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Warten aufs Ende der Welt

Story:
Die Zivilisation geht ihrem Ende entgegen. Die Stadt ist ständig von braunem Smog überzogen, und um bei zur Neige gehenden Ressourcen nicht die Kontrolle über die Bewohner zu verlieren, halten die Machthaber sie dauerhaft unter Drogen. Einige wenige Menschen sind aus der Stadt in die Hügel der Umgebung geflohen. Dort haben sie sich mit dem, was sie selbst anbauen oder in den Ruinen der Vorstädte finden können, eine kärgliche Existenz eingerichtet. Aber auch diese Welt scheint vom Untergang bedroht, sehr bald schon...

Meinung:
"Warten aufs Ende der Welt" ist ein kleines Buch. Damit ist nicht mal so sehr die mit 253 Seiten relativ geringe Seitenzahl gemeint, sondern vor allem der Fokus, gewissermaßen die Vergrößerungsstufe. In vielen Dystopien, die in der Zeit kurz vor oder nach dem großen Zusammenbruch spielen, wird dem Leser eine ausführliche Übersicht präsentiert: Was ist auf der Welt passiert, wie haben sich die Gesellschafts- und Machtverhältnisse entwickelt. Der Blick in diesem Roman ist viel lokaler. Man erfährt die Geschichte durch die Augen der Jugendlichen Kathy und, vor allem, Manfred. Andere Perspektiven sind die Ausnahme, einen auktorialen Erzähler, der etwa eine übergreifende Einführung geben würde, gibt es überhaupt nicht. Was über die unmittelbare Erfahrungswelt der Protagonisten hinausgeht, erfährt der Leser fast immer im Nebensatz oder schlicht überhaupt nicht.

Diese Erfahrungwelt schildert Lee Harding in eindrucksvoller Weise. Es fällt nicht schwer, die Gefühle der Charaktere nachzuvollziehen, ihre Freude, ihre Enttäuschungen, ihre Wut. Und vor allem letzteres mutet der Autor ihnen zu. Eine fröhliche Geschichte sieht anders aus. Das mag bei einer Dystopie ein Stück weit vorgegeben sein, aber "Warten aufs Ende der Welt" ist schon außergewöhnlich trostlos. Die ersten, kleine Hoffnungsschimmer keimen erst kurz vor Ende auf.

Bei mehr oder weniger allem, was über diesen nahen Fokus hinausgeht, bleibt eine Leerstelle. Man könnte es mit den Gedanken beschreiben, die der Autor Manfred an einer Stelle eingibt: Der Junge hat schon genug damit zu tun, mit dem Leben im Hier und Jetzt zurechtkommen, alles weitere überfordert ihn. Entsprechend bleibt der größere Maßstab in diesem Roman fast immer ausgeblendet, die Charaktere haben ohnehin genug, was sie verkraften müssen.

Und so lässt einen die Geschichte eher ratlos zurück. Wenn man am Ende das Buch zuschlägt und sich fragt, was war jetzt die Quintessenz des Ganzen, die große Aussage, erntet man eigentlich nur Schweigen. Und so nach-erlebbar die Schilderungen auch sind, als reine Unterhaltungslektüre ist der Roman ebenfalls nicht gut genug. Auf einen Nenner gebracht: Eine brauchbare Front, aber nicht wirklich etwas dahinter.

Lee Harding gehört seit vielen Jahrzehnten zu den prägenden Vertretern der australischen Science Fiction. Das gilt insbesondere für den Jugendbereich, wo auch "Warten aufs Ende der Welt" erkennbar anzusiedeln ist. Ursprünglich verdiente Harding sein Geld als freiberuflicher Fotograf, war aber bereits als Schüler in der Science Fiction-Szene sehr aktiv. Als er beispielsweise zum örtlichen SF-Club stieß, wurde er zur Triebfeder bei der Gründung nicht eines Fanzines, sondern gleich derer fünf. Später übte er so ziemlich jede Funktion aus, die in Fandom und professioneller Befassung mit dem Genre möglich ist, als Redakteur, Buchhändler, Veranstalter von Autoren-Workshops, treibende Kraft hinter der ersten "Aussiecon", wo die World Science Fiction Convention in Australien Station machte, und vieles andere mehr. 1961 wurde Hardings erste Kurzgeschichte veröffentlicht, seit 1978 schreibt er hauptberuflich. "Warten aufs Ende der Welt" war 1983 seine letzte Veröffentlichung vor einer längeren Pause, die bis 1997 dauerte. Für seine Arbeit, nicht nur als Autor, wurde Lee Harding mit einer ganzen Reihe von Preisen ausgezeichnet, darunter dem Chandler Award der Australian Science Fiction Foundation für sein Lebenswerk.

Wenn man "Warten aufs Ende der Welt" als repräsentativ für Hardings Werk annimmt, muss man davon ausgehen, dass diese Auszeichnungen vor allem für sein Engagement und seine jahrzehntelange Arbeit verliehen wurden. Denn aus sich selbst heraus preisverdächtig ist der Roman mit Sicherheit nicht. Es ist keine Zeitverschwendung, ihn zu lesen, aber an überzeugenden Gründen, warum man es tun sollte, fällt einem nicht wirklich viel ein.

Fazit:
Eine Dystopie, die sich auf den nahen Fokus, das unmittelbare Erleben der Protagonisten konzentriert. Das ist eindrücklich erzählt, aber bei allem, was darüber hinaus geht, bleibt fast komplett eine Leerstelle.

Warten aufs Ende der Welt - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Lee Harding
Warten aufs Ende der Welt
Waiting for the End of the World

Übersetzer: Michael Windgassen
Erscheinungsjahr: 1994



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Heyne Verlag

ISBN:
3-453-07277-4

253 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Die Erfahrungen der Protagonisten sind einprägsam geschildert
Negativ aufgefallen
  • Die Einordnung fehlt, fast alles über das Unmittelbare hinaus bleibt Leerstelle
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Rezension vom: 28.01.2013
Kategorie: Science Fiction
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