Handbuch des nutzlosen Wissens
Story:
Wusstest du, dass ein Zebra weiß- statt schwarzgestreift ist? Dass die Frau und die Mutter von Graham Bell von seiner Erfindung des Telefons nicht profitieren konnten, da sie beide taub waren? Dass 1799 die erste Frau auf der Bühne zersägt wurde, und zwar von dem Zauberer Graf des Grisley? Findest du, dass dieses Wissen nutzlos ist?
Meinung:
Es ist eine langweilige Feier, auf der du bist. Die Leute stehen herum, lassen das Eis in ihren Getränken schmelzen und finden dies das Aufregendste am ganzen Abend. Klar, dass etwas dagegen getan werden muss. Und so fängst du an, in deine Gespräche lauter kleine Infobrocken einfließen zu lassen. Ihr Nutzwert ist praktisch null, sie tragen nur dazu bei die Atmosphäre endlich zu beleben.
Und für einen solchen Anlass ist Hanswilhelm Haefs "Handbuch des nutzlosen Wissens" geradezu wie geschaffen. 1935 in Berlin geboren, war er bis 1980 Chefredakteur bei den Zeitschriften "Weltgeschehen" und "Europaforum", sowie des "Archivs der Gegenwart". Des Weiteren hat er als freier Publizist, Übersetzer und Forscher gearbeitet. Zu seinen sonstigen Werken gehören auch viele, die sich mit Ortsnamen und völkerkundlichen Studien beschäftigen. Sein "Handbuch" ist das erste Mal 1989 erschienen und seitdem viele Male neu aufgelegt worden. Aktuell lebt er in Belgien.
In sieben Kapiteln bringt er dem Leser nun jede Menge an "nutzlosem" Wissen bei. Zuerst kommt die Natur zur Geltung, danach die Völker mit ihren Eigenschaften, Eigenheiten, Riten und Sitten. Kapitel III beschäftigt sich mit der Geschichte, gefolgt von Staaten. Im fünften Abschnitt sind Gesetze und Regeln im Zentrum des Interesses, während Kapitel VI sich mit bekannten Personen und Persönlichkeiten auseinandersetzt. Den Abschluss bildet Kapitel VII mit der schönsten Sache der Welt.
Jedes Kapitel ist gleich aufgebaut. Eine Abbildung und zwei Zitate, die mehr oder weniger zum Thema passen, bilden die Einleitung. Auf den nachfolgenden Seiten erfährt man dann jede Menge interessante Dinge, die zum Kapitel passen. Und am Ende des jeweiligen Abschnittes beschäftigt sich der Autor in "Und zum guten Schluss" noch ausführlicher mit einer besonderen Geschichte.
Das Buch ruft beim Lesen die verschiedensten Emotionen hervor. Häufig lacht man, weil das Wissen, was Haefs aufbietet, einfach herrlich abstrus und doch zugleich höchst informativ ist. Zum Beispiel, dass man als Mensch mehr Bakterien im Mund hat als im After, oder dass Papst Johannes XII von einem gehörnten Ehemann erschlagen wurde. Fast immer sorgen diese Wissensbrocken für Erstaunen, weil sie ungewöhnlich und für die meisten Leser neu sind. Dass Giraffen nicht husten können, beispielsweise, dürfte nur wenigen bekannt gewesen sein.
Doch gibt es leider auch viele Fakten, die schlicht und ergreifend falsch sind. So behauptet Haefs, dass von allen Säugetieren der Mensch der einzige ist, der lächeln kann. Doch auf Menschenaffen sind in der Lage dies zu tun. Oder dass Hummeln nach den Gesetzen der Aerodynamik eigentlich nicht fliegen können, was sich schon längst als unwahr herausgestellt hat. Man kann jetzt natürlich auch behaupten, dass das Buch bereits schon älter ist, und seitdem einfach viele neue wissenschaftliche Erkenntnisse hinzugekommen sind. Doch kann man dies schlicht und ergreifend nicht gelten lassen. Zum einen ist schon seit den 1930er Jahren klar, dass das sogenannte "Hummel-Paradoxon" schlicht und ergreifend auf falschen Fakten beruht. Und zum anderen wirkt es etwas faul, wenn sich der Autor, der ja noch am Leben ist, sich bei einer Neuauflage nicht hinsetzt und nochmal alle Informationen auf ihre Richtigkeit überprüft.
Ebenso störend ist auch die Masse an Wissen, die der Autor dem Leser schon fast um die Ohren schlägt. Man ertrinkt förmlich in der Menge an Fakten, die Haefs in seinem Buch präsentiert. Dabei ist das Ärgerliche, dass er die meisten Infos einfach nur hinschreibt, sie aber nur in den seltensten Fällen ausführt und näher erläutert.
Positiv zu erwähnen sind die ausführlichen Bibliographie- und Register-Abschnitte. Hier kann man nichts bemängeln.
Wenn man auf einer Party die Stimmung aufmischen will, ist das Buch sicherlich eine gute Quelle. Ansonsten aber lohnt es sich nur "Für Zwischendurch"
Fazit:
"Handbuch des nutzlosen Wissens" von Hanswilhelm Haefs, bietet exakt das, was im Titel angekündigt wird. Jede Menge Informationen über Fakten, die nun nicht wirklich wichtig sind, aber trotzdem interessant sind. Leider sind einige der Wissensbrocken, die man als Leser erhält, falsch, und die Menge an Informationen ist zu viel.
|