Paranoia - Der Hinterhalt
Story:
Joseph ist ein Killer. Kein gewöhnlicher, denn er arbeitet für die gute Seite und bekämpft die Bösen. Doch dann ändert sich sein Leben radikal. Er trifft auf Maria und verliebt sich unsterblich in sie. Sie wird schwanger von ihm, und damit verstößt er gegen eine der drei Regeln, die ihm gegeben sind. Und so muss er sich entscheiden, ob er an ihrer Seite bleibt oder ob er weiterhin für seine Organisation kämpft. Welche Entscheidung er auch immer treffen wird, sie wird ihn verändern.
Meinung:
Stell dir vor, es ist Krieg und keiner kriegt was davon mit. Zugegeben, die Prämisse, die Trevor Shane für seinen Debüt-Roman "Paranoia - Der Hinterhalt" auswählt, ist so neu nicht. Das Prinzip der geheimen Organisationen, die sich im Schatten der Zivilisation duellieren, kennt man aus diversen Romanen oder Videospielen. Und so stellt sich natürlich die Frage, was der Autor sich einfallen lässt, um sein Buch hervorzuheben.
Über das Leben des Schriftstellers ist nur wenig bekannt. Er studierte am Columbia College und am Georgetown Law Center. Er arbeitete lange Zeit als Berater für einen großen Finanzkonzern und lebt heute in Brooklyn, New York, USA. Er ist verheiratet und hat einen Sohn.
Es herrscht Krieg. Kein offener, sondern ein geheimer. Zwei Seiten bekämpfen sich gegenseitig. Ihre Soldaten: Attentäter, die auf Anruf tätig werden. Auch Joseph ist so einer. Seit er 18 Jahre alt ist, arbeitet er für seine Seite, die Gute, wie er meint. Und so zieht er durchs Land und tötet jene, die für die Gegenseite agieren. Es gibt nur drei Regeln, die er beachten muss: 1. Man darf keine Zivilisten töten. 2. Das gilt auch für die unter 18-jährigen der Gegenseite 3. Zeugst du ein Kind und ist einer der Elternteile noch keine 18 alt, wird das Baby den anderen übergeben.
Eines Tages ändert sich das Leben von Joseph. Zuerst entkommt er gemeinsam mit zwei Freunden knapp einem Anschlag, und dann trifft er später auf Maria. Sie schlägt ihm von der ersten Sekunde an in ihren Bann und es ist um ihn geschehen. Beide bleiben immer in Kontakt und als sie sich wiedersehen, erfährt er, dass seine Geliebte noch unter 18 ist und ein Baby von ihm erwartet. Eigentlich müsste er jetzt den Regeln folgen, doch er beschließt sie zu ignorieren. Es folgt eine Flucht quer durch die USA, ohne großen Plan oder Ziel. Sie werden von beiden Seiten verfolgt und nur, wenn sie paranoid bleiben, können sie überleben,
"Paranoia - Der Hinterhalt" ist der Auftakt zu einer Trilogie an Büchern. Nach dem Interview, welches mit im Roman abgedruckt ist, plant der Autor in den noch kommenden Bänden, mehr über die Hintergründe des Krieges zu erzählen. Eine kluge Entscheidung, denn in der vorliegenden Geschichte findet man nichts dergleichen. Und eigentlich sollte dies frustrieren. Doch, dass auch sein Protagonist Joseph sich über die Hintergründe des Konflikts im Unklaren ist, schafft er es, die Unwissenheit zum Plot-Element zu machen. Und deshalb akzeptiert man es.
Im Vergleich mit Thrillern, die über einen ähnlichen Plot verfügen, hebt sich "Paranoia" dadurch auch hervor. Wo andere Romane von Anfang auf Klarheit setzen, erhebt Trevor Shane in seinem Buch die Ungewissheit zum handlungsbildendenden Element. Und man fragt sich, was für eine Organisation das sein muss, wenn selbst die einfachen Fußsoldaten nicht wissen, was die Historie des Konflikts ist und was der eigentliche Hintergrund des Krieges ist.
Es gelingt dem Autoren wunderbar, einem die Welt von seinem Haupthandlungsträger näherzubringen. Er bietet jede Menge Details an, die viel über diesen Konflikt verraten. So rekrutiert sich der Nachwuchs hauptsächlich aus den jugendlichen Familienangehörigen, die Verwandte oder gute Freunde in dem Krieg verloren haben. Dabei werden sie bewusst der Propaganda unterworfen und dahingehend manipuliert, dass auch alle Teil ihrer jeweiligen Seite werden.
Erzählt wird die Geschichte größtenteils aus der Perspektive von Joseph. Als Ich-Erzähler schreibt er die Ereignisse in ein Tagebuch nieder. Dies hat natürlich zur Folge, dass alles, was man als Leser erfährt, stark subjektiv gefärbt ist und die anderen Protagonisten nur mangelhaft charakterisiert werden. Immerhin wird bei dieser Erzählperspektive Joseph ausführlich dargestellt.
Doch will der Funke nicht wirklich überfliegen. Denn trotz der ausführlichen Darstellung der Vergangenheit und Beweggründe des Haupt-Protagonisten wirken einige charakterliche Entwicklungen nicht überzeugend. Denn plötzlich fängt er an, gegen das System zu rebellieren. Er verstößt gegen mehrere Regeln, indem er zum Beispiel Kontakt mit einem schwer verletzten Kollegen aufnimmt, was eigentlich verboten ist. Leider werden die Veränderungen nicht wirklich aufgebaut, sondern passieren plötzlich.
Auch die Darstellung von Maria missfällt. Die ganze Zeit lässt sie die Ereignisse nahezu widerstandslos über sich ergehen. Nur einmal begehrt sie auf, doch nur um weiterhin bei Joseph zu bleiben. Hier macht sich deutlich die Ich-Erzähler-Perspektive bemerkbar, denn auf ihre Emotionen und Beweggründe wird über einen Großteil des Romans nicht eingegangen. Erst am Ende findet ein Erzähler-Wechsel statt, doch reicht dies nicht aus, um sie auszubauen,
Was bleibt, ist ein fader Thriller, der hauptsächlich an der Erzählperspektive scheitert. "Für Zwischendurch" lässt er sich allerdings immer noch gut lesen.
Fazit:
Trevor Shanes Roman-Debüt "Paranoia - Der Hinterhalt" folgt einer interessanten Prämisse. Laut ihm herrscht ein geheimer Krieg, geführt von zwei Seiten. Doch die Fußsoldaten wissen keine Details über diesen Konflikt. Geschickt führt der Autor den Leser in seine Welt ein und bringt sie dem Leser näher. Sie liest sich interessant, was nicht zuletzt auch an den Erzählungen von Joseph liegt. Dessen Funktion als Ich-Erzähler färbt die Geschichte natürlich stark subjektiv. Leider wirkt der Protagonist nicht überzeugend, da einige Entwicklungen zu plötzlich passieren. Und leider ist ein Manko der Ego-Perspektive, dass die anderen Charaktere nur unzureichend ausgebaut sind. Dies merkt man auch an Maria, über deren Motive lange Zeit Ungewissheit herrscht.
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