Die Enklave
Story:
Irgendwann in der Zukunft ist eine Katastrophe passiert. Die Menschheit wurde gezwungen, unter die Oberfläche zu fliehen und dort zu leben. Die Gesellschaft hat sich zurückentwickelt. In jener Zeit lebt auch die Jägerin Zwei, die gemeinsam mit ihrem Partner Bleich sich bemüht, genügend Nahrung für ihren Stamm zu besorgen. Doch dann wird sie an die Oberfläche verbannt, und schnell muss sie erkennen, dass dort die Dinge anders sind, als sie es von unten her gewohnt ist.
Meinung:
Aktuell deutet sich ein Genre-Wechsel an, was die Beliebtheit bei vielen Lesern angeht. Urban und Romantic Fantasies sind nicht mehr so gefragt. Stattdessen kommen immer mehr Dystopien heraus, also Romane die sich mit einer Gesellschaft beschäftigt, die sich zum Negativen hin gewandelt hat. 1984", das berühmte Science-Fiction-Buch von George Orwell ist ein perfektes Beispiel hierfür. Und jetzt bringt der Blanvalet-Verlag mit "Die Enklave" ebenfalls einen solchen dystopischen Roman heraus.
Geschrieben hat das Buch die in Mexiko lebende Amerikanerin Ann Aguirre. Sie hat einen Abschluss in Englischer Literatur und hat bereits viele Romane geschrieben, in sehr unterschiedlichen phantastischen Genres. "Die Enklave" ist ihr Deutschland-Debüt und im Februar 2012 erscheint mit "Dunkles Universum 1: Sonnenfeuer" ein weiteres Werk von ihr.
Amerika in einer Zukunft: Eine Katastrophe hat die Menschheit gezwungen, sich unter die Erdoberfläche zu begeben. Seitdem hat sie sich in verschiedene Stämme aufgespalten, die jeder für sich leben und nur äußerst selten Kontakt miteinander haben. Die Gesellschaft hat sich in drei soziale Schichten aufgespaltet: Jäger sorgen dafür, dass der Stamm über Nahrung verfügt. Schaffer sorgen dafür, dass die Gemeinschaft über funktionierende Werkzeuge verfügt. Und Zeuger sorgen für den Nachwuchs.
Zwei ist eine Jägerin, die vielleicht beste des ganzen Stammes. Gemeinsam mit ihrem Mitstreiter Bleich bildet sie ein Team, wobei ihr Partner ungewöhnlich ist. Er stammt von der Oberfläche. Als eines Tages ein anderer Stamm um Hilfe bittet, weil er von den Freaks, halbtoten Menschenfleisch essenden Ungeheuern, angegriffen wird, sollen die zwei herausfinden, wie es in Wahrheit um die Gemeinschaft steht. Doch sie finden nur noch die toten Überreste vor. Die Ältesten, die Herrscher in Zweis Stamm, wollen sich mit dieser Sache nicht mehr beschäftigen. Doch da die Jägerin keine rechte Ruhe gibt, schieben sie ihr belastendes Material unter, und verbannen am Ende sie und Bleich gemeinsam an die Oberfläche. Doch anstatt dort zu an der vergifteten Luft zu sterben, können die beiden weiterleben. Nur, dass auch über dem Untergrund das Leben alles andere als einfach ist.
Schon auf den ersten Seiten erschlägt Ann Aguirre den Leser förmlich mit Informationen, die ihm den Atem rauben. Von Anfang macht sie klar, wie verschieden die Gesellschaft von Zwei und Bleich von der unsrigen ist. Der älteste Mensch ist gerade mal 25, das Recht fortzupflanzen muss man sich verdienen und Zeuger werden nach ihrem Aussehen ausgewählt, in der Hoffnung auf gutes Zuchtmaterial. Dies sind alles Fakten, die einen schwer schlucken lassen. Und so schafft die Autorin von Anfang klare Fakten.
Dies ist keine Welt für Romantik. Hier zählt nur das nackte Überleben. Und doch schafft Frau Aguirre es, so etwas wie eine zarte Liebesaffäre in ihren Roman einzubauen. Denn zwischen Zwei und Bleich beginnt es langsam aber sich zu knistern. Nur, dass sie mit den Gefühlen nichts anfangen kann, weil es ihr niemand erklärt hat. Es sind diese Momente, die verhindern, dass Zwei wie ein weiblicher Rambo wirkt. Denn sie ist eine gute Jägerin und weiß sich zu verteidigen. Dies hat schon mal zur Folge, dass sie gemeinsam mit Bleich nach und nach eine Horde jugendlicher Gauner ausschalten kann.
Die Geschichte ist sehr spannend erzählt. Immer wieder schafft die Autorin es, dass man als Leser eigentlich nach einer bestimmten Seite aufhören wollte, und doch weiterliest. Dies schafft sie unter anderem deshalb, weil die Handlung unvorhersehbar ist. Freunde können Feinde werden und umgekehrt.
Geschickt schildert die Autorin, wie unterschiedlich Ober- und Unterwelt sind. Dabei beruhen die Details, die sie darstellt, auf harten Fakten. Was sie woher hat, erzählt sie im Nachwort, welches man unbedingt lesen sollte.
Keine Zweifel, "Die Enklave" ist in absoluter "Klassiker".
Fazit:
"Enklave" ist das Deutschland-Debüt der Autorin Ann Aguirre. Sie schildert in ihrem Buch eine düstere Zukunft, in der die Menschheit gezwungen ist, unter die Oberfläche zu fliehen, um zu überleben. Die Autorin versteht es, diese Art von Lesen absolut glaubwürdig darzustellen und gleichzeitig zu vermeiden, dass die Handlung klischeehaft wird. Dies zeigt sich auch bei den Figuren, die sich zwar zu einander hinzugezogen fühlen, wo jedoch das große Drama ausbleibt. Daher ist dieses Buch ein Pflichtkauf.
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