Tiger an Bord: Die unglaublichen Fahrten von Tieren und Pflanzen quer übers Meer
Story:
Viele Tiere und Pflanzen die uns heute selbstverständlich sind, waren es vor vielen Jahren nicht. Kartoffeln kannte man im Mittelalter ebenso wenig wie Meerschweinchen. Sie alle mussten erst den Ozean überqueren, der ihre Heimat von der unsrigen trennte. Und nicht immer ging die Überfahrt glimpflich aus.
Meinung:
Heutzutage kennt jedes Kind Elefanten und Giraffen. Rosen sind fester Bestandteil eines Liebesbeweises und ein Schnitzel ohne Kartoffeln ist unvorstellbar. Doch es gab eine Zeit, wo all jene Objekte weit entfernt waren und erst mit großem Aufwand transportiert werden mussten. Davon erzählt "Tiger an Deck: Die unglaublichen Fahrten von Tieren und Pflanzen quer übers Meer".
Die Fakten zusammengetragen und daraus ein Buch geschrieben hat Frau Birgit Pelzer-Reith. Sie wurde 1956 in Trier geboren und ist promovierte Molekularbiologin. Als solche forschte und lehrte sie an der FU Berlin, ehe sie zum Zentrum für Ernährung, Kultur und Gesellschaft der Universität Salzburg wechselte, wo sie heute tätig ist. Andere Werke von ihr sind "Sex & Lachs & Kabeljau. Das Buch vom Fisch" sowie "Venus, Schildplatt, Knallgarnele. Alles außer Fisch". Beide Bände wurden, genauso wie der vorliegende, vom Mare-Verlag herausgebracht.
Der Titel macht bereits klar, worüber es geht. Flora und Fauna, bzw. die unglaublichen Geschichten, die sich im Laufe der Zeit zutrugen. Dabei ist der rege Austausch an Kreaturen und Pflanzen beileibe kein Produkt der Neuzeit, sondern existierte bereits seit der Antike. Einige Ereignisse schafften es sogar in die Geschichte. Man denke nur an Hannibal, der mit seinen Elefanten die Alpen überquerte.
Und so ist die Geschichte des Transportes von Kreaturen aus dem einen Land ins andere geprägt von wagemutigen Leuten, die für eine gewisse Summe bereit sind, das unmögliche möglich zu machen. Man muss bedenken, dass es eine Zeit gab, wo die Reise von Europa nach China mehr als ein Dreiviertel-Jahr brauchte. Und trotzdem unternahm beispielsweise Carl Hagenbeck mit seinem Zirkus die lange Fahrt auf sich. Es ist interessant zu lesen, was dieser Mann alles unternahm und umbauen ließ, damit seine kostbaren Tiere die Reise überstanden.
Es sind solche Geschichten, solche Anekdoten die das Buch so lesbar machen. Die Autorin liefert jede Menge Infos und Fakten über die Geschichte der Fahrten von Tieren und Pflanzen über das Meer. Keine Seite vergeht, indem sie nicht einen weiteren Aspekt eines Themas näher erläutert. Und so erfährt man von der Zeit, als Papageien, Wellensittiche und Kakadus an europäischen Höfen modern waren und die Seefahrer in Kauf nahmen, dass ungefähr ein Drittel ihrer "Ware" den Transport nicht überstand. Für sie lohnte es sich schließlich finanziell.
Auch dies ist ein weiterer Aspekt, den Frau Pelzer-Reith sehr gut verdeutlicht. Immer wieder gibt sie an, wie teuer so ein Transport war. Als Vergleichsfaktor wird dann das normale Durchschnittseinkommen eines Bürgers genannt. Und wiederholt wird dabei klar, wieso nur die gut betuchten in der Lage waren, sich solche Tiere mitsamt Unterhalt zu halten.
Ein Aspekt wird von ihr allerdings so gut wie ignoriert. Nämlich die Folgen dieser Transporte. Denn wenn eine Kreatur in fremde Gefilde eindringt und sich dort ungestört ausbreiten kann, hat dies schreckliche Folgen für die einheimische Flora und Fauna. Diesem Thema widmet sie sich erst in einem Kapitel ganz am Ende ihres Buches und nicht bereits dann, wenn es sich anbietet.
Das ist schade, weil es ein Manko ist. Und das bedeutet, dass der Roman zum "Reinschauen" empfohlen wird.
Fazit:
In "Tiger an Deck: Die unglaublichen Fahrten von Tieren und Pflanzen quer über das Meer" beschreibt Frau Birgit Pelzer-Reith die Geschichte des Transporters fremder Kreaturen über den Ozean. Das Buch ist hochinteressant geschrieben, weil die Autorin wiederholt neue und interessante Fakten präsentiert. Vor allem, wenn sie auf die besondere Taten eingeht, ist der Band erstklassig. Dabei verliert sie die Verhältnismäßigkeit nicht aus den Augen. Wiederholt verdeutlicht sie, wie teuer solche Transporte waren. Leider beschäftigt sie sich mit dem Aspekt eingeschleppter Kreaturen erst am Ende des Bandes, und nicht dann, wenn es sich zwischendurch anbieten würde.
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