Cherryman jagt Mister White
Story:
Für Rick läuft endlich alles rund. Jahre nach seinem Realschulabschluss erhält er einen Ausbildungsplatz als Gärtner in Berlin. Und so kann er raus aus seinem ostdeutschen Kaff. Doch die Sache hat einen Haken. Und so muss er sich bald entscheiden, ob er ein Held wird oder sich zurückhält.
Meinung:
Wer in Ostdeutschland in einem kleinen Ort geboren wird, hat meistens Pech. Die Chancen, eine vernünftige Stelle zu finden, sind eher gering. Dabei würde man für eine solche alles machen, wie es auch der Protagonist in Jakob Arjounis Roman "Cherryman jagt Mister White" bereit ist zu tun.
Hinter dem Namen verbirgt sich Jakob Bothe, der 1964 in Frankfurt am Main geboren wird. Nach dem Abbruch seines Studiums fing er mit dem Schreiben von Romanen und Theaterstücken an. Er ist besonders für seine Krimiserie "Kayankaya" bekannt, darunter besonders für "Ein Mann ein Mord".
Rick hatte es in den bisherigen 18 Jahren seines Lebens nicht gerade einfach. Seine Eltern kamen bei einem Autounfall ums Leben, er selbst wird von einer Gruppe Schläger bedroht, die mal eben seine Katze umbringen, um ihren Standpunkt zu untermauern. Auch eine Lehrstelle lässt in Storlitz bei Berlin nicht finden. Und so sieht die Zukunft eher trist aus.
Doch dann ändert sich das Blatt für ihn. Er erhält von den Schlägern eine Lehrstelle als Gärtner in Berlin. Er lernt eine junge Frau und ein aufgewecktes Kind kennen und die Arbeit macht ihm Spaß. Bis auf einmal ihm klar wird, dass ein Haken bei dieser Angelegenheit ist. Denn ohne es zu wissen oder zu wollen wird er zum Mitläufer einiger Neonazis. Und schon bald muss er sich entscheiden, ob er weiterhin schweigt oder ob er aktiven Widerstand gegen die Braunen wagt.
Mit "Cherryman jagt Mister White" hat Jakob Arjouni sich erneut eines zeitgenössischen Themas angenommen. Dieses Mal handelt es sich um die Frage, ab wann eine Person zu einem Mitläufer bei den Neonazis wird. In seinem Roman nimmt er sich eindrucksvoll dem Thema an.
Von Beginn an macht er klar, dass sein Protagonist Rick Fischer etwas Schlimmes getan haben muss. Denn, so erfährt man aus seinen Briefen an den Kriminalpsychologen Professor Layton, er sitzt im Gefängnis. Nach und nach lernt man den Hauptcharakter besser kennen. Man erfährt aus seinem Leben, dass er unter anderem Comics zeichnet, die allerdings oftmals sehr brutal sind.
Gleichzeitig wirkt seine Persönlichkeit auch etwas naiv. Für ihn ist die Gewalttätigkeit seiner Zeichnungen, in denen es sehr drastisch zugeht, vollkommen normal. Ebenso wird er auch nicht misstrauisch, als ausgerechnet die Personen, die ihm das Leben zuvor zur Hölle machten, ihm eine Lehrstelle verschaffen. Er ist einfach nur glücklich, dass er nach Berlin kann und dort eine Ausbildung zum Gärtner beginnen kann. Erst spät wird ihm klar, dass er benutzt wird.
Auf 167 Seiten schildert der Autor die Ereignisse. Und er nutzt den Platz sehr gut aus. Wo man bei anderen Autoren bei einer solchen Länge bemängeln müsste, dass die Handlung sich zu schnell entwickelt, wählt er die passende Geschwindigkeit. Dadurch, dass die Geschichte durch die Briefe von Rick erzählt wird, muss er nur ihn selbst charakterisieren. Alle anderen Personen werden dadurch automatisch nur kurz angerissen dargestellt. Und es reicht auch vollkommen aus.
Allerdings enttäuscht der Schluss. Aus welchem Grund auch immer entschied sich Herr Arjouni für ein Ende, welches im Vergleich zur vorherigen Handlung vollkommen übertrieben wirkt. Es ist klar, dass er hier die Comicfantasien seiner Hauptfigur Realität werden lässt. Doch es passt einfach nicht, eben weil es unwirklich wirkt.
Trotzdem lässt sich der Roman immer noch gut lesen. Also sollte man definitiv "Reinschauen".
Fazit:
"Cherryman jagt Mister White" ist ein weiterer Roman von Jakob Arjouni. Dieses Mal widmet er sich dem Thema Mitläufertum, beziehungsweise wie leicht man in so etwas gelangt. Dabei wirkt der Protagonist Rick Fischer etwas naiv, was der Handlung jedoch nicht schadet. Durch die Briefe, die der Haupthandlungsträger schreibt, wird auch nur eben jener charakterisiert, was allerdings vollkommen ausreicht. Der Schluss hingegen enttäuscht und passt auch nicht wirklich zur vorherigen Handlung.
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