Die Zufallsmaschine
Story:
Alex Smart ist ein Mann mit einer Mission. Er hat sich von London auf den Weg nach Amerika gemacht, um seiner Freundin einen Heiratsantrag zu machen. Was er nicht weiß: Der Verlobungsring ist eine Zufallsmaschine. Und hinter dieser sind diverse Mächte her.
Meinung:
Zufälle gibt's: Da trifft man auf einmal einen guten Freund in einem Freizeitpark wieder, der, genauso wie man selbst, mit seiner Schulklasse einen Ausflug macht. So etwas geschieht allerdings eher selten. Doch was wäre, wenn es eine Maschine gibt, die eine Anhäufung solcher Zufälle erzeugt. Das ist das Grundprinzip von Sam Leiths "Die Zufallsmaschine".
Hierbei handelt es sich um das Deutschlanddebüt des 1974 geborenen Briten. Er studierte am Eton und am Magdalen College und hat seitdem für mehrere Publikationen wie die bekannte Satirezeitschrift Punch oder The Wallstreet Journal geschrieben. Er hat eine eigene Kolumne beim The Evening Standard. Er lebt verheiratet in London und ist Vater zweier Kinder.
Alex Smart ist verliebt und will den nächsten Schritt wagen: Sich zu verloben. Und so macht er sich mit einem Verlobungsring auf den Weg nach Amerika. Was er allerdings nicht weiß ist, dass der Ring in Wahrheit eine Maschine ist. Eine Zufallsmaschine, um genauer zu sein. Sie löst Ereignisse aus, die eigentlich unmöglich sind, wie Vögel, die "Amazing Grace" zwitschern.
Auf seinen Fersen heften sich zwei verschiedene Parteien. Da ist zum einen die geheime Regierungsorganisation DIE, die, angeführt von dem mysteriösen Red Queen (Sein wahres Geschlecht ist unklar), die beiden Agenten Bree und Jones losschickt. Sie sollen verhindern, dass ein Konzern die Zufallsmaschine in die Hände kriegt, und daraus eine Waffe macht. Doch jene Organisation hat ebenfalls ihre Leute losgeschickt. Und Sherman und Davidoff schrecken bei der Wahl ihrer Mittel nicht zurück.
Wer fühlt sich bei dieser Story nicht an die bekannte TV-Serie "Akte X" erinnert? Tatsächlich gibt es einige Parallelen, wie die geheime Regierungsorganisation, die ein Team, bestehend aus einem Mann und eine Frau, losschickt, um einen mysteriösen Fall aufzuklären. Doch abgesehen davon ist "Die Zufallsmaschine" ein Roman, der für sich alleine steht.
Und die Grundidee hat etwas. Merkwürdige Zufälle gibt es schließlich immer wieder. Dabei setzt Sam Leith diesen ungewöhnlichen Einfall konsequent um. Er beschreibt deutlich die Auswirkungen, die die titelgebende Zufallsmaschine hat. Da ist ein Flugzeug, welches sich inmitten eines Hurricanes aus Schrottteilen zusammensetzt, noch der harmloseste Einfall.
Tatsächlich bevölkert der Autor seine Geschichte mit jeder Menge solch abstruser Ideen. Selbst vor seinen Protagonisten scheut er nicht zurück, etwa wenn er Bree eine Tochter gibt, die zwischen einer Lüge und einem Witz nicht unterscheiden kann. So etwas wird von dem Briten auf eine herrlich humorvolle Art und Weise beschrieben.
Doch ansonsten enttäuscht der Roman. Denn so genial die Einfälle auch sind, an der Umsetzung hapert es. Nie hat man das Gefühl, mit den Charakteren warm zu werden. Stattdessen liest von man ihren Eigenschaften und fühlt sich merkwürdig unberührt. Der Funke will nicht überspringen, weshalb es einen dann am Ende auch nicht verwundert, wenn der Protagonist Alex Smart blass und langweilig wirkt.
Auch sollte man gewisse Physik-Kenntnisse besitzen. Denn wiederholt spielt der Autor auf bekannte Prinzipien dieser Wissenschaft an, wie beispielsweise die Heisenbergsche Unschärferelation, die einem normalen Leser nichts sagt. Erst, wenn man sich die Mühe macht etwas nachzuforschen, beginnt man den Gag zu verstehen.
Aus diesem Grund ist "Die Zufallsmaschine" auch kein wirklich gelungenes Werk. Man kann es am ehesten "Für Zwischendurch" empfehlen.
Fazit:
Mit "Die Zufallsmaschine" stellt Sam Leith die Realität auf die Probe. Er schreibt eine Geschichte mit herrlich abstrusen Ideen und er setzt seinen Grundgedanken konsequent um. Allerdings wird man nie mit den Charakteren warm. Und Physik-Kenntnisse sind schon fast Pflicht!
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