Assassin's Creed. Forsaken - Verlassen
Story:
Wer war Haytham Kenway? Was brachte ihn, den Sohn eines Assassinen dazu, auf die Seite der Templer zu wechseln? Was für ein Leben führte er?
Meinung:
Es war klar, dass mit dem Erscheinen von Assassin's Creed III auch ein neuer Roman herauskommen würde. Der Autor würde erneut Oliver Bowden sein, der bereits schon die Adaptionen der vorherigen Spiele zu Papier brachte. Und zum wiederholten Male würde der Schriftsteller die Handlung des Spiels nacherzählen. Oder etwa nicht?
Haytham E. Kenway wurde 1725 in England geboren. Er war das zweite Kind des Assassinen Edward Kenway und dessen Frau Tessa. Er verlebte eine glückliche Kindheit, wurde allerdings von seinem Vater von Kindesbeinen an im Kampf unterrichtet. Eines Tages wurde jedoch seine Familie überfallen, und der Junge tötete einen der Angreifer. Leider kam dabei auch sein Vater ums Leben.
Seine Mutter, irritiert und entsetzt über den Mord, den ihr Sohn vor ihren Augen ausübte, übergab ihn schließlich Edward Birch, einem Templer. Dieser zog ihn auf und machte ihn zu einem Mitglied seines Ordens. Als solcher erlebte er viele Abenteuer und begegnete auch den Assassinen, die für ihn jedoch seine Feinde waren. Und schließlich führte sein Weg in die Kolonien, wo er eine neue Niederlassung des Ordens gründete. Kurze Zeit später zeugte er mit einer Irokesin unwissentlich einen Sohn, der schon bald eine gewichtige Rolle in seinem Leben spielen würde.
Es war die Überraschung von Assassin's Creed III. Nachdem man über zwei Stunden lang den Weg von Haytham Kenway nachspielte, erfuhr man, dass er ein Templer war. Eine Enthüllung, die im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend war. Und je länger das Spiel dauerte, umso mehr erfuhr man über das Leben des obersten Templers Amerikas. Man traf einen Mann, der von seiner Position stark überzeugt war und trotzdem zu seinen Fehlern stand. Ein charismatischer Mann, über dessen frühste Kindheit man kaum etwas erfuhr.
Dies ändert sich mit "Assassin's Creed - Forsaken". Zum ersten Mal in der Buch-Reihe orientiert sich Oliver Bowden nicht an den Geschehnissen des Spiels, sondern schreibt eine andere Geschichte. Eine, die die Story des Games erweitert, in dem Dinge erzählt werden, die so nicht in Assassin's Creed III vorkamen.
Tatsächlich schreibt Oliver Bowden eine Geschichte, die einen von Beginn an in ihren Bann zieht. Es ist die Tatsache, dass man mehr über das Leben von Haytham Kenway erfährt, die einen nicht geringen Anteil daran trägt, dass man neugierig auf die Geschichte ist. Und tatsächlich nimmt der Autor viele Andeutungen und Hinweise, die in dem Spiel vorkommen, und baut sie zu einer zusammenhängenden Story zusammen.
Dabei beantwortet der Autor die interessanteste Frage schon innerhalb der ersten 75 Seiten. Wie kam es, dass das Kind eines Assassinen zum Templer wurde? Die Antwort fällt denkbar einfach aus. Doch die Geschichte ist damit längst nicht vorbei, sondern beginnt eher. Was folgt sind viele Seiten, in denen man erlebt, wie aus dem Kind Haytham ein Erwachsener wird. Ein glühender Anhänger der Templer, der allerdings auch seine eigenen Gedanken pflegt. Dies ist es auch, weshalb das Buch für Fans des Franchises schon fast ein Pflichtkauf ist. Denn dadurch erhält der Charakter eine Tiefe, die er im Spiel an sich nie so richtig erhielt.
Doch einen Wermutstropfen gibt es: Connor, der eigentliche Protagonist von Assassin's Creed III, kommt zu kurz. Wer sich den Roman ursprünglich kaufte, weil er auf die übliche Adaption der Spielgeschichte hoffte, wird enttäuscht sein. Dies ist leider eine Notwendigkeit der Konzentration auf Haytham Kenway. Und es ist auch nicht zu erwarten, dass demnächst ein weiterer Band herauskommen wird, in dem das Versäumte nachgeholt wird. Denn aktuell ist das Kapitel Connor geschlossen. Assassin's Creed IV wird vor Teil III stattfinden, mit einem anderen Protagonisten.
Je nachdem, mit welcher Erwartung man an das Buch ranging, wird man entweder enttäuscht sein, oder die Geschichte genießen. Im Fall des Redakteurs war es nicht möglich, trotz der guten Erzählung, die Enttäuschung gänzlich abzuschütteln. So erhält der Roman die Bewertung "Reinschauen".
Fazit:
Mit "Assassin's Creed. Forsaken - Verlassen" hält sich Oliver Bowden zum ersten Mal in der Roman-Reihe nicht an die Videospielvorlage. Anstatt die Ereignisse von Assassin's Creed III nachzuerzählen, konzentriert er sich auf die Figur von Haytham E. Kenway. Er baut diesen Charakter enorm aus, und man erfährt die Details vieler Dinge, die im Game selber nur angedeutet wurden. Nur schade, dass dadurch Connor, der eigentliche Protagonist von Teil III, in den Hintergrund gerät. Wer sich wegen ihm das Buch kaufte, wird enttäuscht sein.
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