Leichtmatrosen
Story:
Zehn Tage Urlaub. Das klingt für vier miteinander Bekannten wie ein Geschenk des Himmels. Was folgt ist eine Abfolge abstruser Erlebnisse, die die Gruppe zusammenschweißt.
Meinung:
Eine ausschließlich aus Männern bestehende Schifffahrtsgemeinschaft? Klingt das nicht nach "Drei Mann in einem Boot", dem Film-Klassiker aus dem Jahr 1961? Tatsächlich besteht die Gruppe der Haupthandlungsträgern von Tom Liehrs "Leichtmatrosen" aus vier Kerlen, die auf einem Kahn unterwegs sind. Da hören allerdings die Gemeinschaften auch auf.
Der Autor wurde 1962 in Berlin geboren, wo er immer noch lebt. Er war Redakteur, Rundfunkproduzent und DJ. Seit 1998 führt er ein Software-Unternehmen. Weitere Werke von Herrn Liehr sind "Sommerhit" und "Geisterfahrer".
Abgesehen davon, dass sie gemeinsam Badminton spielen, haben die vier nichts gemeinsam. Henner ist Pfarrer, mit einer Leidenschaft für gestärkte Hemden. Patrick ist Lektor bei einem mehr oder weniger erfolgreichen Verlag. Mark ist von Beruf Chaot, während Simon ein Handwerker mit zu vielen Handys ist. Und trotzdem beschließen die vier gemeinsam eine Bootstour zu machen.
Auf einem Hausboot fahren sie die Mecklenburg-Vorpommersche und Brandenburgische Seenlandschaft hinab. Zehn Tage lang das Privatleben hinter sich zurücklassen. Doch was zu Beginn noch gut klingt, entwickelt sich immer mehr zu einem wahren Abenteuerurlaub. Denn nicht nur hat jeder der vier seine eigenen, privaten Probleme. Auch die wunderschöne Landschaft bietet einiges an Aufregung. Denn nicht jeder, der unterwegs ist, ist ein freundlicher Weggefährte.
Mit "Leichtmatrosen" schreibt Tom Liehr eine wunderbar leichte Geschichte, die einiges zu lachen bietet. Denn der Autor präsentiert eine Handlung mit vielen überraschenden Wendungen und Enthüllungen, aber auch Momenten des Innehaltens. Garniert wird der Plot mit einem herrlichen Humor.
Das fängt schon bei den Protagonisten an, von denen Patrick noch der normalste ist. Seine Freunde sind im Vergleich zu ihm eindeutig skurriler. Vor allem Simon sticht dabei heraus. Nicht nur ist er ein Handwerker, der nie etwas zu Ende bringt, was er anfängt. Auch hat er zu viele Handys und ein Gebiss, welches Zahnarzt in Entzücken versetzen würde, so grässlich sieht es aus.
Der Humor entsteht dabei vor allem aus den verschiedenen absurden Situationen, die die Gruppe überstehen muss. Situationen, wie ein von der Schiffsteuerung überforderter Ehemann oder die Begegnung mit der albanischen Mafia, werden dabei in einem so trockenen Tonfall präsentiert, dass man zumindest ein Schmunzeln nicht unterdrücken kann. Eine Art Running Gag ist sicherlich, dass das Schiff, auf dem die Vier fahren, im Laufe der Handlung immer weiter in Mitleidenschaft gezogen wird.
Der Roman fängt stark an. Es gibt wirklich Szenen, bei denen man aus dem Lachen nicht mehr herauskommt. Doch im Laufe der Handlung hat man zusehends das Gefühl, dass die Luft irgendwann raus ist.
Das liegt sicherlich unter anderem daran, dass der Autor nicht darauf verzichten kann, seinen Protagonisten eine tragische Vergangenheit zu geben. Das zerstört einen Teil der lockeren und humorigen Atmosphäre, die den Roman ansonsten so lesenswert machen. Man kann gut darauf verzichten, von Patricks Liebeskummer zu lesen, oder von Marks turbulentem Privatleben zu erfahren.
Auch überzeugt das Ende nicht. Alles löst sich zu sehr in Wohlbefallen auf. Nichts gegen ein Happy End, aber in diesem Fall wirkt es zu sehr gezwungen.
"Leichtmatrosen" ist eigentlich ein schön zu lesender Roman. Doch die kleinen Fehler ziehen den Gesamteindruck etwas nach unten. Trotzdem: "Reinschauen"!
Fazit:
Eine Seefahrt ist lustig. Den Beweis tritt Tom Liehrs "Leichtmatrosen" an. Das Buch bietet gelungene, lustige Unterhaltung, jedenfalls größtenteils. Zwar fängt das Buch stark an, doch sobald der Autor anfängt, auf das Privatleben seiner Protagonisten einzugehen, gewinnt man immer stärker das Gefühl, dass die Luft aus der Handlung raus ist. Auch das Happy End funktioniert in diesem Fall nicht.
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