Purpurmond
Story:
Ausgerechnet Bamberg! Wieso nur mussten Cats Eltern in diese, ihrer Meinung nach, langweiligen Stadt ziehen, wo nichts los ist. Doch schnell muss sie ihre Aussage überdenken, als sie auf einen alten Halsreif stößt. Kaum legt sie ihn sich um und liest einige merkwürdige Zeiten, wird sie auf einmal durch die Zeit geschleudert. Sie findet sich im Jahre 1632 wieder, zum Höhepunkt der Hexenverfolgung. Und schon bald wird ihr klar, dass sie jemanden retten muss, will sie nicht jämmerlich verrecken.
Meinung:
Die Hexenverfolgung ist eine der düstersten Aspekte des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Unzählige Männer und Frauen wurden verhört und gefoltert. Die meisten gestanden, dass sie Hexen seien und wurden daraufhin auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Mit diesem Thema beschäftigt sich Heike Eva Schmidt in "Purpurmond", wenn auch mit ihrem ganz eigenem Zugang.
Die Autorin wurde in Bamberg geboren und studierte Schulpsychologie. Nach ihrem Abschluss wechselte sie in den Journalismus, wo sie für Rundfunk, Fernsehen und Zeitschriften arbeitete. Danach fing sie an als Drehbücher zu verfassen, ehe sie 2010 anfing, Romane zu schreiben.
Für die 17-jährige Cat ist Bamberg eine langweilige Stadt. Sie kann nicht verstehen, wieso ihre Eltern ausgerechnet hier sesshaft geworden sind. Freunde hat sie hier überhaupt nicht, was auch an ihrer sehr offenen, schnoddrig-koddrigen Art liegt. Wenn ihr etwas nicht passt, sagt sie dies frei heraus. Eines Tages findet sie in einem Keller ein altes Halsband sowie ein Leder, auf dem etwas geschrieben steht. Sie legt sich das Schmuckstück an und liest den Text.
Plötzlich verändert sich die Umgebung und sie findet sich im Jahr 1632 wieder. Es ist die Zeit der Hexenverfolgung, und durch ihre Kleidung, Verhalten, wie auch ihre roten Haare fällt sie natürlich auf. Sie findet Verbündete, Freunde, wie die Kräuterkundige Dorothea. Schon bald kehrt sie zurück in ihre Gegenwart, doch muss sie feststellen, dass das Halsband sich immer enger um ihren Hals zieht. Schnell findet sie heraus, dass dies mit ihren Erlebnissen in der Vergangenheit zusammenhängt. Sie muss zurück in jene Zeit, um zu verhindern, dass eine unschuldige Frau als Hexe verbrannt wird. Doch wer soll dies sein?
Um was handelt es sich bei "Purpormond"? Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, einen Historischen Roman vor sich zu haben. Doch dagegen würde die Protagonistin Cat sprechen, die vom Verhalten her eindeutig aus der Jetztzeit stammt. Außerdem gesteht die Autorin freimütig zu, einige Dinge der Vergangenheit frei interpretiert zu haben, was bei Büchern mit geschichtlichem Hintergrund oftmals sehr heikel ist.
Also hat man es hier mit einem Fantasy-Buch zu tun? Auch nicht so ganz. Denn die die phantastischen Elemente treten nur selten auf und dienen eigentlich nur dazu, um die Handlung auszuschmücken.
Es handelt sich bei "Purpurmond" um eine Mischung beider Genres. Und zwar um eine gelungene. Dies liegt nicht zuletzt an den Protagonisten, die Frau Schmidt hervorragend ausarbeitet. Jede Figur überzeugt durch ihre Eigenständigkeit, ihre Unverwechselbarkeit. Allen voran natürlich Cat, die mit einer herrlichen Schnauze gesegnet wurde. Sie lässt sich nichts gefallen und drückt ihre Meinung offen und deutlich aus.
Die Darstellung des historischen Bambergs und der Hexenverfolgung ist ebenfalls hervorragend geworden. Die damalige Stadt wirkt lebendig und die Charakterisierung der damaligen Gesellschaft ist äußerst überzeugend. Vor allem das Frauen-Bild der Vergangenheit sticht dabei hervor, weil es wunderbar als Kontrast-Punkt zu der modernen Cat gesetzt wird.
Das Zielpublikum des Buches sind hauptsächlich Leser weiblichen Geschlechts. Es geht um Liebschaften, die hoffnungslos verzweifelt sind, weil sie eigentlich nicht funktionieren können. Cat verliebt sich beispielsweise in Jakob, Dorotheas Bruder, der ein Mönch ist und im Jahr 1632 lebt. Seine Schwester wiederrum ist Daniel verfallen, dem Sohn des Stadtvogts. Natürlich gibt es viele Irrungen und Wirrungen, ehe das Glück endlich die richtigen trifft.
Doch muss man auch sagen, dass der Roman dadurch vorhersehbar wird. Hinzu kommt auch noch die Rolle des Stadtvogtes, der die Funktion des Schurken übernimmt und dementsprechend schlecht charakterisiert wird. Eine glaubwürdige Darstellung kann man bei ihm nicht erwarten, was das Lesevergnügen doch deutlich schmälert.
Allerdings nicht so sehr, dass es am Ende nicht doch noch für ein "Reinschauen" ausreicht.
Fazit:
Mit "Purpurmond" schreibt Heike Eva Schmidt ihren ersten Fantasy-Roman. Die Geschichte überzeugt durch die historische Darstellung, sowie dem Kontrast zwischen dem früh neuzeitlichem und dem modernen Frauenbild. Auch die Charaktere wirken größtenteils hervorragend ausgearbeitet. Allerdings gerät das Buch stellenweise doch ziemlich vorhersehbar. Ebenso überzeugt auch nicht die platte Darstellung des Stadtvogts.
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