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Die Elfen von New York

Story:

Dinnie MacKintosh ist der schlechteste Geiger von New York. Das ist nicht gut für jemanden, der unter anderem versucht, als Straßenmusiker die Miete zu verdienen. Gleichzeitig ist er fett und mehr als übellaunig. Das ist nicht gut für jemanden, der schwer verliebt ist in die hübsche Kerry von gegenüber, hinter der jeder Mann des Viertels her ist. Kerry hat aber ihre ganz eigenen Probleme, genauso wie ihr Ex-Freund Cal, die Stadtstreicherin Magenta und all die anderen.

Und dabei sind sie noch nicht mal Heather und Morag begegnet - bisher jedenfalls. Die beiden schottischen Distelfeen sind in ihrer Heimat hochkant rausgeflogen und mehr oder weniger aus Versehen in New York gelandet. Heather nisted sich kurzerhand bei Dinnie ein, Morag bei Kerry. Und die Versuche der beiden Elfen, ihre neue Menschenfreunde zu unterstützen, sorgen schon bald für großflächiges Chaos.



Meinung:

Die haben doch alle einen an der Waffel! Wenn man sich das Personal, das Martin Millar in seinem Roman auffährt, so ansieht, liegt diese Beurteilung ziemlich nahe. Dinnie ist ein regelrechter Menschenfeind, der sich trotz beachtlich wenig Talent ausgerechnet als Straßenmusiker seine Brötchen zu verdienen versucht. Außerdem verdingt er sich als Fahradkurier, was bei seiner, nennen wir es Leibesfülle auch nicht gerade eine naheliegende Idee ist. Kerry wiederum, die unter Morbus Crohn leidet, hat sich in den Kopf gesetzt, mit einem alten keltischen Blumenalphabet einen Preis bei einem Wettbewerb in ihrer Straße zu gewinnen. Denn dann kann ihr Ex-Freund Cal mit seiner Aufführung von Shakespeares "Sommernachtstraum" nicht gewinnen, und Cal hat sein Versprechen gebrochen, Kerry die Gitarrensoli aus allen Songs der New York Dolls beizubringen. Das wird sie ihm niemals verzeihen. Von der Stadtstreicherin Magenta, die sich dank einem üblen Fuselgebräus für einen griechischen Söldnergeneral aus den alten Perserkriegen hält und all den anderen gar nicht zu reden.

Dieses menschliche Personal mixt Millar mit einer gehörigen Portion übernatürlicher Wesen, meistens Elfen. Die sind eigentlich vor allem daran interessiert, Musik zu machen, sich irgendwelche Rauschmittel reinzupfeifen und es miteinander zu treiben. Aber speziell Heather und Morag haben ein einzigartiges Talent, Chaos anzurichten und anderen die schönsten Pläne zu vermasseln. Da ist es kein Wunder, dass bald auch die Elfenwelt von New York in heller Aufregung ist.

Bis der Roman allerdings so richtig auf Trab gekommen ist, dauert es seine Zeit. Der Autor mischt so viele unterschiedliche Gruppen, Parteien, Interessen, dass es schlicht viel Aufwand ist, die alle erstmal in Stellung zu bringen. Da sind neben den schon erwähnten die Elfen aus England, deren diktatorischer König sie gerade durch seine Version der Industrialisierung peitscht, einige Rebellen gegen diesen Herrscher, weitere Elfen aus Irland und Schottland sowie die asiatischen Elfen aus Chinatown, die schwarzen Elfen aus Harlem, die italienischen Elfen aus Little Italy und so weiter. Um die alle einzuführen und zu sortieren, benötigt Millar erstmal rund 100 der insgesamt knapp 300 Seiten.

Das ist zwar, wie das ganze Buch, sehr kurzweilig, aber die Geschichte kommt während dieser sehr ausführlichen Exposition einfach kaum von der Stelle. Über Humor verfügt "Die Elfen von New York" mehr als reichlich. Das betrifft nicht nur die endlosen Verwicklungen, in die der Autor seine Figuren stürzt. Auch seine Erzählweise ist schlicht witzig. Man fühlt sich beim Lesen beispielsweise an Christopher Moore erinnert. Allerdings fehlt Millar etwas, was man bei Moore eigentlich immer findet: Das Warmherzige, mit dem der seine Figuren am Ende doch etwas in Schutz nimmt, so dass man mehr mit ihnen als über sie lacht. Martin Millar führt seine Charaktere oft regelrecht vor.

Das soll nicht heißen, dass die Protagonisten unsymphatisch wären. Selbst beim mehr als übellaunigen Dinnie schafft es Millar, ihn nicht nur psychologisch nachvollziehbar, sondern regelrecht verstehbar zu zeichnen. Die Figuren sind in den meisten Fällen Opfer der Umstände. Das wird besonders deutlich an Magenta, die sich aus ihren trostlosen Schicksal regelrecht in den Wahn flüchtet. Besser ein antiker Söldnerführer als Pennerin in den Straßen von New York, wo das Beste, was man sich erhoffen kann, ein schneller und bald eintretender Tod ist.

Apropos, Millar holt mehr als ein paar Mal den Holzhammer raus, um sozialkritische Ansichten ins Spiel zu bringen. Kerry besucht beispielsweise Freunde, die zwar ebenfalls krank sind, sich aber, wie der Autor nicht müde wird zu iterieren, keinen Arzt leisten können. Und in unschöner Regelmäßigkeit treffen die Figuren auf Stadtstreicher, die sich zum Sterben auf der Straße niedergelassen haben und nie wieder aufgestanden sind. Man kann darüber diskutieren, ob ein humoristischer Fantasyroman der richtige Ort für solche Belehrungen ist, so wichtig sie auch sein mögen.

Bestimmt nicht die richtige Lektüre ist dieser Roman für ausgeprägt empfündliche Seelen. Der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er beispielsweise die Werbclips für Sexhotlines, die Dinnie sich oft und gerne anhört, wortwörtlich wiedergibt. Da ist "Ruf - mich - an" noch eine der harmloseren Varianten.

Die Vorliebe für die britische, speziell die schottische Kultur lässt es bereits vermuten: Martin Millar ist ein Autor aus Schottland. Geboren in Glasgow lebt er mittlerweile schon lange in London, wo er sich mit verschiedenen Berufen durchschlug, bevor er Verwaltungsangestellter wurde. Inzwischen lebt er von seinen Büchern. "The Good Fairies of New York" ist bereits rund zwanzig Jahre alt, wurde aber im vergangenen Jahr bei dtv neu aufgelegt. Zu Millars Werk gehören außerdem seine Romane um das schottische Werwolfmädchen Kalix. Die Abenteuer des schwergewichtigen Privatdetektivs Thraxas in Turai, wo Menschen, Zwerge, Elfen und viele anderen (meist) friedlich zusammenleben, veröffentlicht er unter dem Pseudonym Martin Scott.



Fazit:
"Die Elfen von New York" ist ein witziger Fantasy-Roman, dessen sehr wohl vorhandene Qualitäten speziell im ersten Drittel leider unter der Übereifrigkeit des Autors leiden. Martin Millar schickt so viele Charaktere und Parteien in das Chaos, das seine Elfen anrichten, dass er schlicht einige Zeit braucht, um alle vorzustellen und in Stellung zu bringen. Währenddessen kommt die Geschichte nicht so recht von der Stelle. An Humor und Einfallsreichtum fehlt es jedoch in keinem Fall.

Die Elfen von New York - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Martin Millar
Die Elfen von New York
The Good Fairies of New York

Übersetzer: Helga Herborth
Erscheinungsjahr: 2012



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
dtv

Preis:
€ 9,95

ISBN:
978-3423213707

299 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Was Humor und Einfallsreichtum betrifft, braucht sich Millar hinter kaum jemandem zu verstecken
  • Ein lobendes, geradezu begeistertes Nachwort von Neil Gaiman
Negativ aufgefallen
  • Der Autor verheddert sich in seinen vielen Figuren, Gruppen und Parteien
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Rezension vom: 24.06.2013
Kategorie: Rezensionen
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