich die Erzählweise. Frau Jie vermeidet es, laut Anklage zu stellen. Stattdessen erzählt sie eher leise von ihren Erlebnissen. Und gerade dies macht die Aussagekraft ihrer Biographie so stark. Denn so prägen sich ihre Erinnerungen deutlich ein.
Und was man liest, ist stellenweise schon harter Tobak. Sie erzählt von einem Land, das schon fast regelmäßig neuen Erschütterungen unterworfen wurde. Immer wieder kommt es zu Ereignissen, die dazu führen, dass in der Bevölkerung jeder jeden denunziert. Was dazu führt, dass Lehrer verschwinden und Nachbarn in der Öffentlichkeit bloß gestellt werden.
Und Zhao Jie? Sie macht freiwillig mit. Sie ist eine glühende Anhängerin Maos und sieht in seinen Taten nichts Verwerfliches. Drastischer kann man die Gehirnwäsche, der sie und die anderen während dieser Zeit, unterworfen wurden, nicht deutlich machen. Zwar gibt es Unbehagen, doch wird dies durch den Glauben an die Macht der Kommunistischen Partei übertüncht und unterdrückt.
"Kleiner Phönix" ist in zwei Teile aufgeteilt. Der erste schildert die Kindheit in Peking, der zweite die Erlebnisse von Cui, wie Zhao Jie auch gerufen wird, auf dem Land. Und auch letztere Erinnerungen sind schon fast dramatisch. Sie arbeitet bis zum Umfallen bei Bauern und versucht gleichzeitig ein Studium zu absolvieren. Etwas, was ihr sehr schwer fällt, da sie abends todmüde über der Lektüre ihrer Bücher einschläft.
Es ist nicht alles grauenvoll, was sie beschreibt. Zwischendurch streut sie immer wieder kleine Szenen ein, die deutlich machen, dass sie damals glücklich war. Vor allem das Beisammensein mit ihrer Oma wird in warmen Farben erzählt. Jene alte Frau war immer für sie da, da ihre Eltern als Schauspieler mit der Armee mitzogen.
Die Fotos, die Frau Jie in ihrer Biographie mit eingebaut hat, sind ein krasser Gegensatz zu den Erinnerungen. Sie zeigen ein fröhliches Mädchen, welches immer zu lachen und zu lächeln scheint. Erst auf den letzten Bildern wirkt es etwas bemüht.
Keine Zweifel also: "Kleiner Phönix" ist ein absoluter "Klassiker" und verdient deshalb auch den "Splashhit".
Fazit:
Wie war es, unter Mao zu leben? Darüber erzählt Zhao Jie in ihrer Biographie "Kleiner Phönix: Ein Kindheit unter Mao". Das Buch beeindruckt vor allem dadurch, dass es leise erzählt. Hier findet keine laute Anklage statt. Dennoch ist die Aussagekraft nicht gemindert, sondern eher verstärkt. Man liest harten Tobak, aber auch schöne Momente. Und man erlebt mit, wie Zhao Jies glühende Anhängerschaft Maos sich im Laufe der Zeit abmildert, ehe ihr im Epilog klar wird, was eben jener ihr gestohlen hat.
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