Was ist mit den Amis los?: Warum sie an Barack Obama hassen, was wir lieben
Story:
Wieso sind viele Amis gegen die Gesundheitsreform? Wie ist es möglich, dass eine Gruppierung wie die Tea Party so viel Zulauf erhält? Was ist nur mit den Amis los?
Meinung:
Bald ist es soweit, und der Präsident der Vereinigten Staaten wird gewählt. Und es stellt sich die Frage, wer wird es sein? Wird es Barack Obama sein, der, trotz einiger Enttäuschungen, immer noch der Liebling vieler Europäer ist? Oder wird es Mitt Romney sein, der Multimillionär, der merkwürdig profillos wirkt? Für viele Nicht-Amerikaner ist die Entscheidung eigentlich klar. Und deshalb verfolgen wir das Theater drüben in den USA mit Unbehagen. Und wiederholt stellen wir uns die Frage: "Was ist mit den Amis los?"
Dies ist auch der Titel von Christoph von Marschalls neuem Buch. Der Autor wurde 1959 in Freiburg geboren. Er arbeitet als deutscher Journalist und ist seit 1991 Redakteur beim Tagesspiegel. Außerdem ist er bis heute das einzige deutsche Mitglied im Presse Corps des Weißen Hauses, wie er auch der einzige aus der Bundesrepublik stammende Reporter ist, dem Barack Obama ein Interview gab. Weitere Bände von ihm sind unter anderem "Barack Obama: Der weiße Kennedy".
Aufgrund der baldigen Präsidentenwahl erscheinen viele Bücher, die sich mit der amerikanischen Politik beschäftigen. Mal haben sie die Tea Party als Thema, ein anderes Mal beschäftigen sie sich mit dem aktuellen Zustand der Vereinigten Staaten allgemein. Aus dieser Masse sticht das Buch von Christoph von Marschall hervor. Denn anders als es der reißerische Titel "Was ist mit den Amis los?" vermuten lässt, interessiert er sich nicht nur für die Amis alleine. Auch die Europäer werden von ihm unter die Lupe genommen.
Es geht bei dem Autoren sehr viel um Mentalität und Einstellungen. Denn was uns irritiert, wie beispielsweise der Zank um die Gesundheitsreform von Barack Obama, lässt sich auf eine gewisse Geisteshaltung der Amerikaner zurückführen. Für viele ist dieses Stück Politik ein Eingriff von Oben, was sie nicht wollen. Denn sie sind für ist der Staat das Problem, während für uns Deutsche der Staat die Lösung ist.
Dieses beschäftigen mit der Mentalität ist auch das, was das Buch so hervorragend macht. Dabei begeht der Autor nicht den Fehler, sich für eine von den beiden Seiten zu entscheiden. Stattdessen bleibt er neutral und macht deutlich, dass sowohl Amis als auch Europäer aus ihrer jeweiligen Perspektive heraus recht haben. Denn es ist falsch, pauschal zu sagen "Die Amis spinnen!" und sich somit ein Vorurteil zu bestätigen.
Das Buch ist äußerst informativ geschrieben. Christoph von Marschall setzt kein Vorwissen heraus, sondern liefert die notwendigen Erklärungen an den passenden Passagen. Somit ist der Band auch für solche zu empfehlen, die vor einer näheren Beschäftigung mit der amerikanischen Politik bislang zurückschreckten.
Aus der Masse an thematisch ähnlichen Büchern sticht "Was ist mit den Amis los?" hervor. Wer sich für die amerikanische Politik und Mentalität interessiert, ohne dass die üblichen Vorurteile bestätigt werden, der kommt an diesem Band nicht vorbei! Ein "Klassiker", der dementsprechend auch mit einem Splashhit ausgezeichnet wird.
Fazit:
Es gibt viele Bücher, die sich mit der kommenden Präsidentschaftswahl beschäftigen. Doch "Was ist mit den Amis los?" ist das bislang beste. Michael Zandt beschäftigt sich ausführlich mit den Vorurteilen beiderseits des Meeres und verdeutlicht dabei die Unterschiede in der Mentalität der Amerikaner und Europäer. Dies tut er auf eine angenehm neutrale Weise, während er gleichzeitig jede Menge interessante Infos liefert. Ein Pflichtkauf!
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