Ein deutscher Wandersommer - 1400 Kilometer durch unsere wilde Heimat
Story:
1400 Kilometer vom Dreiländereck bis an die Ostsee: Diese Strecke lief Andreas Kieling. Begleitet nur von seiner Hündin Cleo erlebte er viele wunderschöne Momente. Was bleibt, sind intensive Momente mit den Menschen in acht Bundesländern.
Meinung:
20 Jahre sind seit der Wende vergangen und während dieser Zeit wurde bereits sehr viel über die Veränderungen berichtet, die seitdem im Leben der Menschen passiert sind. Weniger Beachtung findet hingegen dass, was die Natur durchgemacht hat. So hat sich im sogenannten Todesstreifen, der einst die BDR und die DDR voneinander trennte, eine Flora und Fauna entwickelt, wie es sie in Deutschland nur selten gibt.
Als das ZDF gemeinsam mit Arte eine fünfteilige Dokumentation über das Leben an der Grenze drehen wollte, wandte es sich an Andreas Kieling. Er ist einer der bekanntesten Tier-Filmer, der durch Projekte wie "Abenteuer Yukon" oder "Kieling - Expedition zu den Letzten ihrer Art", zu Ruhm gelangte. Desweiteren ist er aber auch ein Autor, der oft die begleitenden Bücher zu seinen Touren selbst geschrieben hat. Auf dieser Wanderung wurde er von seiner Hündin Cleo begleitet.
Dabei ist das Buch weniger eine Art sachliche Darstellung der Natur links und rechts von Kielings Weg, als vielmehr eine Mischung aus Biographie und Reise-Tagebuch. Andreas Kieling trifft während der Wanderung viele Menschen, mit denen er unvergessliche Momente erlebt. Einige von ihnen gehen bei der Begegnung ihrer Arbeit nach, andere ihrer Hobbys. Fast immer sind die freundlich und nett.
Aber auch die Natur kommt nicht zu kurz. Zwar liegt der Schwerpunkt des Buches nicht auf ihr, aber Szenen wie seine Begegnung mit Mufflons oder Nandus finden sich immer wieder. Dabei beurteilt er durchaus kritisch den Einfluss, den der Mensch auf seine Umwelt nimmt. Er ist jedoch keiner von denen, die alles verteufeln, was der Homo Sapiens anstellt. Vielmehr nimmt er eine kritische Distanz ein, und weiß zu unterscheiden, was richtig ist und was falsch.
Dazu gehört auch die Jagd, die er als notwendig darstellt. Dies mag daran liegen, dass er selbst auch Jäger ist. Andreas Kieling hat eine Ausbildung zum Förster gemacht und auch lange Zeit als solcher gearbeitet. Daher weiß er einzuschätzen, was richtig ist und was falsch.
Überhaupt sind die Erinnerungen des Autors der eigentliche Grund, sich dieses Buch anzuschaffen. Denn seine Kindheit und Jugend sind abenteuerlich gewesen. Geboren in der DDR wuchs er ohne Vater auf, da jener im Westen war. Und irgendwann beschloss Andreas Kieling, ebenfalls rüberzukommen. Dabei ging er mit Bedacht vor und wählte einen Grenzübergang, der eigentlich nicht gefährlich sein sollte. Doch dann wurde er von einer Kugel im Rücken erwischt, und es ist ein Wunder, dass er dies unbeschadet überstanden hat. Solche Schilderungen reichern das Buch an und begeistern beim Lesen.
Das tun aber auch die Szenen, in denen er anderen Menschen begegnet. Diese sind unterschiedlich geraten, wie beispielsweise die Försterin mit einem halbzahmen Wildschwein. Es macht Spaß, die Darstellung jener Leute zu lesen, da der Autor ihnen stets mit Neugierde aber auch Respekt begegnet.
Denn müsste man als Leser eigentlich auch ihm gegenüber haben, da er eine beachtliche Leistung geliefert hat. Doch leider macht seine Hündin dies zunichte. Hier widerspricht sich der Autor. Auf der einen Seite meint er, sie wäre eine perfekte Jagdhündin, die aufs Wort gehorcht und keine Dummheiten macht. Doch dann sind da immer wieder Passagen, in denen sie dies exakt macht. Sie isst eine Schildkrötin oder sorgt in einem Schokoladengeschäft für Ärger. Die Konsequenz davon? Keine. Er lässt dies ungestraft passieren, auch wenn er immerhin ein schlechtes Gewissen hat. So etwas wirft ein schlechtes Licht auf den Schriftsteller.
Deshalb ist das Buch auch nur etwas zum "Reinschauen".
Fazit:
"Ein deutscher Wandersommer - 1400 Kilometer durch unsere wilde Heimat" ist die Erinnerung von Andreas Kieling. Gemeinsam mit seiner Hündin Cleo hat er so die Grenze zwischen der BDR und den Ostblock-Staaten erwandert. Dabei hat er vieles erlebt und diverse Menschen kennengelernt. Gleichzeitig ist das Buch jedoch auch eine Biographie, in der er von seiner Kindheit erzählt. Alles wird sehr spannend dargestellt, doch ausgerechnet seine Begleitung sorgt dafür, dass man am Ende etwas enttäuscht ist. Denn trotz seiner Behauptung hat der Autor sie nicht unter Kontrolle, was zu manchen peinlichen Szenen führt.
|