Der Seewolf
Story:
Der Literaturkritiker Humphrey van Weyden wird nach einem Schiffsunglück vom Robbenfänger "Ghost" gerettet. Deren Kapitän Wolf Larsen hat allerdings nicht die Absicht, ihn wieder von Bord zu lassen. Und so ist er ein Gefangener des tyrannischen Schiffführers, den er allerdings ebenso bewundert wie fürchtet.
Meinung:
Beim Namen "Der Seewolf" dürften viele Leser zuerst an die bekannte TV-Serie aus den 70er Jahren denken. Vor allem eine Szene blieb in Erinnerung: Als der Charakter Wolf Larsen mit bloßer Hand eine rohe Kartoffel zerquetschte. Diese Szene kommt auch in Jack Londons Roman vor, doch ist sie dort bloß eine von mehreren gelungenen.
Jack London wurde 1876 in San Francisco als John Griffith Chaney geboren. Seinen berühmten Namen erhielt er, als seine Mutter den Kriegsveteranen John London heiratete. Nach einer turbulenten Kindheit, in der er unter anderem als 15jähriger als Austernpirat ein eigenes Schiff kommandierte, studierte er 1896/97 an der Universität von Berkley, brach das Studium allerdings bereits nach einem Studienabschnitt ab. Nachdem er erfolglos als Goldsucher am Klondike sein Glück versuchte, fing er an zu schreiben. Bald darauf wurde er durch seine Abenteuerromane weltberühmt. Er starb im Jahr 1916.
Der Literaturkritiker Humphrey van Weyden führt ein geregeltes Leben, bis er eines Tages bei einer Schiffstour ein Unglück hat. Er wird von dem Robbenfänger "Ghost" gerettet, dessen Kapitän Wolf Larsen der gefürchtete "Seewolf" ist. Jener ist ein beeindruckender Mann, der seine Mannschaft terrorisiert, aber gleichzeitig auch hochintelligent ist. Er zwingt Humphrey van Weyden als Schiffsjunge zu arbeiten.
Van Weyden lernt sich in dieser brutalen Welt zu behaupten. Ebenso genießt er es auch, sich mit Wolf Larsen zu unterhalten, auch wenn ihm klar ist, dass er am Ende nicht mehr als ein bloßes Spielzeug für diesen Mann ist. Schließlich eskaliert die Lage, als die "Ghost" die schiffsbrüchige Maud Brewster rettet.
Gegenstand dieser Rezension ist die 1992 herausgebrachte Ausgabe aus dem Fischer-Verlag. Inzwischen gibt es auch noch viele weitere Editionen, die in den unterschiedlichsten Verlagen herauskamen. Aktuell publiziert der Anaconda-Verlag den Roman.
Was einem beim Durchlesen auffällt ist zunächst nicht die Geschichte, oder die Charakterarbeit. Es ist vielmehr die gelungene Übersetzung von Ulrich Horstmann. Vor allem einige Tatsache, dass er einige Sätze und Dialoge norddeutsch klingen ließ, gefallen. Dadurch wirkt das Buch authentisch.
Die Geschichte an sich ist nicht minder stark. Jack London beschreibt ausführlich, wie sich sein Protagonist Humphrey van Weyden an Bord der "Ghost" einlebt. Dabei erlebt dieser viele schreckliche Momente, die zeigen, wie grausam und brutal Wolf Larsen sein kann. Diese Szenen, wie beispielsweise als er ihm unliebsame Männer auf hoher See in einem Beiboot untergehen lässt, und dabei einfach nur zuschaut, sind einprägsam geschildert. Es ist eine raue Umgebung, in der sein Haupthandlungsträger geraten ist. Und eine, in der er erwachsen werden muss. Er, der nie zuvor richtig arbeiten musste, wird dazu gezwungen, was sich am Ende als Wohltat für ihn herausstellt.
Doch die eigentliche Hauptfigur ist nicht der Schiffsbrüchige, sondern Wolf Larsen selber. Besonders in den Dialogen zwischen dem Kapitän und seinem Gefangenen/Spielzeug wird klar, dass Larsen eine besondere Art von Mensch ist. Denn obwohl er grausam und zynisch ist, ist er aber auch gleichzeitig hochintelligent. Er genießt die Dialoge mit van Weyden, auch wenn er diesem wiederholt klar machen muss, dass er, der Kapitän, der Überlegenere ist.
Ob dem wirklich so ist, stellt sich im Laufe des Romans natürlich heraus. Fast unmerklich dreht Jack London an der Spannungsschraube, bis man es als Leser nicht mehr aushalten kann. Und dann bringt der Autor in diese aufgeladene Situation mit Maud Brewster einen zusätzlichen Faktor ins Spiel, der alles zum Eskalieren bringt und die Frage klärt, welcher der beiden Protagonisten mit seiner jeweiligen Lebensanschauung richtig liegt.
Selbst jetzt, über 100 Jahre nachdem das Buch herausgebracht wurde, ist "Der Seewolf" immer noch genussvoll zu lesen. Ein "Klassiker", nicht nur der Weltliteratur, sondern auch hier auf Splashbooks. Und deshalb gibt es auch unser Gütesiegel, den "Splashhit".
Fazit:
"Der Seewolf" ist Jack Londons berühmtester Roman. Und wer das Buch liest, weiß auch warum. Es ist die Geschichte und die Charakterarbeit des Schriftstellers. Seine Figuren leben und faszinieren. Allen voran Wolf Larsen schlägt den Leser in seinen Bann. Der Band ist spannend geschrieben und als die Situation an Bord des Schiffes eskaliert, kann man es kaum noch aushalten.
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