Phönix
Story:
Als in Alaska ein Geheimlabor des FBIs ausgelöscht wird, beauftragt diese Organisation den Profiler Nathan Love. Nach einem tragischen Vorfall in seiner Vergangenheit war jener lange Zeit inaktiv. Doch sein neuer Auftrag motiviert ihn aufs Neue, sich in die Abgründe der menschlichen Seele zu stürzen. Was er allerdings nicht weiß ist, dass dieser Fall ihn bis aufs Äußerste fordern wird.
Meinung:
Schon immer hat der Tod, beziehungsweise die Möglichkeit, ihn zu überlisten, die Fantasie der Menschen fasziniert. Eine der berühmtesten literarischen Gestalten, die zwar starben, aber dann doch wieder lebten ist Lazarus, der von Jesus Christus persönlich auferweckt wurde. In "Phönix" ist dieser Gedanke Anlass zu einer wahren Schnitzeljagd rund um den Globus.
Das Buch erschien bereits 2009 in Gebundener Form im Limes Verlag und ist nun von Blanvalet im Taschenbuch-Format neu herausgebracht worden. Für Philip Le Roy stellt dieser Roman sein Deutschland-Debüt an, obwohl er in Frankreich, seiner Heimat, bereits seit 1997 verschiedene Geschichten geschrieben hat. Der passionierte Kinogänger und Globetrotter hat eine Vorliebe fürs Asiatische und Amerikanische. Sein Thriller "Phönix" wurde mit dem "Grand Prix de littèrature policière" ausgezeichnet.
Normalerweise ist in Fairbanks, Alaska, eher wenig los. Vielleicht ist dies auch der Grund dafür, weshalb das FBI dort ein Geheimlabor platziert hat. Doch dann wird dieses eines Tages geradezu ausgelöscht. Jegliches Leben, alle Beweismaterialien oder Unterlagen wurden gnadenlos vernichtet. Es gibt viele Vermutungen, die unter anderem auf Terror-Organisationen verweisen. Doch um den wahren Verdächtigen zu finden, benötigt es einen Profi.
Nathan Love war ein solcher. Ein exzellenter Profiler, der ein Anhänger fernöstlicher Philosophien und Nahkampf-Arten ist. Und jemand, der sich vor vielen Jahren zurückgezogen hat, nachdem seine Liebe brutal umgebracht wurde. Doch jetzt wird er wieder aktiv, und übernimmt die Ermittlungen in diesem Fall. Dabei kommt ihm seine Gabe zu Gute, in die Haut anderer schlüpfen zu können. Und schnell entpuppt sich sein Fall als eine wahre Schnitzeljagd rund um den Globus. Dabei wird schnell klar, dass der oder die Täter im Zusammenhang mit dem Vatikan stehen.
Ohne zu viel zu verraten, sei noch gesagt, dass der Schlüssel zu den Morden eine Schriftrolle ist, die aus dem Jahre 70 nach Christus stammt. Und damit ist auch klar, dass man es hier mit einem Thriller im Stile von Dan Brown zu tun hat. Es geht um ein uraltes Geheimnis, welches die Religion wie wir sie kennen erschüttern könnte und weshalb dunkle Mächte alles daran setzen, dieses Mysterium nicht ans Licht der Öffentlichkeit gelangen zu lassen.
Was bei anderen Autoren eher zu einer 08/15-Geschichte verkommen würde, wird bei Philip Le Roy zu einer spannenden Erzählung. Immer wieder baut der Autor Wendungen in der Handlung ein, die geradezu atemberaubend sind. Man wird auf falsche Fährten gelockt und fiebert mit den Figuren mit.
Die sind größtenteils sehr sympathisch geworden. Da ist beispielsweise die Ermittlerin Kate Nootak, die ursprünglich mit den Ermittlungen vor Ort beauftragt worden war. Sie selbst muss sich gegen korrupte oder desinteressierte Vorgesetzte durchsetzen und scheut auch vor Konflikten mit Unterwelt-Größen nicht zurück. Sie ist der eigentliche Star des Romans.
Denn Nathan Love, der für diese Rolle ursprünglich vorgesehen war, schafft es nicht, sie zu füllen. Das Problem liegt daran, dass er als Figur blass und konturlos wirkt. Nun könnte man meinen, dass dies zu seinem Wesen gehört, in die Haut anderer schlüpfen zu können. Doch erklärt dies nicht, wieso Philip Le Roy ihn als absoluten Superman darstellt. Denn auf Grund seiner jahrelangen Zen-Erfahrung ist der Profiler in der Lage, andere Menschen selbst durch zentimeterdickes Holz zu spüren oder Angreifer vorzuahnen. Ebenso ist er im Kampf unbesiegbar. Eine Horde kleiner Ganoven fertigt er schon fast nebenbei ab, ohne dass er großartig verletzt wird.
Gleichzeitig ist die Figur charakterlich ein Wendehals. Zuerst kommt er mit einigen Elementen des Falls nicht zurecht, nur um dann durch einen leidenschaftlichen Appell von Kate seine Meinung, sich erneut zurückzuziehen, wieder zu ändern. Diese Wendung geschieht so plötzlich und nicht nachvollziehbar, dass sie der Figur nicht gut tut.
Und so ist dieser Roman auch eher etwas "Für Zwischendurch".
Fazit:
In Philip Le Roys "Phönix" jagt der Profiler Nathan Love einen Killer quer über den Globus. Die Geschichte ist spannend und voller Wendungen. Die Figuren sind größtenteils sehr sympathisch geworden. Nur ausgerechnet die Hauptfigur ist es, die dem Roman schadet. Nathan Love ist eine Art Zen-Superman, der andere Menschen durch dicke Wände spürt und im Kampf unbesiegbar ist. Die Figur wirkt unglaubwürdig, vor allem, weil einige ihrer Entscheidungen unnachvollziehbar sind.
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