So kocht Amerika - Tex-Mex, Barbecue, Salads & Co.
Story:
Vom Doughnut bis zum Kürbiskuchen: Dieses Kochbuch widmet sich mit rund 300 Rezepten aus acht Regionalküchen ganz den Vereinigten Staaten.
Meinung:
Um es vorwegzunehmen: Ja, die Küche der USA lohnt einen näheren Blick. Oder eigentlich sollte man von "den Küchen" der USA sprechen, denn bei einem so großen Land mit so vielen Einflüssen wäre es erstaunlich, würde man zwischen Neuengland, der Atlantikküste, den Südstaaten und dem Südwesten überall gleich kochen. Passend dazu stellt "So kocht Amerika" zu Beginn erst einmal acht Großräume der USA mit den dazugehörigen Regionalküchen kurz vor.
Dabei fallen bereits mehrere Aspekte ins Auge, die sich im Weiteren fortsetzen: Das Buch ist sehr reich bebildert. Jede Regionalküche wird auf einer Doppelseite vorgestellt, die nur rund eine halbe Seite Text enthält. Der Rest sind Fotos und Überschriften. Und gelegentlich hat man den Eindruck, einen Reiseprospekt zu lesen. Wenn etwa in der Präsentation Neuenglands die ersten weißen Siedler erwähnt werden, könnte man meinen, Indianer und Neuankömmlinge wären seit jeher gute Freunde gewesen. Sicher, es ist ein Kochbuch und kein historisch-kritisches Grundlagenwerk, aber einige besonders "werbliche" Stellen fallen ins Auge. Eine knappe Warenkunde stellt Zutaten vor, die hierzulande weniger verbreitet sind.
Das Gesagte gilt auch für den folgenden, den eigentlichen Hauptteil des Buches, nämlich die rund 300 Rezepte. Auch hier gibt es viele, viele Fotos, die längst nicht nur die erklärten Gerichte zeigen. Immer wieder sind Impressionen aus den USA eingestreut, Aufnahmen von Landschaften, Gebäuden, Städten. Viele dieser "Ambientefotos" könnten auch aus Reiseprospekten stammen.
Die Rezepte selbst sind kurz, aber durchaus ausreichend erläutert. Die Auswahl ist nicht nur geographisch reichhaltig, auch was die Mahlzeiten des Tages betrifft: Auf "Breakfast & Brunch" folgen Suppen, Salate, Sandwiches, Hamburger und andere Snacks sowie Fleisch und Geflügel, Fisch und Meeresfrüchte, Nudeln, Reis und Gemüse sowie Desserts und Gebäck. Hier dürfte für so ziemlich jeden Geschmack etwas vertreten sein.
Allerdings kann sich der Leser des Eindrucks nicht erwehren, dass die Macher das Buch etwas künstlich "aufgepumpt" haben. So gibt es beispielsweise nicht nur ein Rezept für Muffins, sondern acht. Es gibt nicht nur ein Rezept für Hamburger, sondern fünf. Das soll jedoch nicht heißen, dass die verschiedenen Varianten sich nur in Details unterscheiden würden. Die Apfel-Zimt-Waffeln etwa unterscheiden sich von den Waffeln mit Frischkäse und Honig durchaus stärker als nur darin, dass man Äpfel und Zimt durch Frischkäse und Honig ersetzen würde. So leicht macht es sich dieser Band dann auch wieder nicht. In vielen, wenn auch nicht in allen Fällen, kann man die Aufnahme der unterschiedlichen Rezepte rechtfertigen.
Außerdem sind, trotz aller Dopplungen, so ziemlich alle Klassiker vertreten, die man aus den USA kennt. Wer schon immer einmal beispielsweise Pancakes, ein Lamb Stew, Macaroni and Cheese oder American Apple Pie selbst machen wollte, findet hier die passenden Rezepte. Wie originalgetreu die Autoren dabei geblieben sind, beziehungsweise inwieweit es überhaupt "die eine" Variante etwa von gefüllten Süßkartoffeln gibt, sei dahingestellt. Offensichtliche Fehler fallen auch einem Rezensenten, der Familie in den USA hat, nicht ins Auge.
Die Anleitungen sind einfach und sollten für jeden, der sich nicht völlig dämlich anstellt, leicht nachzukochen sein. In einigen, seltenen Fällen übertreiben es die Macher aber auch hier, wenn sie beispielsweise das Schmieren eines Erdnussbutter-Sandwichs als "ausgewachsenes" Rezept verkaufen. Interessanterweise schafft "So kocht Amerika" den Spagat, an dem viele Kochbücher scheitern: Einerseits bietet es Rezepte, die man tatsächlich nachkochen kann und möchte, andererseits eignet sich das Buch gut dazu, auf dem Sofa in Gedanken eine kleine Reise durch die USA zu unternehmen und einfach nur zu Schmökern und zu Gucken.
Insgesamt ist "So kocht Amerika" ein Kochbuch, dass seine unübersehbaren Schwächen hat, aber auch nicht zu vernachlässigende Stärken. Wer sich für die Küche(n) der USA interessiert, bekommt hier mindestens einen guten Einstieg.
Fazit:
"So kocht Amerika" widmet sich ganz der Küche der USA. Dabei fällt gelegentlich das "Seitenschinden" durch großflächige Fotos und mehrfache ähnliche Rezepte auf sowie ein Tonfall, der aus einem Reiseprospekt hätte stammen können. Auf der anderen Seite sind die Rezepte durchweg gut und einfach nachkochbar, und alle amerikanischen Klassiker sind vertreten. Dem Band gelingt der Spagat zwischen dem praktisch verwendbaren Kochbuch einerseits und dem Träum- und Schmökerband für das Sofa andererseits, was längst keine Selbstverständlichkeit ist.
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Nicole Constabel (Rezepte, Redaktion) u. a.
So kocht Amerika - Tex-Mex, Barbecue, Salads & Co.
Erscheinungsjahr: 2005
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Lingen Verlag
ISBN: 978-3937490557
287 Seiten
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