Die Chroniken von Pern: Ankunft
Story:
Wann wurde Pern das erste Mal erkundet? Was geschah während der zweiten Überfahrt? Wann wurden Ruatha und der zweite Weyr gegründet? Und wieso antwortete niemand auf die Notkapsel?
Meinung:
Anne McCaffreys "Die Drachenreiter von Pern"-Romane zeichneten sich durch eine Besonderheit aus. Nahezu alle waren für Neueinsteiger offen. Man konnte einen beliebigen Band der Reihe kaufen und problemlos einsteigen. Das gelang daher, weil die Autorin ihre Geschichte unabhängig voneinander aufbaute. Man benötigte nur selten Vorwissen und wenn, wurde dies auch deutlich gemacht. Ist dies auch bei "Die Chroniken von Pern: Die Ankunft" der Fall?
Die Autorin baut in ihrem Roman fünf Kurzgeschichten ein. Die erste schildert, wie Pern damals entdeckt und erkundet wurde. Zwar gab es schon damals Hinweise auf eine Katastrophe, die die Welt heimsuchte, doch interpretierte das Erkundungsteam als nicht relevant. "Die Delphinglocke" schildert die Flucht der Menschen vor dem Ausbruch des Garben-Vulkans, unterstützt von den Delphinen. "Die Furt des Red Hanrahan" spielt einige Zeit später und schildert wie und warum Ruatha entstand. Platzprobleme sind auch die Motivation für "Der zweite Weyr". Und "Rettungsmission" weiß von einer Reaktion auf die Notkapsel zu berichten, die eins Ted Tubberman unautorisiert abschoss.
"Die Chroniken von Pern: Die Ankunft" wurde vor allem mit einem Ziel vor Augen geschrieben: Lücken in der Erzählung der "Drachenreiter von Pern"-Reihe zu schließen. Es sind im Prinzip unwichtige Dinge, wie die Gründung des zweiten Weyrs. Doch tragen sie wesentlich mit dazu bei, dass das Universum der "Drachenreiter" so faszinierend wirkt. Es sind eben die kleinen Details, die zählen.
Und tatsächlich wirkt jede der in sich abgeschlossenen Geschichten äußerst lesbar. Es gelingt der Autorin ohne Probleme innerhalb weniger Seiten die wichtigen Figuren aufzubauen und eine Handlung zu erzählen, die spannend ist. Wie gut ihr das gelingt, beweist schon die erste Geschichte "Die Erkundung: P.E.R.N.k".
Frau McCaffrey schreibt darüber, wie eine Expeditionsmannschaft auf der Welt landet und eine stichprobenartige Erkundung macht. Action gibt es hierbei nicht, im Gegenteil: Die Handlung läuft ruhig ab, schon fast höhepunktearm. Und doch ist es faszinierenden darüber zu lesen, wie der erste Eindruck jenes Planeten war. Vor allem deshalb, weil man als Leser bereits weiß, was für ein Schrecken Pern regelmäßig überfällt. Doch davon ist natürlich zum Handlungszeitraum keine Rede. Stattdessen offenbart sich vor dem Team eine schon fast paradiesische Welt, die die Autorin in wärmsten Farben schildert.
Wem die Action fehlte, der wird mit "Die Delphinglocke" wieder versöhnt. Hier überschlagen sich die Ereignisse, als die Menschen gemeinsam mit den Delphinen versuchen einerseits rechtzeitig vor dem Garben-Vulkan zu fliehen, andererseits aber auch so viele Gegenstände wie möglich zu retten. Hier offenbart sich das Auge der Autorin für das Zwischenmenschliche. Viele kleine Details, wie das einige Leute versuchen unwichtige Gegenstände zu den notwendigen zu schmuggeln, sorgen dafür, dass die Erzählung so lebendig wirkt.
Wenn es denn ein Manko an diesem Buch gibt, dann ist es die Tatsache, dass viel Vorwissen benötigt wird. Man sollte sich schon gut in der Reihe auskennen, um zu wissen, wie man diverse Anspielungen einsortieren kann. Vor allem der Besitz des Romans "Drachendämmerung" ist notwendig. Und dafür, dass dieser Band kein Teil eines größeren Handlungszyklusses ist, enttäuscht diese Abgeschlossenheit gegenüber Neulesern doch sehr.
Als Fan ist der Besitz von "Die Chroniken von Pern: Die Ankunft" natürlich eine Notwendigkeit. Der Rest sollte lieber erst mal nur "Reinschauen".
Fazit:
"Die Chroniken von Pern: Die Ankunft" ist eine Sammlung an Kurzgeschichten, die alle in der Anfangszeit von Anne McCaffreys "Die Drachenreiter von Pern"-Reihe spielen. Jeder der Geschichten ist dabei außerordentlich lesbar. Es gelingt der Autorin innerhalb weniger Seiten Figuren aufzubauen und die Handlung zu erzählen. Dabei sind die jeweiligen Erzählungen vom Handelstempo unterschiedlich. Auf die sehr ruhige "Die Erkundung: P.E.R.N.k." folgt das atemberaubende "Die Delphinglocke". Schade ist, dass der Band für Neueinsteiger nicht empfehlenswert ist. Sie dürften Schwierigkeiten haben, einige Geschichten nachvollziehen zu können.
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