Honor Harrington Band 8: Die Siedler von Sphinx
Story:
Wie kam es zum Erstkontakt zwischen Baumkatzen und Menschen? Was erlebt ein junger Adliger in einem abgelegenen Sternensystem? Wie kam es zum rasanten Aufstieg von Esther McQueen? Und was ist die Historie des Honorverse?
Meinung:
Mit "Die Siedler von Sphinx" präsentierte David Weber das erste Mal eine Anthologie in seiner "Honor Harrington"-Reihe. Das Ziel dieser Geschichtensammlung war, Episoden aus dem "Honoverse" zu erzählen. Was in einem Roman vielleicht nur kurz angerissen wurde, sollte in diesem Fall ausführlich erzählt werden. Und sie sollten nicht nur von Weber selbst geschrieben werden, sondern auch von anderen Autoren stammen.
In diesem Fall steuern die Autoren David Drake und S. M. Stirling Stories bei. Der Amerikaner Drake ist hierzulande durch seine "Lt. Leary" und "Das Reich der Inseln"-Reihen bekannt. Vom Frankokanadier Stirling sind hauptsächlich seine Beiträge zu fremden Bücher-Serien bekannt. So steuerte er auch eine Geschichte zu Larry Nivens "Ringwelt"-Universum bei.
Vier "Geschichten" erwarten den Leser in diesem Roman. Wobei der Begriff nicht auf alle zutrifft. Denn was einen am Ende des Buches erwartet ist eine lange und ausführliche Erklärung des Honorverse. David Weber geht ausführlich auf die Technik und Geschichte seiner Kreation ein. Diese Erläuterung ist ein eindeutiges Highlight aller bisherigen Romane. Zum ersten Mal erhält man einen Einblick, in beispielsweise das politische System des Sternenkönigreich Manticores. Viele Begriffe erhalten erst jetzt einen richtigen Hintergrund. Und man merkt, wie viel Gedanken sich der Autor bei der "Schöpfung" seiner Serie gemacht hat. Beeindruckend.
Dies trifft auch auf die erste Geschichte zu. "Eine wunderbare Freundschaft" erzählt, wie es zum ersten Kontakt zwischen Menschen und Baumkatzen kam. Die Story findet zu einem Zeitpunkt statt, als Sphinx, die zweite bewohnbare Welt des Manticore-Sternensystems, gerade frisch besiedelt wurde. Um die junge Stephanie Harrington abzulenken, erhält sie den Auftrag herauszufinden, wer hinter den Selleriediebstählen steckt. Das hochintelligente Mädchen stellt dem Dieb eine geschickte Falle und entdeckt, dass es ein Tier ist. Was folgt ist eine sensationelle Story über das zusammenwachsen zweier unterschiedlicher Lebensformen.
Die Geschichte ist vor allem aus einem Grund so beachtenswert: Zum ersten Mal wirft man einen Blick in den Kopf einer Baumkatze. Bislang gab es Andeutungen, dass diese Lebewesen intelligent sind. Jetzt hat man den Beweis. Es handelt sich um Kreaturen, die intelligent sind und wie ein Mensch denken können. Doch der Autor belässt es nicht nur dabei, sondern wirft auch gleichzeitig ein Licht auf die Gesellschaft jener Wesen. Und gleichzeitig beschreibt er, wie Stephanie Harrington zu den ersten gehört, die auf die Baumkatzen stoßen. Eine faszinierende und wunderschön zu lesende Story, die mit zu den besten des Honorverse gehört.
Leider lässt sich dies nicht ebenfalls über die beiden anderen sagen. Stirling "Eine Feuertaufe" liest sich noch am besten. Seine Schilderung, wie Esther McQueen, ein havenitischer Admiral das Komitee für öffentliche Sicherheit vor einem Putschversuch rettet, liest sich recht nett. Es gelingt ihm, die Figuren so zu schreiben, wie man sie bereits von David Weber her kennt. Doch leider deutet er die Ursachen des Umsturzversuches nur an. Eine radikale Truppe, über deren Ideale und Ziele man nichts erfährt. Dadurch bleibt der Feind gesichtslos und nicht überzeugend.
Doch am miestesten liest sich Drakes "Eine Bildungsreise". Bis auf ein paar Namen könnte man glatt meinen, die Story könnte auch in einem x-beliebigen SciFi-Universum stattfinden. Ein junger Adeliger kommt auf eine abgelegene Welt, muss mit erleben, wie ein Kretin mit viel Geld eine historische Stätte auseinandernehmen will und wie eine feindliche Macht den Planeten bedroht. Die Geschichte liest einfach nur langweilig. An keiner Stelle kommt Spannung auf und die verschiedenen Charaktere wirken flach und nicht überzeugend.
Und trotzdem: Es lohnt sich, in diese Anthologie einen Blick zu werfen. "Reinschauen"
Fazit:
David Weber präsentiert mit "Die Siedler von Sphinx" die erste Anthologie in seiner "Honor Harrington"-Reihe. Die diversen Geschichten überzeugen leider nicht alle. Während David Webers Beiträge rundum gelungen sind, hat Stirlings Story das Manko, das der Feind gesichtslos bleibt. Und Drakes Beitrag ist ein kompletter Reinfall, da sich seine Erzählung komplett langweilig liest.
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