Das andere Ende der Leine
Story:
Wie sehr unterscheiden sich Mensch und Hund in ihrer sozialen Kompetenz? Warum kommt es bei der Kommunikation zwischen beiden Spezies des Öfteren zu Problemen, die den vorzeitigen Tod von Bello, Fifi und Co. zur Folge haben können? Wieso bellen Hunde ihre in Winterkleidung gehüllten Halter aggressiv an und welche Faszination geht für den Vierbeiner von einem Eichhörnchenkadaver aus? Diese und noch viele weitere Fragen beantwortet die erfahrene Hundetrainerin und Tierverhaltenspsychologin Patrica B. McConnell in ihrem Buch "Das andere Ende der Leine".
Meinung:
"Hundepsychologie" und "Tiertherapie" sind zwei Schlagwörter, die bis vor wenigen Jahren oftmals belächelt wurden, wenn verzweifelte Tierbesitzer den "Tierpsychologen" oder "Trainer" um Rat fragten. Im Zweifelsfall, so denken leider heute noch viele, löst der Tierarzt das "Problem" für immer und schläfert das einst so geliebte Haustier ein. Dass dem nicht mehr so ist bzw. seltener vorkommt, ist in Deutschland Leuten wie Martin Rütter zu verdanken, der auf seine charmant witzige Art die von den Hundehaltern gemachten Fehler im TV ausbügelt und zeigt, dass ein harmonisches Miteinander oftmals einfacher ist als gedacht.
Auch die Amerikanerin McConnell widmet ihr Leben dem besten Freund des Menschen und den Problemen, die im Alltag entstehen können. Die studierte Zoologin gründete 1988
„Dog's Best Friend Training“, eine Anlaufstelle für Menschen und
Hunde, in der Lösungen für die Probleme gefunden werden, die
zwischen Zwei- und Vierbeinern auftreten können. Außerdem hält sie
an der Universität von Wisconsin-Madison Veranstaltungen zum Thema
Mensch/Tier-Beziehung. Neben „Das andere Ende der Leine“ sind
noch weitere Bücher von ihr im Verlag Kynos erschienen, der sich auf
Hundebücher spezialisiert hat. In den zehn Kapiteln von "Das andere Ende der Leine" nimmt sie den Leser an die Hand, gibt einen Crashkurs in Sachen Tierpsychologie und erklärt mit welchen einfachen Verhaltensänderungen der "Primat" Mensch und der "Canide" Hund erfolgreich miteinander kommunizieren und leben können, um ein langes, glückliches Zusammenleben zu ermöglichen.
In den von ihr geschilderten Fällen bezweifelt sie nicht, dass Herrchen oder Frauchen ihren Vierbeiner vom ganzen Herzen liebt und umgekehrt. Sie beschuldigt und verurteilt auch niemanden - weder Tier noch Menschen - sondern versucht, anhand des angeborenen Verhaltens beider Arten zu erklären, woher Probleme kommen und wie man diesen begegnen sollte. Dabei räumt sie mit allerlei Mythen der Hundeerziehung auf und wirbt mit eindringlichen Beispielen und einer gehörigen Portion Humor für eine sanfte, gewaltfreie Erziehung des neuen (oder alten) Familienmitglieds.
Ein Hund, so McConnell, braucht nicht viel um glücklich zu sein. Es reicht ein Halter, der liebevoll aber konsequent seinen Hund erzieht und auf ihn den Eindruck eines unanfechtbaren, guten und vertrauensvollen "Leitwolf" macht. Der Mensch "am anderen Ende der Leine" sollte sich immer bewusst sein, was sein "Rudelmitglied" an Anforderungen stellt. Wenn Familien sich einen Border-Collie halten und sich über dessen durchgedrehtes Verhalten wundert, weil das Tier nicht angemessen - z. B. durch eine Schafherde - beschäftigt wird, reißt auch der geduldigen McConnell innerlich der Geduldsfaden. Aber auch solchen Fällen kann geholfen werden. Manchmal hilft es, einen lieb gewonnen Hund in eine artgerechtere Umgebung abzugeben - dann verrät man sein Haustier auch nicht.
McConnell zeigt, dass man mit Liebe, Geduld, Verständnis, Humor und einer gehörigen Portion Konsequenz einen Hund erziehen kann. Ihr humorvolles bisweilen äußerst witzige Buch verdeutlicht, dass das eigentliche "Problem" oftmals beim Menschen liegt. Ganz nebenbei gibt sie einen interessanten und lehrreichen Einblick in die Verhaltensforschung bei Tieren. Wer sich näher mit den einzelnen Themenbereich beschäftigen möchte, findet im Anhang eine mehrseitige Bibliografie an Quellen und weiterführender Literatur.
Fazit:
McConnells Buch ist ein informativer und humorvoller Ratgeber zum Thema Hundeerziehung und -verhalten. Wer sich die Anschaffung eines Hundes überlegt, gerade ein neues vierbeiniges Familienmitglied begrüßt oder sich für Verhaltensforschung interessiert, kann bedenkenlos zugreifen. Allen, die nach dem Ende des Buches nicht genug von McConnell, ihren treuen Vierbeinern und Geschichten bekommen können, sei ihr offizieller Blog empfohlen: www.theotherendoftheleash.com
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